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Wunschkonzert: Roman (German Edition)

Wunschkonzert: Roman (German Edition)

Titel: Wunschkonzert: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Hertz
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oder andere von euch ist richtig blass um die Nase geworden.« Mir entfährt ein nervöses Kichern. Denn den Umstand, dass ich mit der Situation ganz und gar nicht einverstanden war, habe ich wohl mehr als deutlich zum Ausdruck gebracht – wirklich
mehr
als deutlich. Bekomme ich dafür nun doch noch die Quittung serviert? Hat er mir das doch übelgenommen, und ich darf jetzt gehen?
    »Trotzdem hat niemand von euch etwas dazu gesagt, dass ich euch das zumute.« Sein Blick wandert zu mir. »Niemand außer Stella.«
    »Na ja«, kommt es von Natascha. »Wir dachten uns, du wirst schon deine Gründe dafür haben.«
    »Die hatte ich auch«, klärt David sie lächelnd auf. Da bin ich ja mal gespannt. »Ich wollte euch damit zeigen, was passieren kann, wenn man als Gruppe nicht zusammenhält.«
    »Wie meinst du das?«, fragt Oliver nach und kratzt sich am Kopf.
    »Jeder von euch hat gestern das Gleiche gedacht, nämlich, dass so eine Situation wie diese hier für erwachsene Menschen eigentlich unzumutbar ist.« Zustimmendes Nicken. »Und warum habt ihr dann nicht zusammengehalten und es mir gesagt? Oder Stella bei ihrem Einwand unterstützt? Keiner von euch ist ihr zu Hilfe gekommen, ihr habt alle nur einfach zugesehen.«
    Betretenes Schweigen.
    »Nun, David, weil du unser Boss bist«, merkt Jenny schließlich etwas kleinlaut an.
    »Ach?« David sieht sie erstaunt an. »Und als euer Chef kann ich mit euch alles machen?«
    »Hätten wir lieber eine Palastrevolte anzetteln sollen?«, will Tobias wissen. »Zumal wir von Elb Records ja noch gar nicht einschätzen können, wie Widerworte bei dir ankommen.«
    »Das stimmt«, räumt David ein. »Aber was hätte ich schon machen können, wenn ihr als Gruppe geschlossen gesagt hättet, dass euch das so nicht passt?«
    »Äh, uns alle feuern?«, kommt es von Hilde. Sie hat ebenso viele Fragezeichen im Gesicht wie vermutlich gerade jeder von uns.
    »Das wäre wohl kaum möglich, oder?«, erwidert unser Chef.
    Ich räuspere mich. »Du willst uns also dazu auffordern, zu meutern und zu rebellieren, wenn uns etwas nicht passt?«, hake ich nach.
    David schüttelt den Kopf. »Nein, natürlich nicht. Es geht mir darum, euch darauf hinzuweisen, dass es im Leben Situationen gibt, in denen es wichtig ist, als Team zusammenzuhalten. Und gestern war so eine Situation. Ich veranstalte mit euch etwas, was euch unsinnig erscheint – und außer dir, Stella, halten alle die Klappe? Was passiert, wenn ich euch dazu auffordere, aus dem Fenster zu springen? Macht ihr das dann auch?« Ein leises, nervöses Kichern breitet sich aus. Und ich selbst spüre, dass ich vor lauter Stolz gerade ein bisschen rot anlaufe. Dann war mein Auftritt vielleicht gar nicht so schlimm? David Dressler fand das sogar – gut?
    Gleichzeitig steigt in mir noch ein weiteres Gefühl auf: eine unglaublich große Sympathie für meinen neuen Chef. Anders gesagt: Während ich bisher nicht so recht wusste, was ich von ihm halten soll, finde ich ihn schlagartig toll!
    »Natürlich war die Art und Weise, wie du deine Kritik vorgebracht hast, nicht optimal«, sagt er zu mir. »Mit einem herrischen Ausraster hat man noch nie etwas erreicht.« Herrischer Ausraster? Okay, ganz so toll finde ich ihn vielleicht doch nicht …
    »Also, ich …«, will ich mich rechtfertigen.
    »Das soll kein Angriff sein«, beruhigt er mich. »Nur der Hinweis darauf, dass weder der falsche Ton noch ein Kamikaze-Alleingang etwas bringen. Du bist auf deine Kollegen angewiesen und solltest mit ihnen an einem Strang ziehen.«
    Jemand bricht in lautes Prusten aus. Mein Kopf schnellt herum, um den Übeltäter auszumachen. Tobias, das war ja klar.
    Martin, der direkt neben ihm sitzt, lächelt zwar nett, aber so ein kleines bisschen Schadenfreude meine ich in seiner Miene ausmachen zu können. »Alles in allem will ich euch damit nur sagen: Steht für eure eigenen Interessen ein. Schließt euch zusammen, wenn es Hindernisse gibt, gemeinsam könnt ihr sie leichter aus dem Weg räumen. Und übernehmt Verantwortung für euch selbst – und für eure Kollegen.«
    Einen Moment lang herrscht angespanntes Schweigen, weil niemand so genau weiß, wie er nun reagieren soll.
    »Amen!« Das war Martin, der nach seinem Kommentar in haltloses Gelächter ausbricht.
    »Genau«, sagt David Dressler. »Amen!« Jetzt muss auch ich, wie alle anderen im Raum, lachen. Irgendwie scheint sich dieses Seminar doch wesentlich interessanter zu entwickeln, als ich gedacht hätte. Nein,

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