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Wunder

Wunder

Titel: Wunder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R.J. Palacio
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avenue entlanggefahren kommt.
    na ja, zieh das einfach durch, sage ich zu ihm und gebe ihm das blatt zurück. die middle school ist so ziemlich die schlimmste zeit, danach wird’s besser. das findet sich schon.
    er zuckt mit den schultern und schiebt sich die liste zurück in die tasche.
    wir winken uns noch mal zu, als er in den bus steigt, und ich schaue dem bus hinterher.
    als ich zwei blöcke weiter bei der u-bahn-station ankomme, sehe ich dieselben drei jungs vor dem bagel-laden nebenan abhängen. sie lachen immer noch, tun so, als müssten sie gleich kotzen, führen sich auf, als wären sie irgendwelche gangmitglieder, kleine reiche jungs in teuren hautengen jeans, die auf dicke hose machen.
    ich weiß nicht, was über mich kommt, aber ich nehme meine brille ab, stecke sie mir in die tasche und klemme mir meinen geigenkasten unter den arm, so dass die spitze Seite nach vorn zeigt. ich gehe mit finsterem, bösem gesicht zu ihnen hinüber. sie schauen mich an, und das gelächter erstirbt auf ihren lippen, als sie mich kommen sehen – ihre eiswaffeln hängen jetzt in schiefen winkeln.
    ey, aufgepasst. legt euch nicht mit jack an, sage ich ganz langsam durch zusammengepresste zähne, und ich klinge original nach clint eastwood, eiskalt. kommt ihm noch ein mal blöd, dann wird euch das sehr, sehr leidtun. und dann tippe ich noch mal effektvoll auf meinen geigenkasten.
    kapiert?
    sie nicken unisono, während ihnen das eis über die hände läuft.
    gut. ich nicke undurchsichtig, und dann eile ich zur u-bahn hinunter, immer zwei stufen auf einmal.

Die Proben
     
    das stück nimmt den großteil meiner zeit ein, während die premiere näher rückt. so viel text zu lernen. lange monologe, in denen nur ich spreche. olivia ist allerdings auf eine tolle idee gekommen, die mir hilft. ich habe meine geige bei mir auf der bühne und spiele ein bisschen auf ihr, während ich rede. es steht nicht so im stück, aber mr. davenport findet, dass es noch ein zusätzliches volkstümliches element hinzufügt, wenn der spielleiter auf einer fiedel zupft. und für mich ist es einfach nur fantastisch, denn immer wenn ich einen moment brauche, um mich an meinen nächsten satz zu erinnern, spiele ich einfach ein bisschen »soldier’s joy« auf der geige, und das verschafft mir etwas zeit.
    ich kenne die anderen in der gruppe inzwischen schon sehr viel besser, besonders das mädchen mit den pinkfarbenen haaren, das die emily spielt. wie sich herausstellt, ist sie nicht mal annähernd so eingebildet, wie ich gedacht hatte, vor allem wenn man bedenkt, mit was für leuten sie so abhängt. ihr freund ist dieser muskulöse sportler, der in den schulmannschaften eine echt große nummer ist. das ist eine ganze welt, mit der ich nichts zu tun habe, deshalb bin ich auch irgendwie ganz überrascht, dass diese miranda sich als so nett herausstellt.
    einmal sitzen wir hinter der bühne auf dem fußboden und warten darauf, dass die techniker die hauptbeleuchtung einrichten.
    wie lange bist du denn schon mit olivia zusammen?, fragt sie mich aus heiterem himmel.
    seit etwa vier monaten, sage ich.
    hast du ihren bruder kennengelernt?, fragt sie so nebenher.
    das kommt so unerwartet, dass ich meine überraschung nicht verbergen kann.
    du kennst olivias bruder?, frage ich.
    via hat dir das nicht erzählt? wir waren früher gut befreundet. ich kenne auggie, seit er ein baby war.
    oh, doch, ich glaube, das hat sie mal erwähnt, erwidere ich. ich will nicht zugeben, dass olivia mir nichts von alledem erzählt hat. ich will nicht zeigen, dass ich überrascht bin, dass sie sie via nennt. niemand außer olivias familie nennt sie via, und nun nennt dieses mädchen mit den pinkfarbenen haaren, das ich für eine fremde gehalten habe, sie plötzlich auch so.
    miranda lacht und schüttelt den kopf, aber sie sagt nichts dazu. es entsteht eine peinliche stille, und dann beginnt sie in ihrer tasche herumzukramen und zieht ihr portemonnaie heraus. sie blättert einige fotos durch und reicht mir dann eines davon. es zeigt einen kleinen jungen an einem sonnigen tag im park. er trägt kurze hosen und ein t-shirt – und einen astronautenhelm, der seinen gesamten kopf bedeckt.
    es waren bestimmt über fünfunddreißig grad an dem tag, sagt sie und lächelt das foto an. aber den helm hätte er für nichts in der welt abgenommen. er hat ihn ungefähr zwei jahre lang ohne pause getragen, im winter, im sommer, am strand. es war irre.
    ja, ich hab bilder davon bei olivia zu hause

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