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Wüstenfeuer

Wüstenfeuer

Titel: Wüstenfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
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wieder auf den Bagger und auf den Augenblick der Wahrheit konzentrierte.
    »Bringen Sie uns von hier weg!«, schrie Maria mindestens zum dritten Mal.
    Die normalerweise so kühle und disziplinierte Despotin war in heller Panik, während sie wiederholt auf ihre Uhr schaute. In nur wenigen Minuten wäre es so weit.
    Schweiß perlte auf der Stirn des Jachtkapitäns, während er das Ruder hin und her drehte und versuchte, das Boot von der Stahltreppe zu befreien. Er hatte gewartet, bis die Galata-Brücke hinter ihnen lag, ehe er die Motoren auf Rückwärtslauf geschaltet hatte und sich gegen den Schwung des Tankers stemmte. Doch die Leiter steckte im Rumpf der Jacht wie ein Angelhaken im Maul eines wütenden Marlins.
    Die Motoren der Jacht kreischten auf, als der Kapitän bei Rückwärtsfahrt Vollgas gab und versuchte, das Boot vom Tanker wegzumanövrieren. Für den Kapitän nicht zu erkennen, hatten sich die Stützräder der Leiter und deren Achse im Ankergehäuse der Jacht mit der Ankerkette verheddert und waren jetzt durch die verzweifelten Manöver des Bootes untrennbar miteinander verbunden.
    Die Treppe sah mittlerweile wie eine missratene Brezel aus, nur dass sie aus Stahl bestand. Doch die untere Plattform wollte nicht abbrechen. Während die Propeller das Wasser an ihrem Heck zu einem weißen Gischtstrudel aufwühlten, wurde die Jacht wie ein Schoßhündchen an einer zu kurzen Leine vom Tanker mitgeschleift. Der Kapitän starrte auf den Bagger und wartete darauf, dass die
Dayan
vor dem belgischen Schiff abdrehte. Aber je näher sie kamen, desto klarer wurde ihm, dass der Tanker nicht mehr ausweichen konnte.
    In einem letzten verzweifelten Versuch lenkte er die Jacht abrupt hin und her, krachte gegen die Flanke des Tankers, ehe er wieder auf Distanz ging. Aber die hartnäckige Plattform wollte nicht kapitulieren. Der Bug der
Dayan
befand sich jetzt auf gleicher Höhe mit dem Bagger, doch er konnte erkennen, dass zwischen den Schiffen ein schmaler Spalt klaffte, obgleich der Ausleger tief ins Wasser eintauchte.
    Während Maria ihn mit ihren Blicken geradezu erdolchte, deutete er mit einem Kopfnicken auf den Bagger.
    »Der Ausleger wird uns von der Leiter trennen«, versprach er. »Wir sind gleich frei.«
78
    Pitts Augenmaß mochte zwar nicht perfekt sein, aber doch immerhin beachtlich.
    Der Bug der
Dayan
glitt wenige Meter an dem Schneidkopf vorbei, ehe dessen rotierende Zahnreihen mit dem Rumpf des Tankers auf Tuchfühlung kamen.
    Obwohl vom Wasser ziemlich gedämpft, gab der Schneidkopf ein durchdringendes Kreischen von sich, als seine Zähne über die stählernen Rumpfplatten schrammten. Ein paar Meter weit grub der Kopf lediglich eine tiefe Kerbe in die Tankerflanke. Dann erwischten die Zahnkränze eine Schweißnaht und rissen sie zu einem klaffenden Loch auf.
    Einmal eingedrungen, gab es kein Halten mehr. Die rotierende Schneidkugel nagte sich wie ein hungriger Biber durch den Rumpf, unterstützt vom Trägheitsmoment des 8000 Bruttoregistertonnen großen, weiter treibenden Tankers. Die Wolframzähne fraßen sich durch den Rumpf und in die rostfreien Stahltanks, die reines Trinkwasser enthielten, wenn das Schiff beladen war. Doch anstelle von Trinkwasser schwappte in den Tanks jetzt eine grüne Brühe, da die Fluten des Bosporus schäumend in den Rumpf des Tankers eindrangen.
    Von seinem erhöhten Standort aus sah Pitt die Wasserwirbel auf dem Boden des vorderen Steuerbordtanks.
    Er konnte nur hoffen, dass das Wasser schnell genug stieg, um auch in den Backbordtank hinüber zu schwappen, so dass sich die Explosionswucht der beiden Sprengladungen auf ein Minimum reduzierte. Aber die Zeit war nicht auf seiner Seite.
    Als er den Blick über das Deck der
Ibn Battuta
schweifen ließ, entdeckte er Giordino, der bereits wieder zum NUMA-U-Boot zurückschlich. Er war an der Heckreling von einer Handvoll Mitglieder der Bagger-Crew abgelöst worden. Von dem Lärm geweckt, standen sie da und starrten völlig perplex auf den riesigen Tanker, der sich nur wenige Schritte von ihnen entfernt befand.
    Während der Schneidkopf auf gleiche Höhe mit der Kommandobrücke kam, trat Pitt an den Steuerstand und legte als letzte Geste das Ruder auf fünfzehn Grad Backbord. Bereits durch das einströmende Wasser gebremst, würde der Tanker nach Pitts Einschätzung wahrscheinlich noch gut eine halbe Meile weiter treiben, ehe er explodierte, und er wollte sichergehen, dass er auf die Mitte des Kanals zusteuerte. Der Schneidkopf schrammte

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