Wuesten - Tierparadiese unserer Erde
zu fressen. Kaktus-Bockkäfer befallen einzelne Kaktuspflanzen häufig in solchen Massen, dass diese stark geschädigt werden können. Ähnliches gilt für die 10–13 cm großen, bräunlich und gelb gefärbten Kaktuswanzen (
Chelinidea vittiger
). Mit ihren kräftigen Saugrüsseln durchstechen sie die harte Außenhaut der Kakteen, um sich vom Pflanzensaft zu ernähren.
Auch die Blüten vieler Kakteen, etwa die des Saguaro (
Carnegiea gigantea
), werden von einer Reihe Insekten aufgesucht. Das gilt nicht nur für Honigbienen (
Apis mellifera
), die dort Pollen und Nektar sammeln, sondern auch für den Glanzkäfer (
Carpophilus longiventris
), der sich von Kaktuspollen ernährt. Seine Larven machen eine extrem schnelle Entwicklung durch. Sie muss noch vor dem Verwelken und Abfallen der Blüten abgeschlossen sein, da nur in dieser kurzen Wachstumsphase ausreichend Nahrung und Schutzraum zur Verfügung stehen.
Die Ernteameisen (
Pogonomyrmex spec
.) sind dagegen auf die Samen der Kakteen als Nahrung angewiesen. Ihre Nester legen sie zum Schutz gegen die sengende Hitze metertief in der Erde an. Dabei bauen sie manchmal über 1000 Speisekammern für die Einlagerung ihrer nur saisonal zur Verfügung stehenden Vorräte. Solche unterirdischen Bauten können einen Durchmesser von 50 m haben.
Die Ernteameisen sind giftig und bekämpfen sich auch untereinander. Die einzelnen Völker benutzen leicht unterschiedliche Duftmarkierungen für ihre »Straßen« zu neuen Futterplätzen. Auf diese Weise können tödlich endende Auseinandersetzungen zwischen den Ameisenvölkern weitgehend vermieden werden. Fast unüberschaubar wird die Zahl der Insekten aber vor allem, wenn ein Kaktus abstirbt. Dann tummeln sich auf 2 m 3 Biomasse etwa 400 unterschiedliche Arten, entweder als fertige Geschlechtstiere (Imagos) oder als Larven. So legen Kaktusfliegen (
Odontoloxozus longicornis
) ihre Eier ab. Ihre Larven fressen Gänge durch das Kaktusfleisch und unterstützen damit für die nachfolgenden Organismen den Zersetzungsprozess.
Kakteen als Wasserlieferanten
Neben Insekten ermöglichen die Kakteen auch vielen anderen Tieren ein Überleben in der nordamerikanischen Halbwüste. Die Wüsten- oder Gopherschildkröte (
Gopherus agassizii
) kommt nur in der Sonora und den angrenzenden Gebieten vor. Sie bevorzugt bei der Futtersuche normalerweise Gräser und Kräuter. Diese fehlen aber während der langen Trockenzeiten, so dass die behäbigen Reptilien in dieser Zeit ebenfalls mit Kakteen vorliebnehmen. Die Wüstenschildkröte frisst vor allem die Früchte und Blüten der Kakteen, verschlingt aber auch manchmal ganze Jungpflanzen. Über diese Nahrung deckt die Wüstenschildkröte auch den größten Teil ihres Flüssigkeitsbedarfs. Ihr harter Panzer und die lederartige Haut schützen sie ausgezeichnet gegen Verdunstung. Daher halten es die Reptilien während der Trockenzeiten monatelang ohne einen Tropfen Trinkwasser aus. Sobald sich die Möglichkeit ergibt, trinken sie ausgiebig. Für den Notfall können sie beachtliche Mengen des Wassers in ihrer Harnblase speichern.
Die Halsbandpekaris (
Tayassu tajacu
) aus der Familie der Nabelschweine, die sich an das Leben in der Wüste angepasst haben, fressen vor allem die saftigen Sprosse von Opuntien, um ihren Flüssigkeitsbedarf zu decken. Erstaunlich ist dabei, dass sie problemlos die dornigen Kaktusstücke verschlingen. Sie rollen die stachlige Mahlzeit zunächst einige Male im Maul hin- und her, damit die Dornen abbrechen, um sie dann herunterzuschlucken. Häufig graben sie mithilfe ihres großen kräftigen Rüssels auch Wurzeln aus. Die Nabelschweine haben sich über ihr Nahrungsspektrum so an das Wüstenklima angepasst, dass sie nur sehr selten trinken müssen. Die etwa 50 cm hohen Pekaris streifen am späten Nachmittag oder in den frühen Morgenstunden im Schutz der Gruppe auf der Suche nach Nahrung durch ihr Revier. Der Name stammt aus der Sprache der südamerikanischen Tupi-Indianer und bedeutet »ein Tier, das viele Wege durch den Wald macht«. Einigen Populationen dieser ursprünglich Wälder bewohnenden Nabelschweine ist aber die Anpassung an den extremen Lebensraum der Sonora gelungen. Ihr Verbreitungsgebiet erstreckt sich über die Sonora hinaus von Mexiko bis nach Südtexas und Arizona.
Nestbau inmitten von Dornen
Zwar wachsen in der Sonora auch Bäume, aber für die Vögel, die stets auf der Suche nach sicheren Nistplätzen für die Aufzucht ihrer Jungen sind, reichen diese nicht aus.
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