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Wunschkonzert: Roman (German Edition)

Wunschkonzert: Roman (German Edition)

Titel: Wunschkonzert: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Hertz
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weißt doch, dass sie sich immer so große Sorgen macht.
    »So wie du hier eben rumgerannt bist, macht es aber schon den Eindruck, als würdest du wirklich dringend telefonieren wollen.« Er streckt mir den kleinen Apparat entgegen. »Ist doch kein Problem, wenn du meins nimmst. Ich hab auch ’ne Flatrate.«
    »Okay«, meine ich schließlich, gehe auf ihn zu und nehme sein Telefon. »Das ist sehr nett von dir. Dauert auch nicht lange.«
    »Lass dir so viel Zeit, wie du willst.«
    »Danke.« Ein bisschen unschlüssig stehe ich vor ihm. Dann scheint er zu verstehen, was los ist, wirft seine Zigarette weg und tritt sie aus.
    »Und ich lass dich natürlich auch gerne allein. Geht wohl doch um einen geheimen Verehrer, wie Hilde vorhin meinte, was?«
    Ich lächele ihn geheimnisvoll an. »Wer weiß?«
    »Gerald Strullenkötter, stimmt’s?«
    Ich sehe ihn überrascht an. »Du hast ja ein gutes Namensgedächtnis!«
    Martin prustet los. »Also echt«, bringt er schnaufend hervor, »für so einen bescheuerten Namen muss man nun wirklich kein sonderlich gutes Gedächtnis haben. Der hat sich hier«, er legt sich einen Zeigefinger an die Schläfe, »sofort eingebrannt.« Im nächsten Augenblick verändert sich sein Gesichtsausdruck, und er betrachtet mich mit regelrecht ernster Miene. »Außerdem muss man die Konkurrenz immer im Auge behalten.«
    »Äh, die Konkurrenz?«
    Statt mir zu antworten, dreht er sich einfach um. »Ich bin dann im Aufenthaltsraum«, ruft er mir über die Schulter zu und verschwindet wieder in der Jugendherberge. Ich sehe ihm einen Moment lang verwundert nach. Konkurrenz? Offenbar will er
tatsächlich
mit mir flirten! Gedankenverloren schüttele ich den Kopf und mache mich daran, die Nummer von Gerald beziehungsweise Tim ins Handy zu tippen.
    »Lievers?«, meldet sich Tim.
    »Hi, ich bin’s noch einmal, Stella.«
    »Hast du jetzt plötzlich ein neues Handy?«, fragt er. »Ist ja eine ganz andere Nummer!«
    »Ach so, ja. Das ist gar nicht mein Telefon, ich hab so schlechten Empfang und mir das von einem … einer Freundin geliehen«, erkläre ich.
    »Wo steckst du denn?«
    »Och, irgendwo auf dem Land«, erwidere ich ausweichend. »Brauchte mal ein paar Tage Auszeit.«
    »Aha. Eine Auszeit.«
    »Jedenfalls habe ich gesehen, dass du mich zweimal angerufen hast«, lenke ich auf ein anderes Thema. »Was gibt es denn?«
    »Heute Vormittag wollte ich nur mal nachhorchen, wie es dir geht«, erklärt er. »Und eben wollte ich dir erzählen, dass mir heute, glaube ich, ein richtig guter Text zu meinem neuen Song eingefallen ist.«
    »Das höre ich gerne!«
    »Soll ich ihn dir mal vorspielen?«, fragt er.
    »Meinst du, das geht über Handy? Glaube nicht, dass ich da besonders viel verstehen kann.«
    »Wir können es wenigstens mal probieren. Wenn ich das Telefon ganz dicht an den Lautsprecher halte, funktioniert’s vielleicht.« Ich höre ihm an, dass er mir den Song unbedingt vorspielen will. Und neugierig bin ich natürlich auch.
    »Gut, dann mach mal«, sage ich deshalb. Wenige Sekunden später ertönt Musik, dieselbe Melodie, die er mir gestern schon vorgespielt hat. Allerdings erklingt nun nach wenigen Takten Tims Stimme – und ich habe auf der Stelle Gänsehaut. Während ich dem Song lausche, wiege ich mich gedankenverloren im Takt.

    Die Suche - Für den Menschen...(00:36)
    Audio: Die Suche - Für den Menschen...(00:36)
     
    Für den Menschen, der mich über alles liebt
    Der mich begleitet, mit mir streitet und vergibt
    Für den, der mit mir zieht
    Der in meinen Armen liegt
    Für dich ist dieses Lied
     
    Für den, der mich besser kennt als ich
    Für den, der alles hält, was er verspricht
    Bei dieser Zeile zucke ich kurz zusammen. Aber nur kurz. Denn ich habe ja vor, zu halten, was ich Tim und seinen Jungs versprochen habe. Und außerdem: Es ist nur ein Song, mich wird Tim damit wohl kaum meinen. Wir haben mal geknutscht, sicher. Aber damit bin ich noch lange nicht der Mensch, der ihn über alles liebt.
Stella!,
rufe ich mich selbst zur Ordnung,
das ist nur ein Musikstück. Nur ein Lied, so wie ein Film oder einer deiner Kitschromane, also sei ein Profi und hör lieber weiter ganz sachlich zu!
Ich tue, wie mein inneres Ich mir befiehlt.

    Die Suche - Für den der sich...(00:05)
    Audio: Die Suche - Die Suche - Für den der sich...(00:05)
     
    Für den, der sich nicht verbiegt
    Okay, das kann man von mir nun wirklich nicht behaupten!

    Die Suche - Der mit meinen Augen...(00:09)
    Audio: Die Suche - Der

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