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Wuestentochter

Wuestentochter

Titel: Wuestentochter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Bryant
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können.
    Die Männer dieser Miniaturarmee waren Berufssoldaten, tawashiya und mamlukische Bogenschützen, die von den besten umara des Sultans befehligt wurden. Bilals Magen krampfte sich jedes Mal vor Furcht zusammen, wenn er sich vorstellte, an ihrer Seite sein Schwert schwingen zu müssen, und sein einziger - recht zweifelhafter - Trost bestand in der Wahrscheinlichkeit, dass er wohl fallen würde, bevor es dazu kam. Tatsächlich würde ein früher Tod in Allahs Namen den größten Teil seiner Probleme lösen. Seufzend lenkte er sein Pferd neben das von Salim und versuchte sich vom gleichmäßigen Rhythmus der trommelnden Hufe einlullen zu lassen.
    Gegen Abend erreichten sie die Stadt Busra, wo sie lagern wollten. Die auf einer fruchtbaren Ebene südlich von Damaskus gelegene Stadt existierte seit wenigstens fünfundzwanzig Jahrhunderten und war bereits den ägyptischen Pharaonen bekannt gewesen. Von den  Nabatäern aus dem heimischen schwarzen Basalt erbaut, hatte sie erst die Besetzung durch die Griechen und dann durch die Römer überstanden, die sie zur Hauptstadt Arabiens gemacht hatten. Unter ihrem Einfluss war sie zum Dreh- und Angelpunkt für durchreisende Karawanen geworden und hatte diese Rolle auch während der Herrschaft des Christentums und dann des Islams beibehalten. Einer alten Legende zufolge hatte hier ein Nestorianermönch den jungen Mohammed kennen gelernt, als dieser mit seiner Karawane durch die Stadt gekommen war, und ihm geweissagt, dass er ein großer Prophet werden würde. Aus diesem Grund hatte Saladin Busra zu seinem Vorposten bestimmt.
    Bilal war bei ihrer Ankunft zu erschöpft, um Interesse für diese Dinge aufzubringen. Er sehnte sich nur noch danach, sein Zelt aufzuschlagen, hineinzukriechen und zu schlafen. Salim schien jedoch gegen Müdigkeit gefeit zu sein. Bilal blickte von dem Gewirr von Stricken und Zeltpflöcken auf und sah den Prinzen mit beschwingten Schritten und einer Laterne in der Hand auf sich zukommen.
    »Lass das jetzt«, sagte er. »Es gibt da etwas, was wir unbedingt sehen müssen.«
    Bilal seufzte. »Das Einzige, was ich sehen möchte, ist tiefe Dunkelheit, wenn ich die Augen schließe. Und das kann ich erst, wenn ich dieses Zelt aufgebaut habe.«
    »Dann schlaf heute Nacht in meinem, und morgen schicke ich Diener zu dir, die dir diese Arbeit abnehmen … aber nur, wenn du jetzt mitkommst.«
    Bilal unterdrückte ein Stöhnen. »Was kann es im Dunkeln denn schon groß zu sehen geben?«
    Salim lächelte nur. Die nie versiegende Energie seines Freundes stumm verwünschend kehrte Bilal seinem halb aufgebauten Zelt den Rücken und folgte dem Prinzen auf die Stadtmauer zu. Am Tor drückte Salim den Wachposten je ein Goldstück in die Hand, woraufhin sie die beiden jungen Männer passieren ließen, ohne Fragen zu stellen. Sie schlenderten durch die verlassenen Straßen. Salim schien den Weg genau zu kennen. Endlich gelangten sie zu einer hohen Mauer aus schwarzem Stein, die sich vom sternenübersäten Himmel abhob wie der Rücken einer riesigen uralten Kreatur.
    »Was ist das?«, fragte Bilal.
    »Die Zitadelle«, erwiderte Salim und führte ihn zu einem Tor in der Mauer, wo er einen weiteren Wächter bestach, damit er sie einließ. Dann nahm er Bilal bei der Hand und zog ihn durch von Fackeln erleuchtete Gänge mit unzähligen verschlossenen Türen und endlich wieder ins Freie hinaus. Sie standen am Fuß eines Halbmondes aus Stein. Hinter ihnen zogen sich Bänke in immer weitläufigeren Bögen bis zu einer Höhe mehrerer Häuser empor, vor ihnen erstreckte sich eine riesige Plattform - eine Bühne - die zu beiden Seiten von von Säulen getragenen Galerien flankiert wurde.
    Bilal blickte sich voller Staunen um. »Was ist das?«, wiederholte er, diesmal mit ehrfürchtig gedämpfter Stimme.
    »Ein Theater.« Salim betrachtete das Bauwerk verzückt. Er stellte die flackernde Laterne auf die nächstgelegene Steinbank, setzte sich daneben und zog die Beine unter sich.
    »Du sagtest doch, es wäre die Zitadelle.«
    »Es ist beides in einem«, erwiderte Salim. »Die Römer haben das Theater vor tausend Jahren erbaut, als sich die Stadt in ihren Händen befand. Es bietet fünfzehntausend Zuschauern Platz. Die größten Schauspieler der damaligen Zeit traten hier auf. Dann gelangten die Umayyaden an die Macht; sie umschlossen es mit Mauern und machten es zu ihrer Festung. Und das ist es bis heute geblieben - eine Burg mit einem Theater in ihrem Herzen. Kannst du dir etwas

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