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Würfelwelt (German Edition)

Würfelwelt (German Edition)

Titel: Würfelwelt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Olsberg
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aus, als unterhielten sie sich miteinander.
    Ich halte den Blick gesenkt und folge der Straße. Die Begegnung mit meiner falschen Mutter war sehr verstörend. Sie hat mir gezeigt, dass ich meinem eigenen Unterbewusstsein nicht vertrauen kann.
    Ich habe jetzt genug Ausrüstung, um mich einfach in den Boden zu graben. Aber etwas treibt mich weiter. Diese merkwürdige Stadt muss irgendeine Bedeutung haben. Vielleicht wäre es klug, herauszufinden, welche, bevor ich in den Nether hinabsteige.
    Mir fällt ein, dass ich im Zentrum der Stadt einen großen Palast gesehen habe. Ich bin nicht sicher, in welcher Richtung er liegt. Mir kommt der absurde Gedanke, einen Zombie nach dem Weg zu fragen. Besser nicht.
    Nach einer Weile gelange ich auf einen großen Marktplatz, auf dem jede Menge Verkaufsstände herumstehen. Zombies und Skelette verkaufen leuchtende Kürbisse, fauliges Fleisch, Waffen und Rüstungen sowie Köpfe und Körperteile von Kastenmännern.
    Plötzlich entsteht Aufregung: Die Morgendämmerung bricht an.
    Die Monster zerstreuen sich. Die Standbesitzer packen hastig ihre Waren ein. Als die Sonne aufgeht, huschen die letzten Untoten davon. Ein Zombie schafft es nicht mehr rechtzeitig zum Eingang seines Hauses und geht in Flammen auf. Er stößt verzweifelte Unnghs aus und irrt auf der Straße herum. Niemand hilft ihm.
    Er tut mir beinahe leid.
    Nach einem Augenblick löst er sich in Rauch auf. Zurück bleibt nur etwas fauliges Fleisch.
    Ich wandere durch die buchstäblich ausgestorbenen Straßen, bis ich zu einem Turm gelange, der mindestens hundert Blöcke in den Himmel ragt. Von dort oben hätte ich einen guten Überblick über die Stadt. Doch bestimmt wohnen eine Menge Skelette und Zombies darin. Wenn ich in ihren Schlafraum eindringe, werden sie mich vielleicht nicht mehr ignorieren. Also wandere ich weiter.
    Gegen Mittag finde ich endlich den Palast. Mehrere Treppenstufen führen zu einem Säulenportal. Dahinter erhebt sich ein riesiger rechteckiger Kasten, der von vier mit spitzen Dächern versehenen Türmen gekrönt ist.
    Die Architektur ist mir gut vertraut. Es war eines der größten Gebäude, die ich in Minecraft errichtet habe. Wenn es in dieser Stadt der Untoten einen König gibt, dann hier.
    Ich weiß auch schon, was das für ein Herrscher ist. Denn mitten auf dem Platz vor dem Palast erhebt sich die gut zwanzig Blöcke hohe Statue eines Endermans.
    Ich steige die Stufen hinauf und trete durch das Säulenportal. Dahinter liegt eine kleine Allee, die zum Eingangstor des Palastes führt. Es ist verschlossen. In meiner Version gab es einen Schalter neben dem Tor, mit dem man es öffnen konnte. Der fehlt hier.
    Ich könnte ein Loch in die Wand hauen, aber das würde wohl irgendwelche Wachen auf den Plan rufen. Also warte ich, bis es dunkel wird.
    Ich nutze die Zeit, um die umliegenden Straßen zu erkunden. Eines der Häuser in der Nähe sieht wie eine auf die Spitze gestellte Pyramide aus, ein anderes gleicht einem gestrandeten Schiff. Es ist ein seltsames Gefühl, durch diese fremdartige Stadt zu laufen und zu wissen, dass ich selbst sie geschaffen habe. Eigentlich müsste ich hier so etwas wie ein Gott sein. Stattdessen bin ich ein Gefangener.
    Die Sonne geht unter und das geschäftige Treiben auf den Straßen beginnt erneut.
    Ich frage mich, was mit all den Untoten geschieht, wenn ich mein Ziel erreiche und aufwache. Wird die Würfelwelt aufhören, zu existieren? Irgendwie wäre das schade.
    Als ich wieder vor dem Palasttor stehe, sind die Flügel geöffnet. Ein Skelett und ein Zombie in Eisenrüstung versperren mir den Weg.
    „Unngh?“, fragt der Zombie.
    „Ich möchte zum König!“, sage ich.
    „Unngh!“, bekomme ich zur Antwort. Die beiden machen keine Anstalten, beiseitezutreten.
    Also schön, wenn es nicht anders geht ... Ich zücke mein Schwert. Doch dann kommt mir ein Gedanke.
    „Unngh unngh unngh Unngh!“, sage ich.
    Ich habe keine Ahnung, ob meine Stöhnlaute in der Zombiesprache irgendetwas bedeuten. Möglicherweise habe ich den Wächter gerade tödlich beleidigt.
    Doch er nickt leicht mit dem Kopf, sagt „Unngh!“ und tritt zur Seite.
    Ich bin so verblüfft, dass ich einen Augenblick unschlüssig stehen bleibe. Dann trete ich rasch durch das Tor, bevor er es sich anders überlegt.
    Ich folge einem Gang, der mit rotem Teppich ausgelegt ist. Er führt in eine Halle mit hohen Fenstern. Der Boden ist in einem Schachbrettmuster aus Stein und Obsidian gefliest. Gewaltige Säulen tragen

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