Wuesten - Tierparadiese unserer Erde
Klimaanomalie, die jedes Jahr um Weihnachten leicht, in unregelmäßigen Abständen von einigen Jahren aber in stark ausgeprägter Form auftritt, verändert mit dem Klima auch die Lebensbedingungen für die Guanovögel. Die kalten Strömungen vor der Atacama werden deutlich schwächer oder kommen in manchen Jahren ganz zum Erliegen. Das Plankton und damit auch die Schwarmfische ziehen sich in tiefere, weil kühlere, Wasserschichten zurück. Von den riesigen Fischbeständen sind in Tiefen bis 30 m nur noch kümmerliche Reste übrig. Meerespelikan, Guanotölpel und -kormoran sind zwar körperlich in der Lage, noch tiefer zu tauchen, doch bei solch tiefen Tauchgängen benötigen sie mehr Energie, die sie durch entsprechend größere Fischmengen ausgleichen müssten. Das gelingt ihnen in El-Niño-Jahren nicht und so müssen viele tausend Vögel verhungern: 1982 und 1983 starben über 70 % des Bestands, der sich mittlerweile aber wieder erholt hat.
Risikofaktor Mensch
Dass keine der Vogelarten heute als bedroht gilt, liegt auch an der Tatsache, dass die Guanovögel in Chile und Peru unter Schutz stehen und man sogar teilweise Mauern gebaut hat, um die Brutgebiete abzuschirmen. Denn da, wo die Vögel brüten, wird am meisten gekotet, d. h., die begehrte Guanoschicht wächst.
Guano ist ein typisches Produkt der Atacama, denn nur durch die Trockenheit an der Küste können sich die Vogelexkremente in relativ kurzer Zeit zu dicken Schichten verfestigen. An anderen niederschlagsreichen Küstenabschnitten werden sie vom Regen gelöst und abgewaschen. Der Mineraldünger wurde vielerorts durch Kunstdünger verdrängt, steht aber heute besonders in der ökologischen Landwirtschaft hoch im Kurs.
Der Humboldt-Pinguin: unerwarteter Bewohner der Subtropen
Dort, wo der kalte Humboldt-Strom die Küsten Chiles und Perus bespült, lebt der Humboldt-Pinguin (
Spheniscus humboldti
). Er ist einer von drei Vertretern dieser Vogelfamilie mit einem zumindest teilweise tropischen Verbreitungsgebiet. Seine nördlichste Kolonie befindet sich auf der peruanischen Isla Foca, nur fünf Breitengrade südlich des Äquators. Die Hitze kann ihm wenig anhaben; seine Eier brütet der Vogel meist im Schatten von Kakteen, Felsen oder kleinen selbstgegrabenen Höhlen aus. Bedrohlich wird es dagegen bei einer Erwärmung der Küstengewässer im Zuge des globalen Klimawandels, da Kleinfische wie Sardinen dann ausbleiben.
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Humboldt-Pinguine brüten in den Subtropen.
Verwandte, Nachbarn, Stellvertreter
An der Westküste Südamerikas kann man drei miteinander verwandte Pinguinarten der Gattung
Spheniscus
beobachten. Von Kap Hoorn bis nach Mittelchile begegnet man dem Magellan-Pinguin (
Spheniscus magellanicus
). Etwa von der Höhe der chilenischen Stadt Valdivia an wird dieser vom Humboldt-Pinguin abgelöst, der entlang der nordchilenischen und der ganzen peruanischen Küste lebt. Die dritte Art, der Galápagos-Pinguin (
Spheniscus mendiculus
), geht noch dichter an den Äquator. Die Verbreitungsgebiete der
Spheniscus
-Arten überlappen sich also nicht. Vikarianz nennen Biologen dieses Phänomen (lateinisch von »vicarius« = stellvertretend). Wettbewerb um Brutplätze oder Nahrung ist zwischen vikariierenden Arten deshalb so gut wie ausgeschlossen.
Höhlen zwischen Guano und Kakteen
Entlang seinem 4500 km langen Verbreitungsgebiet an der Westküste Südamerikas ist der Humboldt-Pinguin unterschiedlichsten ökologischen Bedingungen ausgesetzt. Neben gemäßigten Regenwaldküsten im Süden bewohnt er auch die im Norden liegende Atacama mit ihrem nährstoff- und fischreichen Auftriebsgebiet des kalten Humboldt-Stroms.
Die Nester der Humboldt-Pinguine sind verschiedenen Gefahren ausgesetzt: Dicht am Wasser können sie bei Sturm weggespült werden. Die besten Chancen haben Eier und Junge an höher über dem Meer gelegenen Felshängen, wo die Pinguine Höhlen in den Guano graben und diese von Jahr zu Jahr weiter benutzen. Da natürliche Felshöhlen und Nischen selten sind, müssen die Pinguine oft auf völlig offene Stellen ausweichen. Die Brut fällt dann häufiger Möwen, Geiern oder Füchsen zum Opfer. Einige Pinguine suchen zum Brüten auch den Schutz dorniger Kakteen. Humboldt-Pinguine brüten in Jahren mit normalem bis gutem Nahrungsangebot zweimal. Nach gut 40 Tagen Brutdauer schlüpfen die Jungen. Anfangs werden sie von einem Elternteil bewacht, während der andere auf Fischfang geht. Dabei entfernen sich die Altvögel
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