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Wunschkonzert: Roman (German Edition)

Wunschkonzert: Roman (German Edition)

Titel: Wunschkonzert: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Hertz
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mit meinen Augen...(00:09)
     
    Der mit meinen Augen sieht
    Für dich ist dieses Lied
    Der Song ist wirklich großartig, und der Refrain hat absolutes Ohrwurmpotenzial:

    Die Suche - Und ich such Dich...(00:20)
    Audio: Die Suche - Und ich such Dich...(00:20)
     
    Und ich such dich, bis ich dich gefunden hab
    In Rom, in Amsterdam oder in Prag
    In Berlin oder Reykjavík, Paris oder Mosambik
    Super! Okay, die Qualität übers Handy lässt zu wünschen übrig, aber es reicht immer noch, um mich total umzuhauen. Tim singt die zweite Strophe, dann noch einmal den Refrain, dann hört die Musik auf.
    »Und?«, will Tim wissen. »Wie findest du den?«
    »Der, äh«, stottere ich etwas konfus, »der ist ganz gut.«
    »Ganz gut? Na danke.«
    »Nein, sorry, der Song ist
echt
gut«, korrigiere ich mich schnell. »Das habe ich dir doch gestern schon gesagt, eine tolle Melodie!«
    »Und wie findest du den Text?« Er klingt angespannt, beinahe lauernd.
    »Der gefällt mir auch«, antworte ich und merke dabei selbst, wie unglaublich verstockt ich klinge. Aber was soll ich dazu auch sonst sagen? Vielleicht so was wie »Hast du den etwa für mich geschrieben?« Das würde meinen Ansichten zum Thema »Professionelle Zusammenarbeit« ja komplett zuwiderlaufen.
    »Aha«, erwidert Tim einsilbig.
    »Beim Refrain«, plappere ich nervös los, »hätte ich noch einen Vorschlag.«
    »Welchen denn?«
    »Also«, ich kichere blöd, »wenn du singst ›in Berlin oder ReykjavÍk, Paris oder Mosambik‹, da könntest du doch auch aus Mosambik Osnabrück machen!« Ich lache prustend und hoffe, dass er mir meine Unsicherheit nicht anhört. Verstehe selbst nicht, warum ich gerade so unsicher bin – aber ich bin es eben.
    »Osnabrück?«, kommt es entgeistert zurück. Okay, Tim hat nicht verstanden, dass das nur ein Spaß sein sollte.
    »Ich hab doch nur einen Witz gemacht«, will ich ihn beruhigen. »Wobei – Osnabrück, das würde den Song schon auch irgendwie künstlerisch brechen, das wäre mal echt was Ausgefallenes.«
Hilfe, kann mich bitte jemand stoppen?
»Ich meine, wer kommt schon auf die Idee, die Liebe seines Lebens ausgerechnet in Osnabrück zu suchen?«
    »Ich sehe schon«, antwortet Tim kühl und klingt dabei immer noch nicht so, als fände er mich gerade besonders lustig, »dir gefällt’s nicht so gut.«
    »Doch, wirklich«, sage ich schnell, »das Stück gefällt mir!«
    »Den Eindruck habe ich aber gerade nicht.«
    »Du, ich höre mir das Lied einfach noch mal in Ruhe an, wenn ich wieder in Hamburg bin. Übers Telefon kann ich das echt nicht beurteilen«, behaupte ich, um mich aus dieser etwas unangenehmen Situation zu befreien. »Ich hab ja nur die Hälfte verstanden.«
    »Na gut«, kommt es immer noch eindeutig verärgert zurück. »Dann bis demnächst. Vielleicht in Osnabrück?«
    Klick.
    Ich komme noch nicht einmal dazu, mich von Tim zu verabschieden, er hat schon aufgelegt. Einen Moment lang starre ich noch nachdenklich auf das Telefon. Habe ich ihn mit meinem Witzchen jetzt so getroffen? Aber ich wusste halt nicht, wie ich darauf reagieren soll! Wenn ich an unseren gemeinsamen Abend und die Nacht denke, löst das bei mir immer noch angenehme und unangenehme Gefühle gleichzeitig aus. Einerseits war es mit ihm total schön, andererseits …
andererseits halt!
    Seufzend lösche ich Tims Nummer aus Martins Anrufliste. Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste. Muss ja nicht sein, dass der weiß, mit wem ich telefoniert habe. Als Nächstes versuche ich es bei Miriam, die aber nicht abhebt, dann wähle ich Mamas Nummer. Während ich mit ihr spreche, versuche ich, den Gedanken an Tim vorerst beiseitezuschieben. Bringt ja nichts, jetzt weiter über ihn zu grübeln, das kläre ich wirklich am besten, wenn ich wieder zu Hause bin. Musikalisch als auch privat.
     
    Als mein Wecker am nächsten Morgen um sechs Uhr klingelt, fühle ich mich, als hätte ich maximal eine halbe Stunde geschlafen, ich bin komplett gerädert. Und viel mehr war es auch tatsächlich nicht. Erst habe ich gestern noch eine Stunde mit Mama telefoniert, der ich haarklein alles erzählen musste. Davon, dass ich aus dem Bus gekotzt habe, war sie natürlich nicht begeistert, aber meine erfolgreiche Tauschaktion hat sie wieder mit allem versöhnt. Trotzdem hat sie mir noch einmal ans Herz gelegt, mich vor Martin Stichler in Acht zu nehmen und mich bloß nicht um den Finger wickeln zu lassen. »Und wenn er auch noch so nett erscheint«, hat sie mich ermahnt, »wenn

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