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Wuestenmond

Wuestenmond

Titel: Wuestenmond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Federica de Cesco
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Namen ihres Lieblingskamels nicht preisgeben. Sie hüten das Geheimnis wie den Namen einer schönen Frau«, setzte er hinzu, und ich lachte.
    Wir gingen ins Haus. Elias schob seinen Schleier herunter und trank eine große Tasse Milchkaffee, während er Ismain einige Anweisungen auf Tamahaq gab. Zu mir sagte er:
    »Wir werden einen Umweg machen, wenn es dir recht ist. Da gibt es einiges, das ich dir zeigen möchte.«
    »Weit?« fragte ich.
    »Nicht sehr weit. Und am ersten Tag wirst du froh sein, daß ich dir nicht zehn Stunden im Sattel zumute. Übrigens solltest du deinen Kopf schützen. Die Sonne brennt.«
    »Ich habe meine Mütze vergessen.«
    Elias rief Ismain einige Worte zu. Dieser ging hinaus und kam einen Augenblick später mit einem großen Baumwolltuch wieder zurück.
    »Steck deine Haare hoch«, sagte Elias. »Ich werde dir den Schesch binden.«
    Ich hielt still, während er mit geschickten Fingern den Stoff glättete, faltete und knotete. Ich war erstaunt, wie angenehm und leicht sich die Baumwolle anfühlte. Elias trat zurück, um das Ergebnis zu beurteilen. Dann legte er die Hände auf meine Schultern und lachte vergnügt.
    »Jetzt bist du eine perfekte Targuia!«
    Ich verzog das Gesicht.
    »Das wird sich zeigen, wenn ich im Sattel sitze.«
    Inzwischen hatte Ismain eine Thermosflasche mit Milchkaffee gefüllt. Er hatte für uns Proviant vorbereitet: Brot, Orangen, Datteln, Tee. Dazu Hirse und Zucker. Elias stopfte das Ganze in seine lederne Satteltasche. Als er Iuinarans Zügel ergriff, hob die Stute ruckartig den Kopf, knurrte und legte die Ohren flach. Ich schwieg; aber Elias sah den Argwohn auf meinem Gesicht und blinzelte amüsiert.
    »Immer mit der Ruhe, die tut dir nichts. Aber du mußt deine Schuhe ausziehen. Kamele ertragen nur den Druck nackter Fußsohlen auf 274
    ihrem empfindlichen Hals.«
    Der Zügel aus geflochtenem Leder, den Elias mir reichte, hieß Arsema und führte zu einem Ring, der durch die Nüstern des Tieres ging.
    »Zieh möglichst nicht daran«, fuhr Elias fort. »Es macht das Mehari nervös.« Er nahm mir die Turnschuhe ab, verknotete die Bänder und befestigte sie am Sattelknauf. Dann hielt er das Mehari und stieß einige Pfiffe aus, während ich höchst ungeschickt in den Sattel stieg.
    Der Sattel wurde vor dem Höcker festgegurtet und machte einen wackeligen Eindruck. Elias zeigte mir, wie ich einen Fuß in den ledernen Halsriemen stecken konnte und somit mehr Stabilität auf dem hohen Sattel hatte. Dann gab er dem Tier einen Klaps auf die Flanke. Iuinaran warf ihren Kopf heftig nach hinten, stieß ein lautes Grunzen aus. Dann streckte sie die Beine: Ein Stoß schleuderte mich nach vorn, ein zweiter nach hinten. Das Mehari stand, und ich schwebte in unsicherem Gleichgewicht wohl an die zwei Meter über dem Boden. Elias sah amüsiert zu mir empor.
    »Geht es?«
    Ich setzte meine Sonnenbrille auf.
    »Man sieht die Welt von oben.«
    Ismain, dem meine Befangenheit nicht entgangen war, lachte mit schneeweißen Zähnen, und Fuad tanzte übermütig um uns herum.
    Inzwischen hatte Elias seine Sandalen von den Füßen gleiten lassen.
    Er band sich die Arsema um das Handgelenk und schwang sich in den Sattel. Atlar stieß ein lautes Protestschnauben aus, warf den Kopf mit gewaltigem Schwung nach hinten, den schlangengleichen Hals nach vorn, und schon stand er auf den Beinen. Es war, als ob sich die Bewegung des Reiters und das Aufrichten des Kamels im gleichen Atemzug vollzogen hätten. Nun drückte Elias dem Falben seine Zehen seitlich in den Hals. Atlar setzte sich in Bewegung; die Stute schritt hinter ihm her, im Paßgang. Ismain und sein Sohn folgten uns lachend und winkend, während wir durch das Tor auf die Straße traten.
    Im Gleichschritt ritten wir durch die noch ruhigen Straßen. Elias’
    Oberkörper wiegte sich leicht im Rhythmus der Schritte. Dann und wann streichelte er mit seiner Reitgerte die Flanken des Tieres. Die Füße der Kamele raschelten durch den pulvrigen Sand. Unter mir schaukelte mit leisem Quietschen der Sattel, die Amulette klingelten.
    Ein Esel brüllte, ein Ziehbrunnen quietschte. Das Krähen der Hähne klang wie ein Echo von Hof zu Hof, aus denen der Geruch von 275
    Holzkohle stieg. Vom Mehari aus sah ich in die kargen, zum Teil versandeten Gärten, die hinter den Mauern verborgen waren. Die ersten Kinder waren schon auf dem Schulweg, eine schwarzgekleidete Frau trug einen Korb auf den Schultern. Die silbernen Blätter der Tamarisken flirrten im Wind.

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