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Wuestenmond

Wuestenmond

Titel: Wuestenmond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Federica de Cesco
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mein Blut in der Schlagader klopfen. Ich legte beide Arme um seine Lenden, atmete seinen Geruch ein, diesen Geruch nach Wüstensand und trockener Baumwolle. Unter der Gandura und dem baumwollenen Serouel war er nackt, die Kälte schien ihm nichts auszumachen. Es ist das Neue, der Reiz des Fremden, dachte ich, daran liegt es. Ich war mein Lebtag gewohnt zu beobachten, mir gleichsam im Kopf Notizen zu machen. Verblüfft ließ ich die Ströme der Leidenschaft mich ganz überfluten, über Knie, Schenkel und Rücken bis an mein Herz branden, unbekannte dunkle Gewässer, die alles Bewußtsein wegspülten. Die Art, sich zu lieben, ist überall gleich und doch immer anders. Elias kniete vor mir, spreizte sanft meine Beine, die er auf seine Schenkel stützte. Zuerst berührte er mich nur leicht, fast unmerklich. Doch dann bohrte er sich plötzlich mit einer feinen, scharfen Bewegung in mich ein. Ich hielt den Atem an, versteifte mich, bevor ich mich langsam entspannte. Er legte beide Hände sanft und fest auf meinen Bauch, streichelte ihn unendlich zart, unendlich langsam. Seine Finger waren wie der Wind, der meine nackte Haut umkreist, Schwingungen durch den ganzen Körper schickt. Ich wand mich unter seiner Berührung, spürte, wie meine Haut sich zusammenzog, wie ich mich mit aller Kraft ihm entgegenpreßte. Er überwachte genau sein Vordringen in mir, konzentrierte seine ganze Aufmerksamkeit darauf, mich auszufüllen, bis ich hilflos diesem Gefühl ausgeliefert war und eine Art Raserei mich schüttelte. Von Elias’ geduldigen Fingern geformt, erwachte mein Körper zu neuer Lust, ohne Anstrengung. Ich atmete in kurzen, flachen Zügen, schloß halb die Augen, sank tief und tiefer, ging in der unendlichen 172
    Strömung unter, die uns ergriffen hatte. Mit beiden Händen hielt ich seine Schenkel umschlossen, bis er sich über mich beugte, die Arme zu beiden Seiten neben meinem Kopf aufgestützt; er kam mit dem Gesicht ganz dicht zu mir herunter. Ich umfaßte, während er sich auf mich legte, den langen Rücken, die sich wölbende Form seiner Lenden. Meine Hände umfaßten seine Schultern, strichen langsam über sie. Ich empfand seinen Körper wie eine warme Decke, die sich über mich breitete; seine Lippen, die sich öffneten, waren kühl, aber der Mund innen war heiß und schmeckte nach Minze. Sein Haar fiel über mein Gesicht. Es war kräftig und federnd; griff man hinein, so füllte es beide Hände. In der Dunkelheit bewegte sich sein Rücken langsam und lebendig, Licht und Schatten spielten auf seiner Haut.
    Er war wunderbar geübt in der Liebe, er hatte ein ganz besonderes Einfühlungsvermögen, als ob er meinen Körper, seine Bedürfnisse und Gefühle, schon immer gekannt hätte. Es war eine echte Sinnlichkeit in ihm, einfach und aufrichtig. Was wir taten, geschah wie aus einem uralten Wissen, als hätten wir einen Faden wieder aufgenommen. Ich fühlte das Vordringen der Lust in mir; sie ging mir durchs Herz, kam über mich; jede Pore war ein Funke, ein pulsierendes Flüstern. Ich umklammerte seine Hände, hielt sie fest, preßte sie an meinem Bauch, fühlte seine Wärme in mir pochen. Das Glühen in uns stieg, unaufhaltsam, warme Wellen kreisten in meinem Fleisch. Ich behielt ihn in mir, lange Zeit, bis es nicht mehr zum Aushalten war. Unsere Augen, die nicht voneinander ließen, teilten einander die Leidenschaft mit, die wir gemeinsam erlebten; jeder angedeuteten Bewegung kam der andere in sanfter, magischer Einsicht zuvor, führte sie tiefer und voller aus. Wir überließen uns den dunklen Wassern, die in unseren Lenden und in unseren Herzen brandeten. Geheimnisvolle Gewässer, fremd und mächtig, die alles wegspülten und uns als völlig neue Wesen emportauchen ließen. Es war ein Verlöschen und gleichzeitig ein Geborenwerden. Weit über uns leuchtete das Muster der Sterne; der Nebelstrom der Milchstraße war über die ganze Breite des Himmels gegossen. Ich hörte mich stöhnen, mein Herz hämmerte an die Rippen und das überschwere Klopfen tat fast weh. Alles flöß hinunter ins Dunkle; wir selbst glitten und glitten ohne Ende, und die Kupfernadeln des Mondes streiften blendend unsere Augen.
    Wir kamen sehr langsam wieder zu Bewußtsein. Unsere Körper waren vor Erschöpfung wie gelähmt; noch drehte sich alles. Tastend streckte ich die Hand aus, stieß an Elias’ Hand, die sich warm und 173
    fest um meine schloß; dann lagen wir beide bewegungslos da, noch halb betäubt, die Hände fest ineinander geschlungen.

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