Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wunderwaffe: Kriminalroman (German Edition)

Wunderwaffe: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Wunderwaffe: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Thiel
Vom Netzwerk:
wollte nicht so, wie ich wollte. Aber mit ein wenig Nachdruck hat sie mir doch noch paar Brote für die Nacht gemacht.«
    Dann lachten die Männer.
    »Kenne ich«, spottete der Soldat. »Weiber, oder?«
    Obwohl er andere Gedanken hatte und jeder einzelne seiner Nerven gespannt war, musste Nikolas verlegen grinsen. Sie waren einfach nur drei Männer, die vor der Arbeit eine Zigarette rauchten, ein wenig rumblödelten. Nichts Besonderes.
    Noch einige Wimpernschläge konnte er den beruhigenden Rauch in seine Lungen ziehen, dann brach die Hölle los.
    Das schrille Heulen der Sirene schien seinen Ursprung direkt neben dem Wachhäuschen zu haben. Nur wenige Herzschläge später ertönte eine andere an, dann noch eine, sodass sich der helle Ton in mehreren Nuancen überlagerte.
    »Scheiße, Fliegeralarm!«, brüllte der ältere SS-Soldat und warf die Zigarette weg. Wild gestikulierend schrien die Wachmannschaften durcheinander. Die Ruhe war auf einen Schlag durchbrochen und zurück blieb das geordnete Chaos einer militärischen Einrichtung. In den Gesichtern der Männer spiegelte sich eine absurde Mischung aus Furcht und routinierter Sicherheit wider. Das Leverkusener Werk war von den Bombern der RAF und der US-Air-Force häufig frequentiert, es gehörte beinahe schon zum bizarren Alltag, nicht zu wissen, ob man von der Arbeit heimkehren würde oder nicht.
    Grob schob Rohn Nikolas die ersten Meter zu dem Wachhäuschen. Wie von Seilen gezogen fingerte er in der Innentasche nach seinem Ausweis und hielt ihn einem Soldaten zur Überprüfung hin. Angespannt und die Augen immer wieder gen Himmel richtend, betrachtete der Mann flüchtig das Foto und den Namen und fuhr mit dem Finger über seine Liste.
    »Komm schon, Mann. Die Wachmänner Drygalski und Brühler«, forderte Rohn den Soldaten auf. Er musste schreien, um das Warnsignal zu übertönen »Hak ab, Kamerad. Wir müssen in den Bunker. Oder willst du in den Bomben krepieren?«
    Eifrig flog der Stift des Mannes über das Klemmbrett. Die Sirenen schrillten ihr ohrenbetäubendes Lied nun eindringlicher. »Ja, ja, schon gut.«
    Rohn steckte den Ausweis in den Mantel zurück und machte bereits die ersten Schritte in das Werk hinein.
    »Der Rucksack?«, brüllte der Mann ihnen hinterher. Im nächsten Moment winkte er jedoch ab und ließ sie endgültig passieren. Hastig suchte auch er sich einen schützenden Platz.
    »Wir haben es geschafft«, jubilierte Nikolas und klopfte Rohn auf die Schulter.
    »Einen Scheiß haben wir«, antwortete der Feldwebel. »Geschafft haben wir es, wenn der Auftrag erledigt ist. Siehst du, da ist unser Ziel.«
    Mit dem Finger deutete er auf einen hohes Gebäude, das trotzig zwischen zwei Lagerhallen herausstach und Nikolas an den Kontrollturm eines Flughafens erinnerte. Mehrere Stahlseile waren am Rumpf des Turmes befestigt, er diente als Fixpunkt für die riesigen Planen, welche über das offene Gelände gespannt waren, um den Bomberbesatzungen keine Lichtquelle zu offenbaren. Sein Ziel nicht aus den Augen verlierend, stampfte Rohn los. Für einen Moment meinte Nikolas, jeder von Rohns massiven Schritten würde einen Donner auslösen, dann wurde ihm bewusst, dass er bereits die Flugabwehrkanonen hören konnte, welche aus grauen Rohren ihre tödlichen Geschosse in die Nacht feuerten.
    Während einige Wachmannschaften ruhig blieben, rannten andere in rasender Hysterie durcheinander. Besonders die jungen Männer, die gerade erst zu ihrem Dienst eingezogen worden waren, schienen nicht weit davon entfernt, die Nerven zu verlieren. Stalingrad war vor nunmehr einem Jahr gefallen, die sowjetischen Truppen seitdem auf dem Vormarsch. Auch die Leningrader Blockade, ein Bollwerk der Wehrmacht, war gesprengt. Hitler brauchte Soldaten, um sie gegen die drohende Invasion zu werfen. Da blieben nur die Jungen für Wachdienste.
    Kübelwagen sausten um die Ecke, um höhere Offiziere in die schützenden Refugien unter der Erde zu transportieren.
    Nikolas konnte es nicht fassen. In diesem brodelnden Hexenkessel von Geschrei und Befehlen, zwischen Panik und automatisierten Handlungen konnten sie sich tatsächlich frei bewegen. Sie waren nur zwei von vielen, die sich hinter der Maskerade ihrer Uniform versteckten und in der Masse nicht auffielen.
    »Das Kommandozentrum. Wenn wir das erreichen, haben die Bomber ein Ziel und die Kommunikation wäre abgeschnitten. Wie besprochen, Kommissar«, befahl Rohn und drückte Nikolas in den Eingangsbereich des Turmes. Er zählte drei

Weitere Kostenlose Bücher