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Wuestenmond

Wuestenmond

Titel: Wuestenmond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Federica de Cesco
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Allmählich kam Ruhe und Frieden über uns, der Sturm in uns klang ab, wich einem leichten Frösteln. Kälte, fließende Schatten liefen über meine Haut. Nach einer Weile tat mir der Arm weh; ich zog ihn zurück, rollte mich leicht auf die Seite. Da bewegte sich auch Elias; seine Hand löste sich langsam aus der meinen. Als er sich aufsetzte, sah ich seinen Körper im Dunkeln schimmern. Er war lang, schmal und sehnig, jede Linie war schön; die Haut war glatt, die geschmeidigen Muskeln waren stark. Das Mondlicht fiel auf sein Haar, das wirr und gelockt war und mich an reife Trauben erinnerte. Wir tauschten ein Lächeln. Er tastete über mich hinweg zu unseren Kleidern.
    »Dir ist kalt«, sagte er. »Du mußt dich ankleiden.«
    Seine Stimme klang sanft und rauh; er sah mich an, selbst bewegt von der Bewegung, die er in meinen Zügen las. Ich nickte; er half mir, mich anzukleiden, und zog sich selbst an, mit der anmutigen Geschicklichkeit, die ich so sehr an ihm liebte.
    Später lagen wir eng aneinandergeschmiegt in meinem Schlafsack, ließen unsere Körper einander in ihrer ganzen Länge spüren. Ich schmiegte mich in die Beuge seines Arms. Die Wärme und Stärke seiner Umarmung gab mir ein ganz besonderes Gefühl des Vertrauens. Nichts denken, nichts wollen oder verlangen, dachte ich, nur still mit ihm Zusammensein, in einem Frieden, der nicht Schlaf war, sondern Ruhe. Völlig gelöst lag ich da; leise, das Gesicht an seine Schulter geschmiegt, flüsterte ich:
    »Das kam unerwartet.«
    »Für mich auch. Das kannst du mir glauben.«
    Ich sah zu ihm auf. Sein Ausdruck war sanft und gelöst, ein kleines Lächeln blitzte in seinen Augen.
    Ich lächelte auch.
    »Ich glaube dir.«
    Unser Schweigen war Austausch eines neuen Wissens. Ich fragte Elias nicht, ob er mit vielen Frauen geschlafen hatte; die Frage war unbedeutend. Auch er würde mir sicher keine Fragen stellen, niemals, er zog sie wohl nicht einmal in Erwägung. Nur freie Menschen können sich verschenken; wir waren beide nicht gemacht für erstickende Ausschließlichkeit; und doch verband uns ein starkes, leuchtendes Verstehen, angesichts dessen alles andere in den Schatten trat.
    Ich sagte:
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    »Der Gedanke wäre mir nicht gekommen, daß ich mich verlieben könnte. Du paßt nicht in mein Programm, Elias.«
    Seine Stimme hörte sich weich und sorglos an.
    »Solche Dinge geschehen ganz von selbst, glaube ich.«
    Wir hatten einander viel zu sagen, und kein Geheimnis war so dunkel, daß wir es voreinander verbergen wollten. Ich zeichnete mit den Fingerspitzen eine Linie auf seinem flachen Bauch, seinen Lenden und Schenkeln; unter der leichten Baumwolle war die bloße, warme Haut fühlbar. Er legte seine Hand auf meine, führte sie sehr sanft. Sein ganzer Körper schien die Dinge wahrzunehmen, einfach und leicht. Der Druck seiner Hand sprach unverhüllt, erfüllte mich mit durchdringender Süße, und das Blut brannte mir in den Wangen.
    »Hast du dir vorgestellt«, flüsterte ich, »daß es so sein könnte – ich meine, zwischen dir und mir?«
    Er lachte leise.
    »So was errät man.«
    Er führte meine Hand an seine Lippen, leckte die Handfläche, wobei er mir in die Augen sah. Ich starrte ihn an, wie ein fremdes Wesen aus einer anderen Welt, und mein Herz wollte aufhören zu schlagen.
    Die Tuareg waren mir immer bekannt gewesen, bekannt wie Verwandte, die man zwar selten sieht, mit denen man aber rechnen muß. Jetzt hatte der Traum mich eingeholt; das Märchen, das sichtbar geworden war, erfüllte mich mit Unruhe. Flüchtig und nebelhaft streifte mich der Gedanke, ich könnte nie mehr allein sein, nie ohne ihn, das ertrüge ich nicht. Das alles lag noch tief, war unbestimmt, aber meine kühle Vernunft erlahmte unter dem Druck dieser Empfindung. Ich wollte mich ihr nicht ausliefern und sagte heiser:
    »Ist dir klar, daß ich nur für sehr kurze Zeit hier bin?«
    Sein Lächeln verschwand, aber nicht ganz. Er beobachtete mich mit stillen Blick.
    »Ich habe darüber schon nachgedacht«, erwiderte er, »es gibt Dinge, die man auf sich beruhen lassen muß, weil man sie nicht ändern kann.«
    Ich drückte meinen Mund auf seinen Hals; sein Blut war eine Resonanz unter meinen Lippen, ein sanftes, pochendes Echo.
    Selbstbewußt und stark, wie er war, erweckte er in mir jene merkwürdige, fast beschützende Zärtlichkeit, die eigentlich Frauen eigen ist. Tränen stiegen in meiner Kehle hoch, dabei weinte ich nie
    – außer im Zorn. Vielleicht würde ich es noch lernen

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