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Wuestenmond

Wuestenmond

Titel: Wuestenmond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Federica de Cesco
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Gesicht, das Kinn, die vollen Lippen, die halb geöffnet und von der Sonne und der Hitze ein wenig aufgesprungen waren und unter der Berührung leicht zuckten.
    »Und was fühlst du jetzt?«
    »Ich fühle, daß wir abgelenkt werden.«
    Seine Hand streckte sich nach mir aus, berührte meinen Arm und schloß sich sanft um mein Handgelenk. Er zog mich zu sich hinab, bis ich dicht neben ihm zu liegen kam. Eine Weile hielten wir uns umschlungen, Stirn an Stirn, und rührten uns nicht. Dann richtete sich Elias leicht auf, nahm meinen Nacken in beide Hände; eine umfing meinen Hals, mit der anderen streichelte er über mein Haar.
    Dabei preßte er seine Nasenlöcher an meine, schenkte mir den Hauch aus seinen Lungen, zog dann langsam und tief meinen Atem ein. Meine Brust spannte sich; das Gefühl löste weiche Schauer in meinem Unterleib aus, warme, aufflackernde Stiche im Rücken. Ich flüsterte rauh:
    »Was um Himmels willen machst du mit mir?«
    Er lachte leise an meiner Wange.
    »Dich küssen, wie man sich bei uns küßt.«
    »Erstaunlich«, stellte ich fest, »aber ich muß erst üben.«
    »Ich kann es auch anders, wenn du das lieber hast.«
    Seine Lippen wanderten meine Wangen entlang, legten sich auf meinen Mund, teilten ihn mit einem kleinen Biß. Nach einer Weile lösten wir unsere Lippen voneinander. Ich sagte: 170
    »Ich bin überrascht.«
    Seine Augen schimmerten im Dunkeln.
    »Nein, du bist nicht überrascht. Aber wir Tuareg sind schüchtern.«
    Ich drückte mein Gesicht an seinen warmen Hals.
    »Den Eindruck habe ich nicht.«
    »Doch. In unserer Sprache gibt es einen Ausdruck, Tirakelt, der Scham bedeutet. Na gut, schamhaft oder nicht, wir sind nicht prüde.
    Was wir hinter den Dünen treiben, ist unsere Sache. Bloß zeigen wir unsere Gefühle nicht in der Öffentlichkeit. Liebende haben eine Geheimsprache. Die kann man auch anwenden, wenn andere Leute dabei sind. Die tun dann so, als merkten sie nichts.«
    Er hob meine Hand, schrieb mit dem Zeigefinger ein Zeichen in die Handfläche.
    »Was bedeutet dieses Zeichen?«
    »Daß ich mit dir schlafen will.«
    »Das ist durchaus nicht schamhaft, sondern äußerst direkt. Und…
    nehmen wir mal an, daß ich das gleiche will?«
    »Dann mußt du meine Hand fassen.« Er schloß die Finger um mein Handgelenk.
    »Wir nennen das ›Armband machen‹. Jeder Mann versteht diese Geste.«
    »Kein Zweifel, sie ist sehr eindeutig.«
    Ich ahmte seine Gebärde nach. Wieder staunte ich über die Zartheit seiner Gelenke, die meine Finger mühelos umschlossen. Er blinzelte mir zu und löste den Schesch; ich ließ die Augen auf seinem Gesicht, während er den Schesch ablegte, geschickt und ohne Hast. Wie leuchtendes Wasser bewegte sich der weiße Stoff um seine sitzende Gestalt, weiter und immer weiter, bis das Band weder Anfang noch Ende zu haben schien. Schließlich warf Elias den Kopf in den Nacken; sein schweres, gelocktes Haar schimmerte wie Bronze im Mondschein. Auch sein Gesicht hatte die gleiche Farbe. Ich betrachtete seine Nackenlinie, den geschmeidigen Rücken, den starken Hals. Sein Profil war völlig ebenmäßig. Es war ein antikes Gesicht mit sinnlichen Lippen, breiter Stirn, starken Brauen. Elias’
    Lächeln, das ich schon mehrfach bemerkt hatte und das so unbestimmt, schüchtern und voller Charme war, zeigte sich auf seinen Lippen. Doch hinter diesem Lächeln schimmerten Unruhe und eine Art Hoffnungslosigkeit. Es war, als ob irgend etwas in seinem Inneren zerrissen wäre und den Tod durchgelassen hätte. Und gleichzeitig war in seinen Bewegungen und Gesichtszügen diese 171
    unsinnige, stolze, absolute Freiheit eines Volkes, das in unbekannten Zeiten und auf unbekannten Wegen die Wüste erobert hatte. In Elias waren viele tausend Jahre des Umherziehens, mit oder ohne Erlaubnis, auf genehmigtem oder verbotenem Terrain; Jahrtausende des Nachtwachens, der Wagnisse und der Träume. Ich kannte meine Impulse, war aber auf so etwas nicht vorbereitet. Wie eine warme Woge brach es an meinen Knien und Hüften, stieg empor und wurde immer mächtiger und erregender, bis ich darin zu versinken glaubte.
    Ich zog meinen Pullover über den Kopf, knöpfte langsam meine Bluse auf. Er rutschte zu mir her, lächelte, hob seine Gandura und preßte mich an seinen nackten Körper. Seine glühende, glatte Haut berührte mich wie ein elektrischer Schock. Wie in Trance wartete ich ab und merkte, wie seine geschickten Hände meinen Gürtel lösten.
    Mein Atem beschleunigte sich; ich spürte

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