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Würstelmassaker

Würstelmassaker

Titel: Würstelmassaker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Emme
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beißen.

     
    *

     
    Obwohl die Zeit drängte, die Pressekonferenz sollte in einer knappen Stunde beginnen, beschloss Palinski, kurz ins Büro und nach Florian zu sehen.
    Der junge Kollege erklärte Margit eben aufgeregt etwas und deutete immer wieder auf seine Aufzeichnungen. Als Palinski eintrat, konnte Florian es nicht erwarten, mit der frohen Botschaft herauszurücken.
    »Ich glaub, ich hab das Rätsel gelöst«, freute er sich aufgeregt, »ich weiß jetzt, was die beiden Stapel mit den Lottozetteln zu bedeuten haben. Und warum Frau Stauffar sie zur Aufbewahrung weggegeben hat.« Er strahlte über das ganze Gesicht.
    Palinski brachte es nicht über das Herz, das Engagement Florians dadurch zu dämpfen, dass er ihn mit der Besprechung der Sache auf einen späteren Zeitpunkt vertröstete.
    »Ausgezeichnet«, lobte er Florian und er meinte es wirklich so. Wenn der Bursche so weiter machte, würde es Palinski schwer fallen, kommende Woche wieder auf seine Dienste verzichten zu müssen. »Du solltest versuchen«, wies er Florian an, »diesen Dr. Leuburger in Baden zu erreichen. Vielleicht lässt sich der Verdacht zunächst einmal telefonisch erhärten. Margit soll dir dabei behilflich sein .« Dann wandte Palinski sich auch schon wieder zum Gehen. »Übrigens, es wurde schon wieder ein Leichenteil gefunden, ein Oberschenkel«, informierte er seine beiden Mitarbeiter beiläufig.
    »Also, wenn das ein Linker ist, dann bedeutet das Opfer Numero 9«, stellte Florian lakonisch fest.
    Palinski verstand nicht sofort. »Was meinst du damit ?«
    »Ich habe mitgezählt und der einzige Körperteil, der von allen acht Opfern bereits gefunden worden ist, ist das linke Bein«, erläuterte der bemerkenswerte Bursche. »Das würde bedeuten, dass wir’s schon mit 9 Toten zu tun haben .«
    Wenn je etwas logisch gewesen war in Palinskis Leben, dann war es diese in ihrer Knappheit bestechende Feststellung. »Du wirst mir langsam unheimlich, Florian«, anerkannte er, aber das war nicht alles. In Wirklichkeit fing er an, ihn zu bewundern.

     
    *

     
    Trotz des Nachrichtenmonopols, das der Minister für sich bzw. von Fall zu Fall ausdrücklich für von ihm benannte Mitarbeiter in Anspruch nahm, war die Nachricht über die mögliche Festnahme des »Schlächters« irgendwie bereits in die Redaktion des auflagenstärksten Kleinformats des Landes gelangt. Die Leute da hatten so ihre Kanäle. Und dass sie eine über die nackten, in diesem Fall dazu auch noch höchst ungewissen Fakten hinausgehende, die Auflagezahlen explodieren lassende Schlagzeile auf der Titelseite daraus machten, versteht sich von selbst.
    Die frohe Kunde
    »SCHLÄCHTER VON DÖBLING ENDLICH GEFASST -
    Wien kann wieder aufatmen«,
    sprang an diesem Morgen den erleichterten Bewohnern der Bundeshauptstadt an allen Ecken förmlich ins Gesicht.
    Als der tatsächliche Schlächter das Haus verließ, um sich frische Semmeln aus der Bäckerei an der Ecke zu holen, erwartete ihn eine Überraschung. Er liebte nichts mehr, als das resche, dick gebutterte Gebäck mit der selbst gemachten Erdbeermarmelade. Nein, das stimmte nicht ganz. Noch mehr als sein Frühstück liebte er es seit Kurzem, in den Medien erwähnt zu werden.
    Er war daher höchst beeindruckt von der Nachricht, dass er gestern verhaftet und in Untersuchungshaft gebracht worden war. Das musste gefeiert werden, dachte er und beschloss, sich heute einmal eine zweite Buttersemmel zu gönnen, ausnahmsweise vielleicht sogar mit Nutella.
    Dann kam ihm der Gedanke, dass es sich bei dem glücklosen Kollegen um einen Nachahmungstäter handeln könnte, der ihm den in den letzten Wochen in harter Arbeit aufgebauten Ruf streitig machen wollte. Nach einigen Überlegungen beschloss er, sein Recht auf den Titel »Schlächter von Döbling« zu verteidigen. Entschlossen betrat er die Telefonzelle gegenüber der Bäckerei und wählte die Nummer des Polizeinotrufes.

     
    *

     
    Im gerichtsmedizinischen Institut war der Teufel los. Der durch die Urlaubszeit ohnehin reduzierte Personalstand, der immense, »schlächterbedingte« Arbeitsmehranfall und die qualitativ zwar ausgezeichneten, quantitativ aber eher nur symbolischen personellen Leihgaben anderer Institute bedeuteten schon ohne zusätzliche Probleme eine äußerst angespannte Situation, die sich durch den Beinbruch eines Kollegen sowie plötzlich einsetzende Blutungen bei einer im 5. Monat schwangeren Mitarbeiterin der Verwaltung über Nacht noch dramatisch zugespitzt hatte.
    In

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