Wüstenfeuer
Übersetzung angefertigt wurde. Julie Goodyear,
die
Kapazität in Sachen Kitchener, hat bei der Suche nach dem Manifest maßgeblich mitgeholfen und hält für möglich, dass die Kirche von England Kitchener deswegen hat ermorden lassen.«
»Ich finde, man kann ihre Ängste verstehen«, sagte Giordino. »Ein Ossuarium mit Jesus’ Gebeinen zu finden, würde sicherlich eine kleine Revolution auslösen.«
»Es gibt da offenbar eine interessante Verbindung zu den römischen Artefakten, die wir in dem osmanischen Wrack gefunden haben, die ebenfalls aus der Zeit Konstantins und Helenas datieren.«
»Wurden demnach diese Jesus-Reliquien auf ein römisches Schiff gebracht, das Caesarea verließ?«, fragte Dirk.
Summer nickte. »Helena soll eine Pilgerfahrt nach Jerusalem unternommen haben, wo sie, wie sie behauptet, das Heilige Kreuz gefunden haben will. Fragmente dieses Kreuzes findet man heutzutage in verschiedenen Kirchen überall in Europa. Eine beliebte Legende besagt, dass die Nägel des Kreuzes eingeschmolzen und in einem Helm und Zaumzeug für Konstantin verarbeitet wurden. Also sind Helena und das Kreuz sicher nach Byzanz gelangt. Von diesen Gegenständen ist jedoch nicht mehr die Rede«, fügte sie hinzu und deutete auf die Frachtliste. »Sie müssen separat auf die Reise geschickt worden sein, gingen wohl verloren und wurden schließlich vergessen. Könnt ihr euch vorstellen, welche Wirkung es gehabt hätte, wenn wir ein zeitgenössisches Bild von Jesus gefunden hätten?«
Im Raum wurde es still, als die Phantasie eines jeden Anwesenden eine visuelle Darstellung des Namensgebers einer Weltreligion hervorbrachte. Eines jeden – mit Ausnahme von Dirk. Sein Blick ruhte weiterhin auf dem unteren Teil des Manifests.
»Caesarea«, sagte er. »Das deutet darauf hin, dass die Ladung Caesarea unter dem Schutz römischer Legionäre verlassen hat.«
»Das ist doch dort, wo du gearbeitet hast, nicht wahr?«, fragte sein Vater.
Dirk nickte.
»Sie haben nicht zufälligerweise einen in Stein gehauenen Reiseplan hinterlassen?«, fragte Giordino.
»Nein, aber wir konnten eine Anzahl Papyrusdokumente aus dieser Zeit entschlüsseln. Das interessanteste beschreibt die Gefangennahme und Hinrichtung einiger zypriotischer Piraten. Offenbar hatten die Piraten längere Zeit, bevor sie geschnappt wurden, auf See eine Begegnung mit römischen Legionären. Dr. Haasis, mit dem ich in Caesarea zusammengearbeitet habe, hat gesagt, die römischen Legionäre hätten zu einer Gruppe namens
Scholae Palatinae
gehört, angeführt von einem Centurio namens Platus, wenn ich mich richtig erinnere.«
Gunn fiel beinahe vom Stuhl.
»Was … wie, sagtest du, war sein Name?«, stammelte er. »Platus, oder vielleicht war es auch Platius.«
»Plautius?«, fragte Gunn. »Ja, das war es. Woher wusstest du das?«
»Das war der Name auf meinem Grabstein, äh, also auf dem Stein, der in der Nähe des Wracks gefunden wurde. Es war ein Andenken an Plautius, der offenbar bei einem Kampf auf See umgekommen ist.«
»Aber du hast keine Ahnung, woher die Grabplatte stammte?«, fragte Dirk.
Gunn schüttelte den Kopf, während sich Zeibigs Gesicht plötzlich aufhellte.
»Dirk, sagten Sie, die Piraten kamen aus Zypern?«, fragte er.
»Das ging zumindest aus dem Papyrusbericht hervor.«
Zeibig blätterte einige Papiere durch und zog ein Blatt mit wissenschaftlichen Notizen heraus.
»Der römische Senator, der namentlich auf der goldenen Krone verewigt ist, hieß Artrius? Dr. Ruppe schickte einige Daten, aus denen hervorgeht, dass er für kurze Zeit den Posten des Gouverneurs von Zypern bekleidet hat.«
Der Anflug eines Lächelns huschte über Pitts Gesicht.
»Zypern, das war der Hinweis, der uns gefehlt hat.
Wenn die zypriotischen historischen Archive vollständig sind, dann wette ich, dass ihr feststellen weidet, dass dieser Traianus, also der Name auf dem Monolithen, ebenfalls auf Zypern war. Vielleicht sogar dem Gouverneur Artrius unterstellt war.«
»Sicher«, stimmte Giordino ihm zu. »Traianus erhielt wahrscheinlich vom Gouverneur die Anweisung, eine Gedenkstätte zu errichten, nachdem die goldene Krone mit der Post gekommen war.«
»Aber was hatten die römische Krone und der Grabstein in einem osmanischen Wrack zu suchen?«, fragte Dirk.
»Ich glaube, dazu habe ich eine Theorie«, sagte Zeibig.
»Soweit ich mich erinnere, verblieb Zypern noch lange nach dem Untergang des Römischen Reichs unter venezianischer Herrschaft. Aber die Osmanen
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