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Wuestenmond

Wuestenmond

Titel: Wuestenmond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Federica de Cesco
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meinen Körper zurück und erfüllte mich mit prickelnder Frische. Ich streckte mich, sank mit einem Seufzer des Wohlgefühls in mich zusammen.
    Als ich mich im Schlafsack aufrichtete, sah ich Elias kommen. Trotz der Kälte trug er nur die Gandura über der bloßen Haut. Die weiten Ärmel hatte er hoch über die Schultern geschoben, so daß seine Arme nackt waren. Er hielt mit beiden Händen die Tamanast, die kleine Blechschüssel, die immer am Kamelsattel hing, und stellte sie behutsam neben mich.
    »Ich habe dir Wasser geholt.«
    »Du denkst an alles.«
    »Das ist auch nötig in der Wüste.«
    Er wandte sich ab, um die Glut zu entfachen. Als ich auf den Beinen stand, zuckte jeder Schritt wie ein Stromschlag durch meinen Körper. Ich machte einige Bewegungen, um meine Muskeln zu lockern. Das Wasser war noch eisiger als die Luft, eine Gänsehaut überlief mich. Eiseskälte, das war gerade das Richtige für mich. Ich wusch mir das Gesicht und putzte mir die Zähne. Dann schüttelte ich mein Haar hin und her und fuhr mit gespreizten Fingern von hinten und von der Seite hindurch, um es zu lockern. Inzwischen schürte Elias das Feuer. Schon stieg eine kleine Rauchfahne hoch. Von weit unten am Himmel kroch die Sonne empor; sie hing tief im Südosten als silberhelle Scheibe am Horizont. Dann stieg sie höher, und das strahlende Licht legte sich auf die Erdwölbung, schwang sich wie eine Welle über die Dünenkämme. Ich setzte mich neben Elias, hielt meine Hände über die wärmende Glut.
    »Wie fühlst du dich?« fragte er. »Ein wenig müde?«
    »Ein wenig steif.«
    Elias schnitt Brot in Scheiben. Wir tranken den heißen Kaffee aus der Thermosflasche, und Elias sagte:
    »Das, was ich dir zeigen will, befindet sich einen halben Tagesritt von hier. Schaffst du das?«
    »Wie bei allem anderen sollte man maßhalten«, erwiderte ich, worauf er lachte. Ich rollte den Schlafsack zusammen, stopfte das Kochgeschirr in die Taschen. Elias löschte das Feuer, zerstreute die 284
    Glut und sattelte die Mehara. Die Kamele schnaubten, ließen ihr übliches Protestgeschrei hören, das im weiten Umkreis widerhallte.
    Sie hatten die ganze Nacht geweidet und waren gut ausgeruht. Als wir in den Sattel stiegen, leuchtete die Sonne schon hell, und die Hitze nahm rasch zu. Es dauerte nicht lange, und ich zog meinen Pullover über den Kopf. Eine Zeitlang folgten wir einem Wadi –
    einem ausgetrockneten Flußbett. Die Piste war nur ein helles Band im Geröll. Zwischen zerbröckelten Felsen schimmerte weicher, goldgelber Sand.
    »Das ist das Wadi Tit«, sagte Elias.
    »Ich habe den Namen schon irgendwo gehört.«
    Er nickte.
    »Es ist ein Meilenstein in unserer Geschichte.«
    Ich sah ihn fragend an; er erwiderte meinen Blick.
    »Komm!«
    Wir ritten das Flußbett entlang; bald traten die Felsen nur vereinzelt auf, machten einem Erg, einer Sandwüste, Platz. Sie war bis auf kleinere Dünen vollkommen flach. In der Ferne tanzten Sandhosen, ein ungefährliches Spiel des Windes. Zum ersten Mal ließen wir die Mehara traben. Da Kamele im Paßgang gehen, sich ihre Vorder- und Hinterbeine also auf der gleichen Körperseite gemeinsam bewegen, entsteht beim Traben ein schwingendes Schaukeln, das ich nach anfänglichem Argwohn als angenehm empfand. Ich war noch ein wenig unsicher und bewunderte Elias, der seinen störrischen Falben mühelos beherrschte. Wieder kam mir das Bild eines weißen, schwerelosen Vogels in den Sinn, dessen Schatten auf dem hellen Boden nicht von meiner Seite wich. Nach einer Weile zog das Wadi einen großen Bogen nach Osten, und ich folgte Elias, der jetzt einen Hang hinaufritt. Auf einer kleinen Anhöhe zügelte er Atlar und sprang zu Boden. Dann kam er auf mich zu, streckte die Arme aus.
    Ich stützte beide Hände auf seine Schultern, um aus dem Sattel zu steigen. Langsam glitt ich an ihm herunter, bis ich an seiner Brust gedrückt stand. Engumschlungen machten wir ein paar Schritte.
    Elias berührte mit der Reitgerte den Boden, um Skorpione zu vertreiben. Dann zog er die Gandura über den Kopf und legte sie auf den Boden.
    »Warte einen Augenblick.«
    Ich setzte mich, nahm die Sonnenbrille ab und schob meinen Schescb in den Nacken. Hier im blauen Schatten war die Luft angenehm und kühl. Ich schaute Elias nach, der mit nacktem 285
    Oberkörper die Tiere fesselte. Meine Augen folgten den Bewegungen seiner Schultern und Hüften und dem Spiel des Lichtes auf der golden schimmernden Haut. Die Narben auf seinem Rücken hoben sich wie

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