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Wuesten - Tierparadiese unserer Erde

Wuesten - Tierparadiese unserer Erde

Titel: Wuesten - Tierparadiese unserer Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bertelsmann Lexikon
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Kälte trotzen. Der Bestand an Guanakos wird heute auf ca. eine halbe Million Tiere geschätzt. Als vor rd. 500 Jahren die spanischen Eroberer nach Südamerika kamen, sollen in Patagonien und in den Andenregionen mehrere zehn Millionen der Kleinkamele gelebt haben. Als billige Lieferanten von Wolle, Fleisch und Fell ersetzten sie jahrzehntelang das in der Haltung aufwändigere Zuchtschaf.
    Vikunjas – die Kostbaren
    Die zarten Vikunjas leben normalerweise in der baumlosen Puna auf über 4000 m Höhe, gern oberhalb der Baumgrenze und unterhalb der Schneefelder. Nur selten sind die scheuen Kleinkamele einmal auf einem der ausgetrockneten chilenischen Wüstensalzseen wie dem Salar de Surire zu beobachten. In ihrem extremen Lebensraum bläst beständig ein kalter Wind. Als Anpassung haben die Vikunjas ein besonders feines und dichtes Fell entwickelt, mit einer typischen Brustmähne von bis zu 30 cm Länge am Halsansatz. Vikunjas besitzen die feinste Wolle im gesamten Tierreich, feiner noch als die seidige Kaschmirwolle, die von der ursprünglich im Himalaya lebenden Kaschmirziege stammt. Zudem bringt die Schur eines Vikunjas lediglich 200 g Wolle, was sie besonders kostbar macht. Die Hochachtung vor der Wolle der Tiere drückt sich darin aus, dass man bei dem zusammenhängenden, frisch geschorenen Wollkleid auch vom »goldenen Vlies« spricht. Die Decke der Tiere ist rötlich mit einem goldenen Schimmer, während die Unterseite weiß gefärbt ist – im Gegensatz zu den Guanakos aber unscharf voneinander getrennt. In ihrem Lebensraum bedeutet dies eine perfekte Tarnung, denn an den rötlich gelben Berghängen sind die Tiere kaum auszumachen.
    Der Schatz der Inkas
    Zahlreiche Darstellungen von Vikunjas auf Felsbildern und Keramiken belegen: Bereits seit prähistorischer Zeit wurden die Kleinkamele wegen ihres Fleischs und ihrer Wolle gejagt. Den Inkas galt das Vikunja als kultisches Statussymbol. Die feine Wolle der Tiere war für sie ein Schatz: Nur der Herrscher und wenige Auserwählte durften Kleidungsstücke aus Vikunjawolle tragen. Die Treibjagd zur Schur der Kleinkamele galt als Staatsakt. Von einem erhabenen Jagdsitz aus befehligte der Inkaherrscher das Spektakel mit mehreren zehntausend Helfern. Der Fang dezimierte jedoch die Wildbestände nicht, denn die meisten Tiere wurden nur zur Schur ihrer feinen Wolle eingefangen und anschließend wieder freigelassen. Nur wenige überzählige Hengste wurden zur Fleisch- und Fellgewinnung getötet.
    Die stabilen Populationen zur Zeit der Inkas umfassten schätzungsweise 1,5 Mio. Tiere. Erst in der Kolonialzeit begann in größerem Maßstab die Dezimierung der Vikunjas, die sie an den Rand der Ausrottung brachte. Stellten Bauern den vermeintlichen Nahrungskonkurrenten ihrer Haustiere nur vereinzelt nach, so metzelten Wilderer die Kleinkamele nieder, um schnell an die begehrte Wolle zu kommen.
    Alpakas und Lamas – die ersten Haustiere
    Die eigentlichen Lamas sowie die Alpakas gelten als erste vom Menschen domestizierte Tiere. Vor rd. 5000 Jahren wurden sie von den frühen indianischen Hochkulturen Südamerikas wahrscheinlich aus dem Guanako gezüchtet. Nach neueren DNA-Untersuchungen könnte sich aber auch die bereits früher geäußerte Vermutung bestätigen, dass das Alpaka vom Vikunja abstammt. Beide dienten als Wolllieferanten; später wurde das Lama, dessen Wolle nicht so wertvoll war, vor allem wegen seiner Qualitäten als Lasttier gezüchtet. Das Fleisch der beiden Haustierformen galt nie als so schmackhaft wie das ihrer wilden Verwandten.
    Was die Yaks im Himalaya, sind die Lamas in den Anden: Noch in einer Höhe von 5000 m, wo die Atemluft nur noch wenig Sauerstoff enthält, sind diese größten der vier Kleinkamele in der Lage, eine Last von bis zu 50 kg an einem Tag über 30 km weit zu tragen. Eine solche Karawane zieht nicht allzu schnell, aber kontinuierlich und leichtfüßig auch durch unwegsames Gelände. Als Packtiere dienen die Hengste, deren Rückenfell nicht geschoren wird, damit es als natürliche Schutzdecke dient. Die Stuten und Fohlen werden halbwild auf Weiden gehalten. Der Dung der Lamas wird traditionell getrocknet und als Brennmaterial in der holzarmen Region genutzt. Etwa 3 Mio. dieser »Packesel« des Hochgebirges soll es in Südamerika noch geben – wenngleich die gutmütigen Tiere zunehmend von motorisierten Transportmitteln verdrängt werden.
    Die Alpakas sind zwar etwas kleiner als die großen Guanakos, aber die stämmigste Art der Gattung.

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