Wunder
wird aus dem Nieseln der totale Hurrikan. Jeder Blick trifft einen wie ein fetter Wasserschwall.
Mom und Dad hielten sich viel an meinem Tisch auf, zusammen mit den Eltern von Jack. Es ist lustig, wie die Eltern irgendwann dieselben kleinen Gruppen bilden wie ihre Kinder. Meine Eltern und die von Jack und Summers Mom zum Beispiel kommen alle gut miteinander klar. Und ich sehe auch, dass Julians Eltern mit denen von Henry und Miles zusammen sind. Und sogar die Eltern von Max Eins und Zwei hängen miteinander ab. Es ist echt lustig.
Ich erzählte Mom und Dad später davon, als wir nach Hause spazierten, und sie fanden auch, dass es eine witzige Beobachtung war.
Es stimmt wohl: Gleich und gleich gesellt sich gern, sagte Mom.
Die Auggie-Puppe
Eine Weile lang redeten wir über nichts anderes als über den »Krieg«. Im Februar war es echt am schlimmsten. Da sprach praktisch überhaupt keiner mit uns, und außerdem hatte Julian angefangen, Zettel in unsere Schließfächer zu legen. Die Nachrichten an Jack waren total hohl. Zum Beispiel: Du stinkst wie Schimmelkäse! Und: Keiner kann dich mehr leiden!
Ich bekam Zettel wie: Missgeburt! Und auf einem anderen stand: Verschwinde aus unserer Schule, Ork!
Summer meinte, wir sollten die Zettel Miss Rubin zeigen, die Dekanin der Mittelschule war, oder sogar Mr. Pomann, aber wir fanden, das wäre wie petzen. Na ja, es ist ja auch nicht so, als hätten wir keine Zettel hinterlassen, auch wenn unsere nicht wirklich fies waren. Sie waren eher witzig und sarkastisch.
Auf einem stand: Du bist so hübsch, Julian! Ich liebe dich. Willst du mich heiraten? In Liebe, Beulah.
Auf einem anderen: Ich liebe deine Frisur! Tausend Küsse, Beulah.
Und auf noch einem anderen: Du bist so süß. Kitzel meine Füße. Küsse, Beulah .
Beulah war eine Figur, die ich mir zusammen mit Jack ausgedacht hatte. Wir stellten uns vor, dass sie echt eklige Angewohnheiten hatte, zum Beispiel aß sie das grüne Zeug zwischen ihren Zehen und lutschte an ihren Fingerknöcheln. Und wir überlegten uns, wie sich so jemand total in Julian verknallen würde, der aussah und sich aufführte, als käme er direkt aus einem Disney-Chanel-Werbespot.
Im Februar kam es auch ein, zwei Mal vor, dass Jack von Julian, Miles und Henry offen geärgert wurde. Ich nicht, denn ich glaube, sie wussten, wenn sie dabei erwischt würden, wie sie mich fertigmachten, wären sie in echten Schwierigkeiten. Sie dachten wohl, Jack sei ein leichteres Opfer. Also klauten sie ihm einmal seine Sporthose und spielten Fangen mit ihr in der Umkleidekabine. Ein anderes Mal schnappte sich Miles, der in Homeroom neben Jack saß, Jacks Arbeitsblatt, knüllte es zu einem Ball zusammen und warf ihn quer durch den Raum zu Julian. Das wäre natürlich nicht passiert, wenn Miss Petosa da gewesen wäre, aber an diesem Tag hatten wir einen Vertretungslehrer, und die wissen nie, was abgeht. Jack kam gut mit diesem Mist zurecht. Er ließ sich nie anmerken, dass es ihm etwas ausmachte, obwohl ich schon glaube, dass es manchmal so war.
Die anderen Schüler im Jahrgang wussten von dem Krieg. Abgesehen von Savannas Clique blieben die Mädchen anfangs neutral. Aber im März hatten sie so langsam keine Lust mehr. Und so ging es auch manchen Jungs. Einmal zum Beispiel, als Julian den Inhalt eines Bleistiftanspitzers in Jacks Rucksack schütten wollte, nahm Amos, der eigentlich ganz dicke mit ihnen war, Julian den Rucksack aus der Hand und gab ihn Jack zurück. Es fühlte sich langsam so an, als würde die Mehrheit der Jungs nicht mehr unbedingt hinter Julian stehen.
Dann, vor einigen Wochen, setzte Julian dieses lächerliche Gerücht in die Welt, dass Jack irgend so einen Auftragskiller engagiert hätte, der ihn und Miles und Henry »kaltmachen« sollte. Diese Lüge war so lächerlich, dass die Leute sogar hinter seinem Rücken über ihn lachten. Zu diesem Zeitpunkt schwenkten alle Jungs, die bisher auf seiner Seite gestanden hatten, um und waren eindeutig neutral. Ende März standen also nur noch Miles und Henry hinter Julian – und ich glaube, selbst die fanden den Krieg inzwischen langweilig.
Ich bin auch ziemlich sicher, dass alle mit dem Pest-Spiel hinter meinem Rücken aufgehört haben. Niemand zuckt mehr zusammen, wenn ich gegen ihn stoße, und manche Leute borgen sich von mir was zum Schreiben, ohne so zu tun, als hätte der Stift die Läuse.
Manchmal machen die Leute inzwischen sogar Witze mit mir. Neulich zum Beispiel sah ich, wie Maya eine
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