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Wuestentochter

Wuestentochter

Titel: Wuestentochter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Bryant
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der Sulayman gezeugt hat, warum sie ihn verließ - oder er sie - und warum sie nach Kairo zurückgekehrt ist.« Er nickte zu Sulayman hinüber, dessen Gesicht sich verzerrte, als würden die leise gewechselten Worte seinen Fieberschlaf stören. »Wie ich schon sagte, heute wünschte ich, ich hätte ihm diese ganze Geschichte erzählt, aber ich glaube immer noch, dass ihm das nur Kummer und Leid beschert hätte.«
    Khalidah funkelte Ghassan zornig an, doch als er ihrem Blick unverwandt standhielt, begann sie ihm zu vergeben. Endlich seufzte sie und nickte, und Ghassan stieß den Atem, den er unbewusst angehalten hatte, vernehmlich aus.
    »Du hast eine schöne Stimme«, sagte er nach einer Weile. »Sie könnte durchaus für die eines Jungen durchgehen … kannst du singen?« Als Khalidah argwöhnisch nickte, fragte er weiter: »Und ein Instrument spielen?«
    »Ja, die oud.«
    »In diesem Fall«, entgegnete Ghassan, »binde dein Haar wieder hoch und komm mit mir. Wir statten einem Freund von mir einen kleinen Besuch ab. Wir brauchen beide etwas Ablenkung, und Sulayman kommt ein paar Stunden ohne uns aus.«
    Widerstrebend legte Khalidah ihre Keffieh an und folgte ihm in die regnerische Nacht hinaus.
     

17
    Am Ende dauerte es mehrere Tage, bis Bilal Sultan Saladin zu Gesicht bekam. Am Morgen der ursprünglich geplanten Audienz erhielt der Sultan die Nachricht, dass sein Bruder Al-Adil mit seiner  Armee Kairo verlassen hatte und auf dem Weg nach Syrien war, um sich dem Dschihad anzuschließen. Und Lu’lu, der Kommandant der Marine, steuerte mit seiner Flotte gleichfalls den Norden an, und Saladins Neffe und Lieblingsmilitärkommandant Taqi ad-Din war nach Aleppo gereist, um die unsichere Grenze zu Antiochia im Auge zu behalten. Dazu kam, dass Graf Tripolis - der einzige Franke, den der Sultan respektierte und eindeutig der Einzige, der ahnte, dass vor der Stadt eine riesige Armee zusammengezogen wurde - nach Verbündeten suchte.
    Unter diesen Umständen konnte der Sultan für Beduinenedelleute ebenso wenig Zeit erübrigen wie für seine sechs Söhne, selbst wenn sie ihm wertvolle Informationen über die Franken lieferten. Daher war Bilal nicht überrascht, als Salim am nächsten Morgen in ihrem Zelt erschien und ihnen die Entschuldigung seines Vaters überbrachte; er wunderte sich nur über die Einladung des Prinzen, ihn bei einem Ausritt zu begleiten. Bilal nahm die Einladung an, obwohl sich Argwohn unter seine Freude mischte. Noch nie hatte sich jemand um seine Freundschaft bemüht, und trotz allem, was Salim am Tag zuvor zu ihm gesagt hatte, konnte er nicht glauben, dass keine eigennützigen Motive hinter der Wärme und Herzlichkeit des jungen Mannes steckten.
    Doch im Laufe der nächsten Tage häuften sich Salims freundschaftliche Gesten, und Bilals Misstrauen schwand allmählich. Sein ungläubiges Staunen legte sich allerdings nicht. Der einzige Mensch, den er bislang als seinen Freund bezeichnet hatte, war Khaldiah gewesen, und obwohl er sie aufrichtig geliebt hatte, war ihre Beziehung von Anfang an durch den zwischen ihnen bestehenden Standesunterschied belastet gewesen. Doch Salim, der rangmäßig noch weit höher über ihm stand, behandelte ihn nie anders als einen gleichberechtigten Partner. Bilal verbrachte einen guten Teil der ersten Zeit ihrer Freundschaft damit, über dieses Phänomen nachzugrübeln. Später  sollte er sich ebenso sehr darüber wundern, dass er überhaupt je darüber nachgegrübelt hatte, warum sie beide ihr Beisammensein so sehr genossen. So unterschiedlich ihr Leben auch verlaufen war, so hatten sie doch eines gemeinsam: In ihnen brannte ein verzweifelter Ehrgeiz, den zu stillen sie keinerlei Möglichkeiten sahen.
    Numair gab sich unterdessen den Ausschweifungen hin, die er sich unter den wachsamen Augen seines Vaters stets hatte versagen müssen. An dem Nachmittag, an dem die verschobene Audienz beim Sultan nachgeholt werden sollte, kehrte Bilal von einem Ausritt mit Salim in ihr Zelt zurück und fand seinen Vetter neben einem leeren Weinkrug und einer rothaarigen Hure schnarchend auf dem Boden neben der Feuerstelle vor. Beide waren so nackt wie am Tag ihrer Geburt. Salim grinste, doch Bilal wand sich innerlich vor Scham. Als er versuchte, Numair wachzurütteln, stierte dieser ihn nur aus glasigen Augen an, nuschelte: »Verpiss dich«, und fiel wieder in einen trunkenen Schlaf. Also führte Salim Bilal alleine zu einem schlichten weißen Zelt, das halb so groß wie das von Numair war

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