Wuesten - Tierparadiese unserer Erde
Daher bauen viele ihre Nester in Kakteen. Der Gilaspecht (
Centurus uropygialis
) hackt seine Höhlen in hoch gewachsene Saguaros. Hier kann er seine Nachkommen gut geschützt gegen die Sonne aufziehen. Die nahezu unüberwindlichen Dornen und die große Höhe der Riesenkakteen erschweren den Zugriff von Räubern.
Zumeist nutzen die Gilaspechte die solide gezimmerten Höhlen über Jahre selbst. Wenn ein solcher Unterschlupf jedoch einmal verlassen wird, findet sich als Nachmieter sehr schnell ein neuer Interessent. Der Elfenkauz (
Micrathene whitneyi
) hat sich auf den Einzug in verlassene Spechthöhlen spezialisiert, um hier seinen Nachwuchs aufzuziehen. Stehen nicht ausreichend Spechthöhlen zur Verfügung, findet man den Kauz auch in den unterirdischen Bauten der Wüstenschildkröte. Der Elfenkauz gehört mit nur etwa 15 cm zu den kleinsten Eulen der Erde. Ein anderer Nachmieter verlassener Spechthöhlen ist der Kaktuszaunkönig (
Campylorhynchus brunneicapillus
). Auch die schwarz gefleckte, etwa 30 cm große Carolina- oder Trauertaube (
Zenaidura macroura
) errichtet ihr Nest gern in Kakteen, speziell in Chollas. Dort fühlen sich die Tiere so sicher, dass man sich ihrem Nest manchmal bis auf wenige Schritte nähern kann. Diese Zuversicht ist nicht ganz unberechtigt, denn die Dornen einer Kettenfrucht-Cholla (
Opuntia fulgida
) mit ihren feinen Widerhaken lassen sich nur schwer aus der Haut entfernen. Wer einmal diese schmerzhafte Erfahrung gemacht hat, wird die Pflanzen meiden – was auch für Nesträuber mit Appetit auf Eier oder Jungvögel gilt.
Beutefang mit Giftstachel
Dank der zahlreichen Insekten gibt es in der Sonora auch eine Reihe von Tieren, denen dieses Nahrungsangebot ein Auskommen bietet. Dazu gehören ein Dutzend Skorpionarten. Die urtümlichen Skorpione bevölkern schon seit etwa 400 Mio. Jahren die Erde. Sie fallen durch ihre Greifscheren auf sowie durch den lang gestreckten Hinterleib, an dessen Ende ein Giftstachel sitzt. Den heißen Tag verbringen die Tiere normalerweise versteckt unter Steinen, um sich dann mit Anbruch der kühleren Abenddämmerung auf die Jagd nach Insekten zu machen. Skorpione orientieren sich im Dunkeln nicht mit ihren leistungsschwachen kleinen Augen, sondern mit empfindlichen Sinneshaaren auf ihren beim Umherlaufen vorgestreckten Scheren. Damit registrieren sie jeden feinen Luftzug, der durch die Bewegung ihrer Beutetiere verursacht wird. Hat ein Skorpion Beute entdeckt, ergreift er sie mit den kräftigen Scheren. Tiere, die sich zu wehren versuchen, betäubt er mit einem Stich. Aus der Giftblase wird über den Stachel Flüssigkeit in das Opfer gepumpt. Mit seinen Scheren reißt er dann Stücke aus dem Beutetier und führt die Happen in den Mundvorraum, wo die Verdauung stattfindet. Die verflüssigte Nahrung wird dann mit der kleinen Mundöffnung aufgesogen.
Eine der größten und zugleich häufigsten Arten der Sonora ist der Große Texas-Skorpion (
Hadrurus arizonensis
), der bis zu 14 cm lang werden kann. Viel kleiner, dafür mit einem stärkeren Gift ausgestattet, ist der Kleine Texas-Skorpion (
Centruroides exilicauda
). Die etwa 8 cm großen Tiere sind äußerst flink und recht aggressiv. Sie stechen meist sofort zu, wenn man sie in ihrem Versteck aufstöbert.
Verteidigungsstrategien der Spinnen
Hauptsächlich von Insekten ernähren sich auch die großen, dicht behaarten und giftigen Vogelspinnen. Tagsüber halten sie sich in meist selbst gegrabenen, bis zu 2 m langen Wohnröhren auf. Manchmal benutzen sie aber auch die Gänge von Nagern und anderen Kleinsäugern oder sie verkriechen sich unter Steinen, welken Blättern und umgestürzten Kakteen. In diesen Verstecken verbringen die nacht- und dämmerungsaktiven Tiere nicht nur den Tag. Auch während der Häutung oder längerer Kälteperioden finden die Spinnen dort Schutz. Gerade Weibchen benutzen solche Schlupfwinkel nicht selten über Jahre, auch zur Eiablage. Verlassen sie den Unterschlupf, spannen die Tiere einen Sicherheitsfaden, der sie auf dem schnellsten Weg zurückfinden lässt.
Eine für die Sonora typische Art ist die etwa 8 cm große Mexikanische Blond-Vogelspinne (
Aphonopelma chalcodes
), deren bräunlicher Körper dicht mit langen »blonden« Haaren bedeckt ist. Die Art gehört zu den sog. Bombardierspinnen, die sich mit Hilfe von »Brennhaaren« verteidigen. Diese mit Widerhaken versehenen Reizhaare werden bei Bedrohung blitzschnell mit den Beinen vom Hinterleib abgestreift und dem Angreifer
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