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Würfelwelt (German Edition)

Würfelwelt (German Edition)

Titel: Würfelwelt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Olsberg
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als sie mir von ihrem Martyrium erzählte, und an das Lachen ihres Stiefvaters, als ich ihn mit seinen Taten konfrontierte.
    Ich reiße die Tür auf. „Ihr verdammten Arschlöcher!“, brülle ich in die Höhle.
    Dutzende von Skeletten, Zombies und Creepern starren mich erschrocken an. Viele machen einen Schritt rückwärts.
    „Ihr Scheißtypen glaubt, ihr könnt euch mit mir anlegen, ja? Haut ab, wenn euch eure kümmerliche Existenz lieb ist, oder ich mache Zombie-Geschnetzeltes mit Knochenmehl aus euch!“
    Die Monster weichen weiter zurück. Ein Creeper am Rand der Menge explodiert vor Schreck und reißt ein paar der umstehenden Untoten mit ins Nichts.
    Es funktioniert! Ich muss nur weiter auf sie einbrüllen, dann kann ich unbehelligt den schmalen Durchgang am anderen Ende der Höhle erreichen. Doch leider bin ich nie der Typ gewesen, der viel flucht, und mein Reservoir an Schimpfwörtern ist begrenzt. Mir fällt einfach nichts mehr ein.
    Die Monster stoßen Unnghs und Klicklaute aus und kommen näher. Schon fliegt ein erster Pfeil in meine Richtung.
    Verdammt! Woher bekomme ich jetzt ein paar handfeste Flüche?
    In meiner Verzweiflung greife ich auf Erinnerungen aus meiner Kindheit zurück. Tim und Struppi war eine meiner Lieblingscomicserien.
    „Alle hunderttausend heulenden und jaulenden Höllenhunde!“, brülle ich. „Hagel und Granaten! Elendes Piratenpack! Spitzbuben! Klabautermänner!“
    Die Monster suchen das Weite und drängen sich an den Rand der Höhle.
    „Kaulquappen! Süßwassermatrosen! Seegurken!“
    Ich hüpfe, so schnell ich kann, in Richtung Ausgang, während ich mein Gedächtnis nach dem unerschöpflichen Fluchreservoir Kapitän Haddocks durchforste.
    „Saubande! Landratten! Schweißfußindianer! Analphabeten! Einfaltspinsel! Waschlappen! Pestbeulen! Stinktiere! Affenpinscher!“
    Ich muss plötzlich lachen. Das ist einfach zu albern.
    Die Monster scheinen von meinem Gelächter angestachelt zu werden. Sie stürmen von allen Seiten auf mich zu.
    Ich renne, so schnell ich kann. Mit knapper Not erreiche ich den Ausgang.
    Ein Pfeil trifft mich in den Rücken, und für einen Moment wird mir schwarz vor Augen. Ich drehe mich um. „Spinnst du?“, brülle ich. „Das tat weh!“
    Das Skelett, das mich verfolgt hat, bleibt erschrocken stehen. Fast wirkt es, als wolle es sich entschuldigen.
    „Lasst mich endlich in Ruhe, verdammt noch mal!“, schreie ich. Dann drehe ich mich um und gehe weiter, ohne die Monster zu beachten. Nach einer Weile werden die Unnghs und Klicklaute hinter mir leiser.
    Absolute Finsternis umgibt mich. Ich stolpere voran, stoße immer wieder gegen Wände, doch ich schaffe es, dem unregelmäßigen Lauf der Höhle zu folgen. Ich kann nur hoffen, dass nicht irgendwo vor mir ein Loch im Boden ist.
    Bilde ich es mir bloß ein, oder ist da vorne ein schwacher Lichtschein zu erkennen?
    Nein, ich täusche mich nicht. Ein paar Biegungen noch, dann weitet sich der Gang, und Tageslicht strahlt herein. Ich bin wieder an der Oberfläche!
    Doch mit dem Anblick, der mich erwartet, als ich aus der Höhle trete, habe ich nicht gerechnet.
     
     

16.
     
    Ich stehe auf einem steilen Gebirgshang. Vor mir erstreckt sich ein breites Tal, durch das sich ein Fluss windet. Seine Ufer sind gesäumt von Bauwerken aller Form und Größe: einfache Holzhütten, stattliche Paläste, Türme, die höher als das Gebirge in den Himmel aufragen, graue Klötze ohne Türen und Fenster, dazwischen Gebäude, die irgendwelchen Dingen nachempfunden sind. Eines sieht aus wie ein gigantischer Pilz, ein anderes ähnelt einem Stiefel, ein drittes hat die Form einer überdimensionalen Comicfigur. Das Ganze wirkt, als hätte ein durchgedrehter Architekt seine schrägsten Ideen verwirklicht.
    Einige dieser Gebäude kommen mir bekannt vor. Ich habe sie in Minecraft selbst gebaut.
    Was will mir dieses Sammelsurium sagen? Sehe ich vor mir die Abgründe meines Unterbewusstseins ausgebreitet? Oder hat das alles gar nichts zu bedeuten?
    Wie auch immer, ich brauche etwas zu essen und Ausrüstung.
    Ich klettere den Berghang hinab. Aus der Nähe betrachtet erkenne ich, dass die Gebäude am Stadtrand dicht an dicht gebaut sind, so dass sie eine gemeinsame Außenmauer bilden. Ich muss eine Weile laufen, bis ich einen Durchgang finde. Er wird von einem Kastenmann mit hellblauem Hemd und dunkelblauer Hose blockiert.
    „Hallo!“, sage ich.
    Der Kastenmann antwortet nicht. Er scheint mich misstrauisch anzusehen, aber da sein

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