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Wunderbare Fahrten und Abenteuer der kleinen Dott

Wunderbare Fahrten und Abenteuer der kleinen Dott

Titel: Wunderbare Fahrten und Abenteuer der kleinen Dott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamara Ramsay
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befand. Sie hatte
ja in der Schule gelernt, daß Friedrich der Große sieben Jahre lang mit Maria
Theresia um Schlesien gekämpft hatte, sie hatte ja selbst mit dem König über
diesen Krieg gesprochen!
    »Aber Friedrich der Zweite hat noch
alte Ansprüche an Schlesien, da doch der letzte Kaiser von Österreich ohne
männliche Leibeserben gestorben ist«, warf ein magerer Schuhmachermeister ein.
»Alte Rechte hat er — so schreibt die Zeitung von Berlin — laut der zu Liegnitz
Anno 1537 errichteten Erbverbrüderung.«
    »Welche die schlesischen Gelehrten aber
längst für abgetan halten«, erklärte ein anderer Bürger. »Sind ja schon
zweihundert Jahre darüber vergangen!«
    »Wir wollen uns bei dieser schweren
Untersuchung nicht aufhalten, Freunde, sondern solches erfahrenen
Rechtsgelehrten überlassen«, begütigte einer der Stadtschreiber, der gerade aus
dem Rathaus kam. »Bei bevorstehender großer Gefahr eines allgemeinen Krieges
ist es nach aller Völker Rechten erlaubt, die brandenburgischen Truppen in
Schlesien einrücken zu lassen. Hört, was der preußische König versichert: alles
soll für uns beim Alten bleiben, freier aus- und inländischer Handel zu Lande
und zu Wasser«, erklärte er, indem er mit dem Knöchel auf den Holzkasten eines
anderen Erlasses klopfte. »Zudem wir wie bisher auch weiter unsere eigene
Garnison und Bürgerwache haben sollen. Die Allerhöchste Person des Königs will
als Freund in unsere Mauern kommen!«
    Die kleine Dott duckte sich zwischen
die weiten Röcke der Frauen. Es war ihr als einer kleinen Brandenburgerin nicht
ganz geheuer zumute zwischen den gereizten und erregten Menschen.
    »Nun merkt man gar wohl, daß selbiger
König das ganze Land Schlesien par force, sozusagen mit Gewalt haben wollte!«
rief der dicke Bäckermeister.
    »Und was sollen wir auch tun?« fragte
spöttisch ein Student. »Der Österreichisch Königliche Oberrat samt Kanzlei ist
nach Wien abgereist, und von Wien kommt keine Verhaltensmaßregel und keine
Armee zur Unterstützung. Man läßt uns hier in Angst schwitzen!«
    »Viel haben wir schon vom Rat schlucken
müssen«, brummte ein Hüne von einem Schlächtermeister. »Zuerst hießt die Order,
alle Stadttore werden geschlossen und auf fremde Völker soll geschossen werden
bei Tag und bei Nacht, und auf den Türmen sei Lärm zu schlagen, sobald die
Preußen aufmarschieren, und nun sollen wir nicht auf die preußischen Truppen
schießen und ruhig zuschauen, wie sie in die Vorstädte einmarschieren. Wir
haben ja von den Wällen aus gesehen, wie die Preußen vor den Toren unserer
Stadt sich versammelten, in unseren Zollhäusern einheizten und sich so schön
einrichteten, als seien sie hier zu Hause! — ›Grüß Gott, Kamerad!‹ ruft der
brandenburgische Posten von unten zum Wall hinauf. ›Schön Dank, Kamerad!‹ geht’s
bei den Unseren oben. — Das ist mir ein wunderlicher Krieg!«
    »Nicht nur Bier bringen sie den
Preußen, auch Wein und Brot und Wildbret und Früchte und Fleisch!« rief einer
dazwischen.
    »Ja«, schrie ein Kürschnermeister, »auf
dem Wall stehen Kanonen, um die Brandenburgischen totzuschießen! Aus den
Pförteln aber wird zu ihnen so viel hinausgeschafft, daß sie sich fast zu Tode
saufen!«
    Ein Lehrjunge kletterte hurtig auf
einen Laternenpfahl.
    »Laßt ihn hereinkommen, den König!«
begann er zu singen. »Ei, warum denn? Er ist ja schon binnen!« schloß er. Alle
lachten.
    »Die Preußen sind in schönster Ordnung
aufmarschiert, Kavallerie, Dragoner, Grenadiere, längs und quer! Sollen alles
in bar bezahlen! Einer unterstand sich, einen Auerhahn wegzuputzen, den ließ
der König gleich aufhängen!« meinte ein Mann.
    »Seht, da kommt schon die Bagage des
Königs!« schrie der Lehrling von der Laterne hinunter.
    »Dann wird auch der König bald da
sein!« antwortete es unten.
    Über den Markt kam vom Schweidnitzer
Tor her ein Zug von Fahrzeugen, die Wagen von Maultieren gezogen. Die Bürger
drängten heran, und im Augenblick standen zwei breite Mauern von Neugierigen zu
beiden Seiten der langsam vorbeirollenden Wagen.
    »Da ist schon das königliche Kuchel!«
erklärte der Lehrling von seiner Laterne aus, als der Wagen mit der Feldküche
Friedrichs des Großen vorüberratterte. »Samt Kellerei!«
    »Schnell ins Haus!« riefen die Frauen.
»An die Fenster!«
    Die kleine Dott drängte sich zwischen
den Beinen der Bürger durch in die erste Reihe. Der Alte Fritz sollte kommen!
Ihr König! Ihre Augen

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