Wuesten - Tierparadiese unserer Erde
ermöglichen den Hasenmäusen die Besiedlung solch unwirtlicher Regionen wie der Atacama. Zur Not ernähren sie sich auch über einen langen Zeitraum ausschließlich von Flechten. Soweit vorhanden, nehmen sie aber alle erreichbare pflanzliche Nahrung zu sich, gern Gräser, Moose und Kräuter. Im Gegensatz zu den anderen Arten der Familie sind die Hasenmäuse tagaktiv. Zwar nehmen die Tiere regelmäßig frühmorgens ein Sonnenbad, zu ausgiebigen Aktivitäten bevorzugen sie jedoch einen bedeckten Himmel und somit kühlere Temperaturen. Sehr geschickt und wendig bewegen sich die Bergviscachas in ihrem steinigen Lebensraum. Die Fußsohlen ihrer sehr kräftigen Beine sind gut mit Muskeln bepolstert, was ihnen das Klettern und Springen in Felsen und Steilhängen erleichtert. Mehrere Familiengruppen der Hasenmäuse leben gesellig zusammen in größeren Kolonien von bis zu 60 Tieren. Naturgemäß bestimmt die zur Verfügung stehende Nahrung die Größe einer Viscachakolonie. In natürlichen Felsnischen und in Höhlen unter Steinen richten sich die Nagetiere ein. Ihre Krallen sind so schwach ausgebildet, dass sie sich damit nicht selbst einen Unterschlupf graben können. Jeweils eine Familie bewohnt eine Höhle. Bei drohender Gefahr stoßen die Bergviscachas einen durchdringenden Warnruf aus, woraufhin alle Koloniemitglieder rasch einen schützenden Unterschlupf aufsuchen. Die meiste Zeit geht es in der Kolonie friedlich zu; nur zur Fortpflanzungszeit kommt es vermehrt zu Auseinandersetzungen zwischen den einzelnen Familien und sogar innerhalb der eigenen Gruppe.
Periodisch werden in der Wüstenregion auch Mäuse der Art
Phyllotis darwini
beobachtet. In guten Fortpflanzungsjahren durchziehen ihre unterirdischen Gängen dicht an dicht den trockenen Boden. Es findet sogar eine Fledermausart in der Atacama ihr Auskommen, die hier endemische Art
Myotis atacamensis
aus der Familie der Glattnasen (Vespertilionidae). Diesem fliegenden Säugetier bietet sein großer Aktionsradius bei der steten Suche nach Beute die Überlebensmöglichkeit in der Wüste. Die letzten, größten und auch anspruchsvollsten Glieder der Nahrungskette, die Fleischfresser, fehlen in der Atacama nahezu vollständig. Nur hin und wieder durchstreift der schlanke, aber kräftige und mit einem dichten Fell ausgestattete Andenfuchs (
Dusicyon culpaeus
) oder gar ein Puma (
Puma concolor
) die Randbereiche der Trockenregion.
An der Wüstenküste
Im Gegensatz zum recht lebensfeindlichen Land pulsiert an dem lang gestreckten Küstenstreifen, wo die Atacama unmittelbar an den Pazifischen Ozean stößt, ein unerwartet vielgestaltiges Leben. Hier sorgt der kalte Humboldtstrom für eine ergiebige Algenentwicklung, Nahrungsgrundlage für zahlreiche Tierarten und einen großen Fischreichtum. So ernähren sich verschiedene Wasservögel u. a. von den riesigen Sardinenschwärmen und anderen Kleinfischarten. Neben Möwen, Seeschwalben und Austernfischern sind entlang der chilenischen Wüstenküste vor allem die bekannten Guanovögel zu finden: Guanokormorane (
Phalacrocorax bougainvillii
), Tölpel wie der Guanotölpel (
Sula variegata
), der Maskentölpel (
Sula dactylatra
) und der Blaufußtölpel (
Sula nebouxii
) sowie die chilenische Unterart des braunen Meerespelikans (
Pelecanus occidentalis thagus
). In Aushöhlungen des Guanos, den über Jahrzehnten verfestigten Exkrementen der Vögel, oder in den wenigen hier durch den Küstennebel gedeihenden Kakteen errichtet der Humboldt-Pinguin (
Spheniscus humboldti
) seine Bruthöhlen. Doch auch diese ungewöhnliche Lebensader am Küstenrand der Atacama ist durch Menschenhand bedroht. Überfischung und der kommerzielle Abbau des phosphathaltigen Guanos zur Düngemittelherstellung haben die einstmals Millionen umfassenden Meeresvögel bereits deutlich dezimiert.
Guanako & Co.: die Kleinkamele Südamerikas
Häufig werden die ausschließlich in Südamerika beheimateten Kleinkamele unter dem Überbegriff Lamas zusammengefasst. Am häufigsten und weitesten verbreitet ist das Guanako (
Lama guanicoë
), wohingegen das Vikunja (
Lama vicugna
) die Hochanden oberhalb der Baumgrenze bevorzugt. Die bekannteren Vertreter, das Lama (
Lama guanicoë glama
) und das Alpaka (
Lama guanicoë pacos
), sind lediglich gezüchtete Haustierformen.
© Corbis/Theo Allofs
Vikunjas vor dem majästätischen Parinacota-Vulkan
Auf weichen Sohlen
Die Kleinkamele gehören zu den Schwielensohlern (Tylopoda) aus der Säugetierordnung der Paarhufer
Weitere Kostenlose Bücher