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Würde - Roman

Titel: Würde - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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erhielt. Am Samstagabend wurde der Angeklagte dabei beobachtet, wie er sein Auto in der Nähe des Ortes parkte, wo Mr Matsuku inzwischen als Parkplatzwächter
tätig ist. Ein anderer triftiger Grund für den Angeklagten, sich in dieser Gegend aufzuhalten, ist uns nicht bekannt. Weder arbeitet er dort noch wohnt er da. Gestern wollte ich den Zeugen, Mr Matsuku, noch einmal befragen. Seine Kollegen, mit denen er gemeinsam einen Straßenabschnitt bearbeitet, erklärten mir allerdings, dass er verschwunden sei. Sie wussten nicht, wo man ihn finden kann.« Der Captain blickte starr auf eine Stelle vor sich in der Luft, während er seinen Monolog in gleichmäßigen, knappen Sätzen vortrug. Richard musste zugeben, dass er seine Sache gut machte.
    »Als ich sie nach dem Grund für Mr Matsukus Verschwinden fragte, erklärten mir die Männer, dass er am Samstagabend von einem Unbekannten bedroht worden sei. Die Beschreibung dieses Mannes traf genau auf den Angeklagten zu. Wir gehen deshalb davon aus, dass der Angeklagte seine Kautionsbedingungen verletzt hat. Euer Ehren, wir glauben, dass der Angeklagte den Zeugen aufgesucht und ihn bedroht hat, was diesen dazu veranlasst hat unterzutauchen. Wir können auch die Möglichkeit nicht ausschließen, dass dem Zeugen körperlich zugesetzt wurde …«
    »Einspruch, Euer Ehren.« Richard sprang auf. Er hatte bereits darauf gewartet, dass Faizal versuchen würde, eine derartige Behauptung einfließen zu lassen. »Das ist reine Spekulation«, erklärte er aufgebracht. »Ein Polizist, der so viel Erfahrung mit Zeugenaussagen hat wie er, sollte wissen, dass solche Äußerungen nicht zulässig sind.«
    Richterin Abrahams blickte ihn kalt an. »Und Sie, Mr Calloway, sollten wissen, dass die Vorsitzende Richterin ebenfalls erfahren genug ist, um auf einen solchen Hinweis nicht zu achten. Sie können sich also Ihre melodramatischen Einwürfe für einen anderen Gerichtssaal sparen.« Seufzend gab sie Faizal ein Zeichen fortzufahren.

    »Danke, Euer Ehren«, sagte dieser, den Mund zu einem selbstgefälligen Grinsen verzogen. Die Richterin achtete zwar nicht auf seinen Versuch, sich bei ihr lieb Kind zu machen, doch Richard konnte kaum an sich halten. »Euer Ehren, wir haben außerdem Grund zur Annahme, dass der Angeklagte aktiv versucht, die Identität des Hauptaugenzeugen des tödlichen Unfalls zu enthüllen. Wir mussten feststellen, dass der Angeklagte oder seine Leute die Parkwächter und die illegalen Straßenhändler in der Nähe des Unfallorts befragt haben. Sie haben versucht, die Identität und den Aufenthaltsort des Augenzeugen zu erfahren, und das bereitet uns Sorgen, wenn man bedenkt, was mit dem Zeugen Matsuku passiert ist. Wir befürchten, dass auch der zweite Zeuge, wenn der Angeklagte seine Identität erfährt, eingeschüchtert wird und sich dann weigern könnte, eine Aussage zu machen.« Er sah Richard direkt in die Augen und fügte dann beinahe flüsternd hinzu: »Oder Schlimmeres.«
    Richard stöhnte frustriert auf. Er konnte im Augenblick nichts unternehmen, um Faizal Einhalt zu gebieten.
    »Kennt die Staatsanwaltschaft den Aufenthaltsort dieses Augenzeugen noch immer nicht?«, wollte die Richterin wissen. »Obwohl weniger als eine Woche Zeit bis zum Prozessbeginn bleibt?« Sie war offenbar verwundert. Sie hatte zu schreiben aufgehört und fixierte stattdessen den Captain aus schmalen Augen.
    »Nein, Ma’am … Ich meine, Euer Ehren.« Faizal stand weiterhin mit herausgestreckter Brust vor ihr. »Wir glauben allerdings zu wissen, wer der Zeuge ist. Und wir sind uns sicher, ihn innerhalb der nächsten ein oder zwei Tage ausfindig zu machen. Wir konzentrieren unsere ganzen Kräfte darauf, Euer Ehren, denn meine Leute wissen, wie wichtig dieser Zeuge für den vorliegenden Fall ist.« Die Vorstellung, dass ein ganzer Trupp unter Faizals Führung Tag und Nacht beschäftigt war, um den wichtigen
Zeugen ausfindig zu machen, schien die Richterin etwas zu besänftigen.
    Jetzt erhob sich Richard und fing mit seiner Befragung an. »Captain Faizal«, sagte er und lächelte ermutigend. »Können Sie spezifizieren, ob dieser Antrag aufgrund von Paragraf achtundsechzig eins oder Paragraf achtundsechzig zwei gestellt wird?«
    Er hörte, wie Dumbelas Stuhl über den Boden kratzte, als dieser aufsprang, um zu protestieren. Doch wie Richard vermutet hatte, war Faizal begierig danach, einen guten Eindruck zu machen, und begann die Frage zu beantworten, noch ehe der Staatsanwalt dazwischengehen

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