Würfelwelt (German Edition)
Chance gegen zwei entschlossene Krieger wie uns.
„Das hätten wir geschafft!“, sage ich zufrieden.
Doch Gronkh wirkt nicht erfreut. „Meine Rüstung ist so gut wie im Eimer, mein Schwert hängt am seidenen Faden und ich hab nicht mehr genug Eisen, um ein neues zu machen. Noch so einen Kampf überleben wir nicht.“
„Vielleicht waren das ja schon alle Monster“, versuche ich ihn zu beruhigen. „Ich meine, so viele, wie da in dem Raum waren, muss das doch eine Art Nachschublager für finstere Gestalten gewesen sein.“
„Du hast ja keine Ahnung“, erklärt Gronkh. „Monster gibt es unendlich viele. Sie entstehen von selbst, in der Dunkelheit oder an speziellen Käfigen, die man Spawner nennt. Wir können von Glück sagen, dass da hinten in dem Raum keiner ist!“
„Na jedenfalls danke. Du hast mir das Leben gerettet!“
„Du mir auch. Sag mal, wie hast du das eigentlich gemacht?“
„Was?“
„Die Bedrock-Wand zum Einsturz gebracht. Als wenn du eine Fensterscheibe kaputtgehauen hättest. So was hab ich noch nie gesehen!“
Ich vermisse wieder mal die Schultern, mit denen ich jetzt gern zucken würde. „Keine Ahnung. Ich war einfach ... wütend.“
Er sieht mich lange an, geht jedoch nicht weiter darauf ein.
Wir sammeln einiges von dem Unrat auf, den die Monster zurückgelassen haben, darunter fünf der grünen Enderperlen und die beiden Betten.
„Seltsam“, sagt Gronkh. „Normalerweise droppen Endermen eher selten Perlen.“
Das muss ich wohl nicht verstehen.
Wir durchqueren den großen Saal. An seinem Ende befindet sich eine hölzerne Balustrade. Oben erkenne ich eine Truhe neben einer schlichten Tür.
Gronkh entfernt in weiser Voraussicht die Fackeln von den Wänden. Dann steigen wir die Treppe hinauf.
Er öffnet die Truhe. Doch statt der erwarteten Reichtümer befindet sich darin nur ein Haufen orangegelb funkelndes, nach Schwefel riechendes Pulver.
„Lohenstaub“, stellt er fest. „Das gefällt mir gar nicht!“
„Warum nicht? Ist das gefährlich?“
„Das nicht. Im Gegenteil, Lohenstaub ist ziemlich nützlich und selten.“
„Und wieso gefällt dir das dann nicht?“
„Weil man Lohenstaub braucht, um aus Enderperlen Enderaugen herzustellen. Und Enderaugen braucht man, um Festungen zu finden, in denen es Endportale gibt. Und um dann die Endportale zu aktivieren, um damit ins Ende zu reisen.“
„Und was ist so schlimm daran?“
„Die Tatsache, dass uns der Spieldesigner hier eine Truhe voller Lohenstaub hinstellt und wir schon eine ganze Menge Enderperlen erbeutet haben, ist ein Hinweis. Offensichtlich müssen wir genau das tun: Wir müssen ins Ende reisen!“
„Ins Ende? Nicht zum Ende?“
„Das Ende ist wie eine Art zusätzliche Dimension, eine Insel im Nichts. Nicht sehr groß, aber verdammt unangenehm. Dagegen ist der Nether Pauschalurlaub. Vor allem, weil man im Ende dem übelsten und mächtigsten Monster überhaupt begegnet: dem Enderdrachen. Wenn wir erst einmal durch das Endportal getreten sind, gibt es kein Zurück mehr. Dann müssen wir den Drachen besiegen oder sterben.“
„Und wenn wir ihn töten?“
„Dann haben wir gewonnen.“
„Gewonnen? Was denn?“
„Na ja, einfach gewonnen eben. Darum geht es doch, oder?“
Ich bin mir da nicht so sicher, versuche jedoch, Zuversicht zu verbreiten. „Klingt nach einer Aufgabe für zwei echte Helden!“
Gronkh sieht mich an. „Ich hoffe mal, das war sarkastisch gemeint.“
Wir öffnen die Tür. Ein Gang führt zehn Blöcke geradeaus. An seinem Ende stürzt ein Wasserfall durch ein Loch in der Decke. Das Wasser verschwindet nicht etwa in einem Ablauf, sondern kommt uns in einem stetig abnehmenden Schwall entgegen. Nach den Gesetzen der Physik sollte der Gang längst vollgelaufen sein.
„Was stimmt denn mit dem Wasser nicht?“, frage ich.
„Was stimmt mit dir nicht?“, fragt Gronkh. „Hast du noch nie einen Wasserfall gesehen?“
„Jedenfalls noch nie einen wie diesen, wo permanent Wasser herabrauscht, das nirgendwo versickert und trotzdem nicht mehr wird.“
„Das ist eben so“, meint Gronkh. Es ist schon merkwürdig: Er kommt aus dem Staunen nicht raus, wenn ich eine Wand aus Steinen zertrümmere, wundert sich aber kein bisschen über diesen Zaubertrick.
„Jedenfalls müssen wir da rauf“, sagt er.
„Wo rauf?“
„Durch das Wasser nach oben.“
„Wie soll das denn gehen?“
„Mach es mir einfach nach.“ Er stellt sich in den Wasserstrahl und gleitet durch die Öffnung in
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