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Wuestentochter

Wuestentochter

Titel: Wuestentochter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Bryant
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könnten sogar heute noch auf brechen«, sinnierte de Ridefort. »Ein paar Stunden bleibt es noch hell …«
    »Warum sollten wir uns diese Mühe machen?«, fragte Tripolis trocken. »Wir können dem Sultan unser Königreich doch gleich auf einem Silbertablett überreichen.«
    »Habt Ihr vor, Eure Frau der Gnade der Sarazenen auszuliefern?«, erkundigte sich de Ridefort mit einstudiertem Entsetzen.
    Während er mögliche Antworten auf diese Frage erwog, änderte Tripolis seine Ansichten über seine Kopfschmerzen: Sie rührten nicht daher, dass irgendetwas von außen seinen Schädel bearbeitete, sondern von all den angestauten Worten der Vernunft, die mit Macht nach draußen drängten. Er hatte sie den ganzen Tag zurückgehalten, da er wusste, dass er damit auf taube Ohren stoßen würde. Oder, schlimmer noch, Keraks und de Rideforts latenten Verratsbezichtigungen neue Nahrung gäben. Jetzt sprach er aus, was ihm auf der Zunge lag - nicht, weil er erwartete, dass sein Rat befolgt oder auch nur angehört werden würde, sondern weil ihm die Schmerzen keine andere Wahl ließen.
    »Ich sage Euch, was meine Frau sagen würde, wenn sie jetzt hier wäre - nach Tiberias zu marschieren ist schon an sich mehr als töricht, aber heute Abend aufzubrechen grenzt an Selbstmord.« Er hob eine Hand, um de Rideforts Protesten Einhalt zu gebieten, und registrierte aus dem Augenwinkel heraus überrascht, dass die Brüder d’Ibelin nickten und die meisten anderen Barone zumindest zuhörten. »Seht Ihr denn nicht, dass das eine Falle ist? Hier steht uns ausreichend Wasser zur Verfügung, unsere Nachschubwege sind sicher, unsere Position ist also stark. Zwischen hier und Tiberias gibt es nichts außer Hitze und ausgedörrten Ebenen mit nur zwei Quellen - wenn diese Höllenglut sie nicht mittlerweile ausgetrocknet hat. Wenn wir heute Abend aufbrechen, sind wir morgen früh eine leichte Beute für den Sultan.«
    »Warum sollen wir ihm nicht entgegentreten wie Männer, statt uns wie Mäuse zu verkriechen?«, röhrte Kerak.
    Guy warf Tripolis einen nervösen Blick zu, aber der Graf verlor seine Ruhe nicht, nur ein kurzes Auflodern in seinen schwarzen Augen zeugte von dem Zorn, der in ihm kochte. »Weil wir in der Unterzahl und außerdem klassisch ausmanövriert worden sind. Wir haben kaum eine Chance, Saladins Armee in einer offenen Schlacht zu besiegen, schon gar nicht, wenn wir hungrig und durstig sind und sie uns auf einer Wüstenebene umzingelt haben. Aber wenn es uns gelingt, uns noch ein paar Tage in Geduld zu fassen, können wir den Sultan mit seinen eigenen Waffen schlagen.«
    Kerak machte Anstalten, hitzige Einwände zu erheben, aber Balian d’Ibelin hinderte ihn scharf daran. »Still, Kerak! Ich möchte gern hören, was der Graf zu sagen hat. Danach kommt Ihr an die Reihe.«
    Ehe Kerak protestieren konnte fuhr Tripolis hastig fort: »Die Stärke der Armee des Sultans ist zugleich auch ihre größte Schwäche. Er befindet sich jetzt in Feindesgebiet. Bald werden ihm die Vorräte ausgehen. Wenn das geschieht, ist er gezwungen, uns entweder hier anzugreifen oder den Rückzug anzutreten. Greift er uns an, haben wir gute Aussichten, ihn zurückschlagen zu können. Und wenn er sich zurückzieht, haben wir den Kampf ohne Blutvergießen gewonnen.«
    »Gesprochen wie der Verräter, der Ihr seid«, giftete de Ridefort.
    »Ich an Eurer Stelle würde dieses Wort nur mit äußerster Vorsicht gebrauchen, Messire«, gab Tripolis zurück, wobei er den Titel mit unverhohlenem Sarkasmus betonte. »Es ist erst kürzlich in Verbindung mit Eurer Person gefallen. Drängt nur weiter auf ein so wahnwitziges Unterfangen. Einen besseren Weg, einen alten Verdacht gegen einen alten Gegner wieder aufleben zu lassen, könnt Ihr gar nicht finden.«
    »Ihr wagt es, Anschuldigungen gegen mich zu erheben?«, bellte de Ridefort. Die Ader an seiner Schläfe pochte bedenklich. »Ihr, der Ihr Eure eigene Frau und ihre Kinder auf Gedeih und Verderb den Ungläubigen ausliefert? Ihr seid nicht nur ein Verräter, Graf, sondern auch noch ein Feigling!«
    Tripolis verlor auch jetzt seine ruhige Gelassenheit nicht. Er schüttelte nur fast mitleidig den Kopf. »Tiberias gehört mir«, gab er leise zurück. »Und es ist meine Frau, die dort festgehalten wird. Keiner von Euch kann ermessen, wie sehr ich diese Frau und unser Heim liebe. Aber ich würde zulassen, dass die Zitadelle eingenommen und meine Frau gefangen genommen wird, wenn ich sicher wäre, dass Saladins Feldzug

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