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Wüthrich, G: Dölf Ogi: So wa(h)r es!

Wüthrich, G: Dölf Ogi: So wa(h)r es!

Titel: Wüthrich, G: Dölf Ogi: So wa(h)r es! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Bundesrat hat seinen Präsidenten an den East River entsandt, weil man den Millennium-Gipfel zelebriert (und vielleicht auch ein klein wenig, weil der Bundesrat den Beitritt vorantreiben möchte). Der Schweizer Bundespräsident erhält fünf Minuten Redezeit, wie alle anderen auch. Selbst US-Präsident Bill Clinton werden nicht mehr als fünf Minuten zugestanden.
    Zu den Abwesenden des Millennium-Gipfels gehören der irakische Präsident Saddam Hussein, Libyens Revolutionsführer Muammar al-Gaddafi, Nordkoreas Staatschef Kim Jong Il und der jugoslawische Präsident Slobodan Miloševic´, gegen den damals gerade eine Anklage vor dem Haager UNO-Tribunal für Kriegsverbrecher läuft. Dafür ist der Ogi da.
    Die Clintons wollen den sympathischen Schweizer für einen kurzen Ausklang im kleinen Kreis um sich haben.
    Um 18.00 Uhr treffen sich die Mächtigen der Welt beim traditionellen Empfang des US-Präsidenten in der amerikanischen UNO-Mission, direkt gegenüber des UNO-Hauptsitzes am New Yorker United Nations Plaza. Dölf Ogi steht in der Receiving Line, in der Empfangsschlange, neben dem russischen Präsidenten Vladimir Putin. Und wie Dölf halt so ist: Er geht offen auf Putin zu und sucht sofort das Gespräch. Er, Putin, sei ja in hervorragender körperlicher Verfassung – wie ein Athlet am Vorabend der Olympischen Spiele in Sydney … Der Schweizer Bundespräsident wird aufgerufen: «Hello, Dolfi, thank you for coming», heisst der US-Präsident den Schweizer Bundespräsidenten herzlich willkommen. Man kennt sich: Dolfi hat bisher noch nie verraten, dass er mal geschlagene sieben Stunden lang im Weissen Haus verbracht hat. Nämlich im Jahre 1999, während einer Konferenz der «NATO-Partnerschaft für Frieden». Gartenparty beim Präsidenten-Paar. Weil der Schweizer Verteidigungsminister 1999 zugleich Vizepräsident des Bunderates ist, wird er in der Receiving Line auf Position 2 eingereiht – vor sämtlichen NATO-Verteidigungsministern.
    Der Schweizer Verteidigungsminister will, höflich, wie er ist, ebenfalls gehen, als im Garten des Weissen Hauses Aufbruchsstimmung aufkommt. « You stay! – Sie bleiben!» Bill und Hillary zusammen mit Tony und Cherie Blair. Der Ausklang dauert etwas länger – mit Gin Tonic und Häppchen. Bill Clinton gehört denn auch zu den privilegierten Trägern eines Ogi-Kristalls. Vater und Sohn Bush dagegen nicht, die hätten ja, im Gegensatz zu Clinton, Kriege begonnen. Dafür hat Papst Johannes Paul II. einen erhalten.
    Ogi hat längst verinnerlicht, wie man im angelsächsischen Raum mit einer Rede am besten ankommt. Er braucht jetzt unbedingt einen Eingangs-Lacher.
    Jetzt, während der Begrüssung des US-Präsidenten am Millennium-Empfang 2000, plaudert Bill Clinton munter mit Dolfi drauflos. Bis der Schweizer Bundespräsident den US-Präsidenten höflich darauf aufmerksam macht: «Mister President, ich glaube, wir müssen weitermachen. Der Nächste in der Schlange ist Putin.»
    Ogi ist spät dran. Er sollte sich, während Bill Clintons Empfang in New York noch im Gange ist, längst zum Pierre Hotel aufmachen. Rabbi Arthur Schneier hat zur grossen Preisverleihung geladen. Der Schweizer Novartis-Chef, Daniel Vasella, erhält den prestigeträchtigen Preis «Appeal of Conscience», «Aufruf ans Gewissen». Vasella bekommt ihn für seine «Bemühungen um Frieden, Toleranz und die Verbesserung der Lebensqualität». Noch prominenter ist der zweite Preisträger, der deutsche Bundeskanzler Gerhard Schröder. Er wird gleich «Welt-Staatsmann des Jahres». Ogi steht auf der Rednerliste.
    Also, nichts wie los. Mit Chauffeur und Blaulicht. Vom United Nations Plaza die First Avenue runter, über die 57th Strasse rauf zur Madison Avenue. Danach in die 2 East 81st Street zum Pierre Hotel. Die Fahrt dauert im abendlichen Stossverkehr lange 20 Minuten.
    Durch die Küche schleust man Dölf Ogi aufs Redner-Podium. Unten im Saal sind 700 Leute versammelt. Alle sind da. Henry Kissinger, EU-Kommissionspräsident Romano Prodi, der Gouverneur von New York, George Pataki. Und natürlich die beiden Preisträger.

    2003 Mit Friedensnobelpreisträger Nelson Mandela im Hauptsitz des Weltfussball-Verbandes FIFA in Zürich.
    Dölf Ogi erinnert sich: «Ich hatte keine 15 Sekunden Zeit, um kurz durchatmen zu können. Da hörte ich schon Rabbi Schneier ins Mikrofon rufen: ‹Now, we have the President of Switzerland.›» Der Schweizer Bundespräsident beginnt seine Ansprache mit einer Entschuldigung für seine

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