Wuesten - Tierparadiese unserer Erde
Trennung zwischen Speisekammer und Kinderstube vollzogen haben. Graumöwen brüten nicht jedes Jahr. Wenn die Klimaanomalie El Niño den fischreichen Humboldtstrom von der Küste weglenkt und die Meeresvögel von ihrer Nahrungsgrundlage abschneidet, werden die Altvögel selbst kaum satt. Hungrige Küken und den energiezehrenden Pendelverkehr können sie sich dann nicht leisten.
Guanovögel: fantastische Taucher
»Mist, mit dem man düngt« bedeutet das Ketschua-Wort Huano auf Deutsch, aus dem sich durch falsche Aussprache das Wort Guano als Name für die Exkremente von Seevögeln entwickelte. Seit über 2000 Jahren wird der Vogelmist als Dünger genutzt und heute gehört er in vielen Ländern zu den wertvollen Bodenschätzen. Der Mineraldünger kommt nur in Zonen vor, in denen die Brutgebiete der Vögel so trocken sind, dass die Exkremente nicht durch Regen abgewaschen werden und sich über Jahre zu dicken Lagen verfestigen können. Dies ist im Küstenbereich der Atacama der Fall, wo viele Guanovögel wie Kormorane, Tölpel und Pelikane auf den vorgelagerten Inseln und den Felsküsten dicht an dicht brüten.
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Guanokormorane und Humboldt-Pinguine auf den Islas Ballestas
Temperaturkontraste
An der chilenischen Küste stoßen zwei unterschiedliche Extreme aufeinander: einerseits die sehr trockene Atacama-Wüste mit den geringsten Niederschlagsmengen der Welt und – für eine Wüste – eher niedrigen Höchsttemperaturen bis 30 °C und andererseits der Humboldtstrom mit seinen kalten, aber fischreichen Gewässern. Die aufsteigenden Strömungen enthalten viele Mineralien; sie vermischen sich mit den sauerstoffhaltigen oberen Schichten, so dass viel Plankton wächst, das Grundnahrungsmittel von Sardinen und anderen Fischen. Dies sind ideale Bedingungen für Tiere, die sich ausschließlich von Fischen, besonders von Schwarmfischen, ernähren. Außerdem bringen die vom kalten Wasser aufsteigenden Nebelfelder dem Küstenrand der Atacama gerade so viel Feuchtigkeit, dass Gebüsche als Nistgrundlage wachsen.
Vor allem die sog. Guanovögel, die mit ihren in dicken Schichten abgelagerten Exkrementen die Felsküste prägen, haben diese Region zum Brutgebiet auserkoren. Durch große Sardinen- und Sardellenschwärme ist die Nahrungsgrundlage zur Aufzucht der Jungvögel gut und die unwirtliche Atacama schützt die Brutgebiete vor dem Menschen. Zu den Guanovögeln im engeren Sinn zählt man den Guanokormoran (
Phalacrocorax bougainvillei
), den Guanotölpel (
Sula variegata
) und den Meerespelikan (
Pelecanus occidentalis
). Im weiteren Sinn werden auch Möwen und andere Vogelarten, die sich nur von Fisch ernähren, so bezeichnet.
Effektives Tauchen
Die drei Arten gehören alle zu den Ruderfüßern (Pelecaniformes), einer Ordnung von großen Seevögeln, die als einzige Vogelgruppe Schwimmflossen zwischen allen vier Zehen haben. Damit sind sie bestens ausgerüstet für die Jagd nach Fischen, also zum schnellen Schwimmen unter Wasser. Denn alle drei Ruderfüßerarten tauchen nach ihrer Beute – allerdings auf unter-schiedliche Weise. Die Vögel haben einen stromlinienförmigen Körper mit einem verhältnismäßig kleinen Kopf. Mit ihren langen und kräftigen Schnäbeln packen sie die Fische unter Wasser und transportieren sie in ihrem Kehlsack, der beim Pelikan besonders ausgeprägt ist, nach oben.
Der Guanokormoran
Der Guanokormoran ist nur eine von rd. 30 Arten in der Familie der Kormorane (Phalacrocoracidae), die auch Scharben genannt werden, was vermutlich von »Seeraben« abgeleitet ist. Mit einer Körperlänge von rd. 75 cm gehört er zu den großen Vertretern der Familie und kann an seiner federlosen, roten Haut im Gesicht, den beiden kleinen weißen Tupfen über den Augen und den rosafarbenen Füßen erkannt werden. Das Gefieder ist im Unterschied zu vielen anderen Kormoranarten nicht am ganzen Körper schwarz, sondern nur auf der Körperoberseite sowie an Kopf und Hals und besitzt dort einen leicht grünlichen Schimmer. Die Unterseite ist weiß gefärbt.
Nach dem Fischzug sitzt der Kormoran in charakteristischer Stellung mit abgespreizten Flügeln an Land, um sein Gefieder zu trocknen. Das schwarze Gefieder heizt sich beim Sonnen auf und trocknet dadurch schneller. Das ist ein nützlicher Ausgleich für seine Anpassung an effektives Tauchen: Im Unterschied zu den Federn vieler anderer Wasservögel sind die Deckfedern bei Kormoranen nicht Wasser abweisend, sondern
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