Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Würfelwelt (German Edition)

Würfelwelt (German Edition)

Titel: Würfelwelt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Olsberg
Vom Netzwerk:
die Decke in zehn Blöcken Höhe. An den Wänden hängen düstere Gemälde voller Untoter.
    Das einzige Licht kommt von zwei großen Kaminen links und rechts. Am fernen Ende steht auf einem Steinpodest ein großer Thron aus knochenbleichem Material. Darauf sitzt ein Enderman.
    Der Weg dorthin führt durch ein Spalier von Zombies und Skeletten, die mich stumm anstarren.
    „Willkommen, Marko!“
    Die Stimme des Endermans klingt wie das Rascheln von altem Papier. Er spricht leise, doch ich kann jedes Wort verstehen, als flüstere er es direkt in mein Ohr. Ein Schauer läuft über meinen Rücken. War es ein Fehler, den Palast zu betreten?
    „Komm her!“, befiehlt der Enderman.
    Meine Beine setzen sich von selbst in Bewegung, als würden sie von ihm gelenkt. Ich vermeide seinen Blick.
    Irgendwo in diesem düsteren Palast scheint ein Untoter auf eine große Trommel zu schlagen. Dann begreife ich, dass ich meinen eigenen Herzschlag höre. Aber ist es das Herz meines Kastenkörpers oder mein eigenes in der Wirklichkeit?
    „Sieh mich an!“, befiehlt der König der Untoten, als ich vor seinem Thron stehe.
    Ich will mich widersetzen, doch es ist, als hebe eine unsichtbare Hand mein Kinn an.
    Seine Augen leuchten, aber es liegt keine Bosheit darin. Stattdessen wirken sie sanft und sorgenvoll.
    „Du musst keine Angst vor mir haben“, sagt der Enderman mit seiner tonlosen Stimme.
    „Wer ... wer bist du?“, frage ich.
    „Du weißt, wer ich bin“, antwortet er. „Schließlich hast du nach mir gesucht.“
    Ich will ihm widersprechen, doch ich bringe keinen Ton heraus. Denn er hat recht: Ich weiß, wer er ist.
    Er ist der Enderman - derjenige, der alles beendet.
    Vor mir, auf seinem knöchernen Thron, sitzt der Tod.
     
     

17.
     
    Ich will fliehen, doch der Blick der schwarzen Gestalt hält mich gefangen.
    „Es ist gut, dass du gekommen bist“, raunt der Tod. „Alles endet hier.“
    „Nein!“, protestiere ich. „Ich will nicht sterben!“
    „Wehre dich nicht dagegen. Es tut nicht weh.“
    Ich zücke mein Schwert. „Niemals! Ich habe dich schon mehrmals besiegt. Ich werde auch diesmal nicht vor dir zurückweichen!“ Doch meine Entschlossenheit ist brüchig.
    „Du kannst mich nicht besiegen“, sagt der Tod. „Niemand entkommt seinem Schicksal.“
    „Das werden wir ja sehen!“, brülle ich. Ich fuchtele mit meinem Diamantschwert in der Luft herum, doch die Kraft schwindet aus meinem Körper, ohne dass der Enderman mich auch nur berührt hätte.
    „Ihr Menschen habt Angst vor mir“, raunt er. „Aber das ist unnötig. Nicht zu existieren ist nichts Schlimmes. In all den Jahrmilliarden, bevor du geboren wurdest, gab es dich nicht, und war das etwa unangenehm? Ich bin sanft zu allen, die meine Umarmung annehmen. Nur, wenn du versuchst, mich zu bekämpfen, muss ich dir wehtun.“
    Ich will protestieren, doch mir fehlt die Kraft. Das Schwert in meiner Hand fühlt sich schwer an. Wie aus weiter Ferne erklingt ein alarmierendes Piepen. Hektische Schritte, ein aufgeregter Ruf: „Dr. Berkholm!“
    „Bitte!“, flehe ich. „Ich darf nicht sterben! Ich muss Amelie helfen und ihrem Stiefvater das Handwerk legen! Lass mich bitte aufwachen, nur noch einmal, damit ich die Wahrheit sagen kann! Danach kannst du mich von mir aus zu dir holen.“
    Der Tod mustert mich eine Weile. „Du bist bereit, dich mir hinzugeben, um Amelie zu helfen?“
    Der ganze Raum um mich scheint zu schwanken. Ich kann mich kaum noch auf meinen Kastenbeinen halten. Etwas drückt mir die Kehle zu. „Ja, das bin ich“, krächze ich.
    „Also gut.“ Der Tod macht eine Bewegung mit seinem langen Arm, und eine zentnerschwere Last fällt von mir ab. Ich kann wieder frei atmen. „Aber aufwachen lassen kann ich dich nicht. Du musst allein den Weg zu dir selbst finden.“
    Ich atme ein paar Mal tief ein und aus. Die Luft in meinen Lungen fühlt sich herrlich an. „Ich muss in den Nether“, sage ich. „Dort liegt der Ausgang. Kannst du mich dorthin bringen?“
    „Im Nether? Das würde mich wundern“, sagt der Tod. „Einen Ausgang in eine andere Welt als diese gibt es dort nicht. Der einzige Weg nach draußen führt durch das Ende. Doch dort lauern große Gefahren.“
    Ich bin verwirrt. Auf dem Schild stand, dass der Ausgang im Nether sei, doch Gronkh war der Meinung, ich müsse ins Ende. Hat der Tod etwa recht?
    Der Tod deutet auf zwei Türen links und rechts von seinem Thron. „In den Räumen dort befinden sich ein Portal in den Nether und

Weitere Kostenlose Bücher