Wuesten - Tierparadiese unserer Erde
Reptilien unter ihren Hufen starben. Im Lauf ihrer Entwicklungsgeschichte hatten diejenigen Schlangen einen Überlebensvorteil, denen es gelang, die großen Säugetiere rechtzeitig auf sich aufmerksam zu machen. Für diese Theorie sprechen auch die Lebensumstände jener Klapperschlangen, die keine Rassel ausbilden. So lebt die klapperlose
Crotalus catalinensis
auf der Insel Santa Catalina im Golf von Kalifornien. Da auf dieser Insel keine Huftiere leben, hat diese Klapperschlange das Attribut im Lauf der Evolution verloren.
Sonne tanken und Wärme »sehen«
Klapperschlangen sind wechselwarme Tiere. Da sie ihre Körpertemperatur kaum selbst regulieren können, entspricht diese weitgehend ihrer Umgebung. Deshalb gehören die Wüsten der Tropen und Subtropen zu ihren bevorzugten Lebensräumen. Klapperschlangen zählen zu den am höchsten entwickelten Grubenottern (Familie Crotalidae). Als Grubenottern haben die Klapperschlangen ein ungewöhnliches Sinnesorgan: Zwischen den Augen und den Nasenlöchern liegen beiderseits des Kopfs große Gruben – zwei Temperatursinnesorgane. Über diese sog. Lorealgruben spannt sich eine hauchdünne Membran, die pro Quadratmillimeter mit 1000 freien Nervenenden durchsetzt ist. Sie können Temperaturunterschiede von 0,003 °C erkennen. Diese Infrarotwahrnehmung verschafft den Klapperschlangen enorme Jagdvorteile. Die Schlangen sind meist nach Sonnenuntergang auf Beutefang. Im Dämmerlicht können sie mit ihrer eingebauten Infrarotkamera problemlos kleine Säugetiere über deren Wärmeabstrahlung aufspüren.
Gut ausgeprägte Sinne
Schlangen haben kein Außenohr und auch das Mittelohr ist stark verkümmert. Nur das Innenohr ist meist gut entwickelt, spielt aber nur eine untergeordnete Rolle. Es reicht jedoch aus, um Schallwellen wahrzunehmen, die über den Boden weitergeleitet werden. In der Regel fliehen Klapperschlangen deshalb auch, wenn sie früh genug die Vibrationen von kräftigen Fußtritten oder gar Hufen einer Herde ausmachen.
Ihr Geruchssinn ist hingegen gut ausgeprägt. Hinter der äußeren Nasenöffnung befindet sich eine großflächige Riechschleimhaut, mit der flüchtige Stoffe ausgezeichnet wahrgenommen werden. Wie die meisten Schlangen können auch Klapperschlangen sehr gut sehen. Mit ihrem weiten und dennoch überlappenden Gesichtsfeld können sie in größerer Entfernung Beute und Feinde erkennen. Sinnvollerweise sind Sehsinn und Infrarotsinn eng gekoppelt.
Letztlich erfolgt das Aufspüren von Beutetieren oder das Erkennen eines Feindes durch das fein abgestimmte Zusammenspiel aller Sinne. Wie alle Schlangen sind auch die Klapperschlangen echte »Feinschmecker«: Der sog. nasovomerale Sinn wird durch ständiges Züngeln aktiviert. Die feine, gegabelte Zunge nimmt beim Kontakt mit dem Boden, der Vegetation oder auch den Beutetieren nichtflüchtige Moleküle auf und leitet sie an das zuständige Sinnesorgan im Dach der Mundhöhle weiter. Dieses nasovomerale oder Jacobson’sche Organ wandelt die spezifischen Moleküle in Nervensignale um, so dass die Schlange gewissermaßen ihre Umgebung »schmeckt«.
So kann eine Klapperschlange ihre Beute als solche identifizieren, aber auch bei der Suche nach einem Schlangenpartner die von diesem ausgeschiedenen Sexualhormone erschmecken.
Lebend geboren und giftig
Die kühle Zeit des Jahres verbringen Klapperschlangen in einer Art Winterstarre. Kaum sind sie im Frühjahr erwacht, regt sich ihr Paarungstrieb. Zunächst scheiden die Weibchen über die Haut einen sexuell stimulierenden Stoff aus. Mit ruckartigen Bewegungen umschlingt das Männchen das Weibchen und führt eines seiner beiden Begattungsorgane ein. Haken halten es in der weiblichen Kloake fest, so dass die Kopulation bis zu 20 Stunden dauern kann. Klapperschlangen sind lebend gebärend. Die befruchteten Eier verbleiben bis zum Ausschlüpfen der Jungen im Körper des Muttertiers (Ovoviviparie). Die eingerollten Jungschlangen werden in einer dünnen, transparenten Membran abgesetzt. Sie müssen nur noch die Eihülle mit der Schnauze durchstoßen und sind als kleine Giftschlangen sogleich auf sich selbst gestellt. Für die meisten Klapperschlangenarten stellt dies eine Anpassung an ihren trockenen Lebensraum dar, denn im Körper der Mutter ist die für die Entwicklung der Eier nötige Feuchtigkeit gewährleistet. Außerdem sind die Eier im Mutterleib besser vor Räubern geschützt. Der Preis dafür: Ein trächtiges Weibchen ist weniger beweglich. Doch für den Fall eines
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