Würfelwelt (German Edition)
eines ins Ende. Entscheide dich, welchen Weg du nehmen willst. Überlege gut, denn es gibt kein Zurück!“ Der Tod grinst mich an. „Ich wünsche dir Glück und freue mich auf unser Wiedersehen!
Ich öffne die Tür auf der linken Seite. Auf dem Boden des Raums befindet sich ein schwarzes Quadrat, umgeben von grünlichen Blöcken, in die Enderaugen eingelassen sind. Darüber tanzen violette Funken, die zeigen, dass das Portal aktiv ist.
Kleine, graue Wesen wuseln herum – Silberfische. Sie sind nicht sehr stark, können aber ziemlich lästig werden, wenn sie im Schwarm auftreten. Doch die Tiere verhalten sich nicht aggressiv. Im Palast des Todes herrscht Frieden.
Ich betrachte das Portal. Nur ein Schritt, und ich bin im Ende. Dort treffe ich auf den schrecklichen Enderdrachen. Allein der Gedanke daran verursacht mir Übelkeit.
Nein, ich bin noch nicht so weit, um diese Herausforderung anzunehmen.
Ich betrete den anderen Raum. Im Unterschied zum Endportal steht das Netherportal aufrecht. In der Mitte wabert eine violett schimmernde Fläche. Ein merkwürdiges, maschinenartiges Brummen und Zischen ist zu hören.
Im Unterschied zum Endportal funktionieren Netherportale in beide Richtungen. Ich kann also den Nether erkunden und, falls ich den Ausgang in die Wirklichkeit dort nicht finde, hierher zurückkehren und den Weg ins Ende nehmen.
Dieser Gedanke gibt den Ausschlag.
Schwindel befällt mich, als ich durch das Portal trete. Es fühlt sich an, als führe ich Achterbahn. Mir wird schwarz vor Augen.
Im nächsten Augenblick finde ich mich in einer riesigen Höhle aus dunkelrotem Gestein wieder. Trauben aus gelb leuchtendem Glowstone hängen von der Decke herab. Ein Lavastrom ergießt sich in einen großen Lavasee. Es ist seltsam still. Nur das gelegentliche Blubbern der Lava erfüllt die Höhle.
Das seltsame Geräusch, das Netherportale verbreiten, fehlt.
Ich drehe mich um. Hinter mir ist nichts außer rotem Stein. Es gibt keinen Weg zurück zum Palast des Todes.
Zu allem Überfluss erklingt jetzt ein klagendes Geräusch, wie das Weinen eines Kleinkinds. Irgendwo in der Nähe ist ein Ghast!
Es dauert nicht lange, da schwebt das quallenartige Wesen auch schon heran. Seine eckigen Tentakeln wedeln vor und zurück, als galoppiere er über eine unsichtbare Brücke. Er stößt sein weinerliches Geheul aus, als er mich erblickt, und schießt einen Feuerball auf mich ab.
Ich weiß, wie man mit einem Ghast umgehen muss. Aber es ist eine Sache, es am Computer zu tun, und eine ganz andere, hier in einem absolut real wirkenden Nether zu stehen, während ein riesiger Feuerball auf einen zuschießt. Ich hebe den Schwertarm und versuche, das Geschoss abzuwehren, schlage jedoch zu früh zu. Ich werde von der Explosion zur Seite geschleudert und erleide eine Menge Schaden, während einige der rötlichen Steinblöcke um mich herum Feuer fangen.
Ich hüpfe eilig davon. Ein weiterer Feuerball schlägt hinter mir ein. Der Ghast jammert, als sei er beleidigt, dass ich so herumzappele, statt mich von ihm grillen zu lassen.
Ich schaffe es, hastig einen Heiltrank herunter zu kippen und mein Schwert zu zücken, bevor der nächste Feuerball auf mich zuschießt. Diesmal ist mein Timing besser. Ich treffe die gleißend helle Kugel genau im richtigen Moment. Der Effekt ist ungefähr derselbe, als wehre man eine scharfe Handgranate mit einem Tennisschläger ab: Der Feuerball fliegt zurück zu seinem Urheber, wo er mit lautem Krachen explodiert.
Ich hüpfe hin und her wie Boris Becker zu seinen besten Zeiten. Aufschlag Ghast. Der Feuerball fliegt heran, ich retourniere ihn mit einer elegant geschwungenen Vorhand. Der Ghast stirbt mit einem schaurigen Babyschrei. Spiel, Satz und Sieg Marko!
Ich wandere am Ufer des Lavasees entlang. Die Höhle verengt sich zu einem Tunnel, der nur ein paar Blöcke hoch ist, um kurz darauf in eine weitere Höhle zu münden, noch größer als die vorherige. Hier gibt es gleich drei Lavafälle, die von der Decke herabstürzen und in einen großen See münden. Am entfernten Ende erkenne ich schwarze, rechteckige Konturen: Eine Netherfestung. Der Anblick erfüllt mich mit Hoffnung. Netherfestungen sind unangenehme Orte voller übler Überraschungen, aber wenn es irgendwo einen Ausgang aus dem Nether gibt, dann wahrscheinlich dort.
Eine Gruppe gruseliger Gestalten wandert ein paar Blöcke entfernt über den roten Boden. Sie sehen aus wie eine Kreuzung aus Zombies und aufrecht gehenden Schweinen:
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