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Wunderwaffe: Kriminalroman (German Edition)

Wunderwaffe: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Wunderwaffe: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Thiel
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Erschöpfung einschläft.«
    »Ein Nervengift«, stellte Nikolas fest. »Deshalb die Fesseln.«
    Claire nickte, nahm die Decke und streifte sie langsam nach unten. Was Nikolas da sah, ließ seinen Magen rumoren. Sofort verfestigte sich in seinem Hals ein Würgereiz. Sein Körper wurde von Ekel geschüttelt. Schweiß trat ihm auf die Stirn und mehrmals musste er Husten.
    Eine zehn Zentimeter lange Wunde lief quer über den Bauch des Jungen. Sie blutete, war an den Seiten offen und so eitrig, dass Nikolas einige Schritte aus dem Raum hinaustreten musste.
    »Wir können sie nicht schließen«, erklärte Claire schweratmend. »Seit zwei Tagen ist er nun hier in Paris, hat eine lange Reise von Leverkusen hinter sich.«
    »Leverkusen?« Bei diesem Wort, bei dieser Stadt, schrillten Nikolas’ Alarmglocken. »Erik hat dort gearbeitet. Hat er etwas damit zu tun?« Ein Funke der Hoffnung war bei ihm entfacht, dass Erik seine Karriere, ja sein ganzes Leben nicht grundlos weggeworfen hatte.
    »Die Wunde in seinem Bauch hat der arme Marek ihm zu verdanken. Monsieur Stuckmann.« Sie blickte Nikolas eindringlich an, nahm ihn beiseite. Rohn schnaubte verächtlich und ging mit den beiden anderen ins Zimmer des Jungen. Ihre Stimme wurde leise, war aber nicht minder von Hass zerfressen und weniger vorwurfsvoll.
    »In seinem Bauch ist irgendwas, was die Nazis entwickelt haben. Vor ein paar Wochen nahm dein Freund Kontakt zu uns auf. Den Deutschen wäre ein großer Durchbruch in Bezug auf Hitlers Wunderwaffe gelungen. Bald schon wäre sie einsatzbereit. Dann brach der Kontakt plötzlich ab. Wir nehmen an, dass er überwacht wurde, und dachten schon, er wäre tot.«
    Nikolas schloss die Augen.
    Als du überwacht wurdest, hast du zuerst an deine Tochter gedacht, nicht wahr, alter Freund. Musstest trotzdem weitermachen. Das schrieb dir dein Gewissen vor als eiserne Regel, als Gesetz, dem selbst du nicht entfliehen konntest. Was hast du getan? In welchen dunklen Kaninchenbau bist du hineingeraten, aus dem du nicht mehr herausgefunden hast?
    Nikolas nahm seinen Hut ab, legte ihn auf den Tisch und fuhr sich durch die Haare. »Sie sagten, dass Sie mir vertrauen. Warum?«
    Claire holte aus ihrer Tasche einen Fetzen Papier. Eine telegrafisch übermittelte Nachricht von einem Fernschreiber. »Seine letzte Nachricht an uns.«
    Nikolas las das Datum. Der vierte März. Eriks Todesdatum.
     
    Übertragung nicht sicher. Habe nicht mehr viel Zeit. Das Paket finden Sie am ausgemachten Ort. Für das, was ich getan habe, ist mir die Hölle gewiss. Ein Freund wird sich bei Ihnen melden. Vertrauen Sie ihm!
     
    Die mechanische Schrift auf dem Fetzen verschwamm. Nikolas mahnte sich, nicht die Fassung zu verlieren, und schluckte seine Tränen hinunter. Seine Stimme schwankte und war kurz davor zu brechen. »Wissen Sie, was der Junge da im Bauch hat?«
    Claire hob die Schultern. »Etwas Hartes. Peut-être … vielleicht eine Ampulle oder eine Kapsel. Wir wissen, dass Erik Stuckmann Chemiker war. Das ist alles. Ich habe gehofft, dass du mir mehr sagen könntest.«
    Nikolas schüttelte den Kopf. »Warum haben Sie die anderen Chemiker umgebracht und wer sagt mir, dass Sie nicht Erik auf dem Gewissen haben?«
    Sie schnaubte und bedachte ihn mit einem abschätzigen Blick. »Weil sie Nazis waren, darum mussten sie sterben. Nicht mehr und nicht weniger. Dein Freund allerdings nahm mit uns Kontakt auf, wollte uns Informationen geben, warum also sollten wir ihn töten?«
    Nikolas gab sich mit dieser Antwort zufrieden – für den Moment zumindest. »Warum haben Sie … diese Ampulle, oder was auch immer in seinem Bauch ist, nicht schon längst herausgeholt?
    »Ihr Deutschen.« Jedes ihrer Worte triefte vor Verachtung. »Du hast ihn doch selbst gesehen. Jede Operation wäre tödlich. Selbst auf die Schmerzmittel reagiert er nicht. Ihr habt irgendetwas mit ihm gemacht … irgendwas.« Sie stockte, als wäre das Fundament ihrer Härte und des Zorns für einen Moment weggesackt. »Außerdem ist es nicht einfach, für so etwas einen Docteur zu bekommen. Viele sind tot oder kämpfen gegen die Deutschen. Und die, die nicht fort sind, wollen mit all dem nichts zu tun haben. Sie haben Angst um ihr Leben und das ihrer Familien. Unterstützen lieber diesen fils de pute von Vichy und seine Marionettenregierung.«
    Sie ging ein paar Schritte, um besser in den kleinen Raum sehen zu können. »Wir haben ihn aus einem Leichensack geholt. Hatten mit einem Paket gerechnet, einer

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