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Wuestentochter

Wuestentochter

Titel: Wuestentochter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Bryant
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Spielmann durchgegangen. Der erste Fall ist abgeschlossen, der Mann ist tot. Was das Letztere betrifft, liegen die Absichten deiner Tochter auf der Hand, vor allem angesichts der Szene gestern Abend. Kein Vater sollte eine solche Verletzung der Ehre hinnehmen.«
    »Wenn ich mich recht erinnere, hatte Khalidah eine Erklärung für diese ›Szene‹«, meinte Zeyneb.
    »Was?«, höhnte Abd al-Hadi. »Diese lächerliche Geschichte von ihrer Mutter?«
    Schweigen breitete sich aus, das endlich von Abd al-Aziz gebrochen wurde. »Ich würde gern glauben, dass sich Khalidah auf die Suche nach ihrer Mutter begeben hat«, sagte er müde. »Ich würde sogar lieber glauben, dass Brins Arnat und die Templer sie entführt haben als das, was offensichtlich der Fall ist. Aber ich denke, weder Arnat noch die Templer haben großes Interesse an der Tochter eines Beduinen, und eine plötzliche Sehnsucht nach Brekhna erklärt weder den mit Drogen versetzten Wein noch den Toten noch die gestohlenen Pferde und schon gar nicht die Verwicklung des Mannes mit der qanun in alles drei.« Am Ende hatte Abd al-Aziz die Stimme gehoben, weil er seinen Zorn nicht länger unterdrücken konnte. »Vor allem nicht, weil meine Frau schon lange tot ist.«
    »Tot für dich«, bemerkte Zeyneb eisig, und Bilal auf der anderen Seite des Wandbehangs folgte ihren Worten plötzlich mit wachsendem Interesse.
    »Was soll das heißen?«, fragte Abd al-Aziz misstrauisch.
    »Sag es ihnen, Sayyid«, erwiderte Zeyneb in einem Ton, von dem Bilal nie gedacht hätte, dass seine Mutter ihn dem Scheich gegenüber anschlagen - und der Scheich ihn dulden würde. »Sag ihnen, dass du deine Tochter - sie alle - bezüglich des Schicksals ihrer Mutter belogen hast.«
    »Hast du es ihr etwa erzählt?«, gab Abd al-Aziz zornig zurück. »Ich habe ihr nur das erzählt, was sie sich bereits selbst zusammengereimt hat - dass ihre Mutter noch am Leben ist.«
    »Und wie kommt sie darauf, Zeyneb?« Abd al-Aziz’ Ton war kalt und spöttisch und glich mit einem Mal dem von Numair. »Was für Andeutungen hast du aus Hass auf mich fallen gelassen?«
    »Aus Hass auf dich?«, fuhr Zeyneb wütend auf. »Ach, Sayyid, ich hätte dich nie für einen solchen Narren gehalten. Siehst du denn  nicht, dass du selbst die Schuld an allem trägst? Du magst Brekhna aus deinem eigenen Herzen verbannt haben, aber die Lebenden lassen sich nicht begraben. Khalidah kann nichts dagegen tun, zur Hälfte Teil ihrer Mutter zu sein, auch wenn sie es aus Liebe zu dir versucht hat. Kein Wunder, dass dir die Ergebnisse missfallen. Glaubst du wirklich, Brekhnas Tochter hätte sich in eine Vernunftehe gefügt? Sie hat versucht, es dir zu sagen - selbst letzte Nacht noch -, aber der Einzige, der ihr zuhörte, war der Spielmann. Also folge ihr, wenn du willst, aber unterschätze sie nicht.«
    Bilal war so verblüfft, wie es die Männer auf der anderen Seite auch sein mussten. Die Worte seiner Mutter hallten durch das Zelt. Wieder war es Abd al-Aziz, der das Schweigen brach. Die Wut war aus seiner Stimme verschwunden, jetzt klang sie kalt und sardonisch.
    »Du hast dich bisher kaum zu der ganzen Angelegenheit geäußert, Numair. Schließlich war sie deine Verlobte. Was sollen wir deiner Meinung nach tun?«
    »Lasst sie gehen«, erwiderte Numair ohne Zögern und ohne jegliche Gefühlsregung. »Sie ist den Schweiß unserer Pferde nicht mehr wert.«
    »Und wenn der Brief doch kein Zufall ist? Wenn die Templer etwas damit zu tun haben?« Bilal konnte seiner Stimme nicht anhören, ob Abd al-Aziz selbst daran glaubte.
    Numair zuckte die Achseln. »Wenn du willst, reite ich nach Oultrejourdain und versuche sie zu finden.«
    »Du klingst nicht gerade übermäßig eifrig.«
    »Weil ich nicht glaube, dass ich Erfolg haben werde«, entgegnete Numair.
    »Nun gut«, erwiderte der Scheich. »Ich für meinen Teil gebe meine Tochter nicht so schnell auf. Deshalb werde ich dein Angebot annehmen und meine eigenen Männer gen Osten schicken.«
    Numair lächelte schief. »Spar dir die Mühe, ammah. Dorthin sind bereits meine Leute unterwegs.«
    »Du bist sehr von ihrer Schuld überzeugt«, meinte Abd al-Aziz kühl.
    Es entstand eine Pause, während der Bilal alles dafür gegeben hätte, den Ausdruck auf den Gesichtern der drei Männer zu sehen. Dann erwiderte Numair mit leiser Ironie: »Dort, wo dein Arm nicht hinreicht, lässt Allah Gerechtigkeit walten. Und wenn du mich jetzt entschuldigst … ich werde zwei deiner Pferde als Ersatz für

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