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Wunschkonzert: Roman (German Edition)

Wunschkonzert: Roman (German Edition)

Titel: Wunschkonzert: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Hertz
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sie sich nach dem zweiten Klingeln. »Habe mich schon gefragt, wann du mal anrufst. Wie geht’s dir denn?«
    »Ganz gut«, antworte ich und berichte Miriam in kurzen Zügen davon, was hier los ist. Von der Jugendherberge, davon, wie David Dressler uns alle reingelegt hat, von dem Büroklammerexperiment, davon, dass Martin Stichler insgesamt doch ganz in Ordnung zu sein scheint, und von Tim, der mir einen neuen Song vorgespielt hat.
    »Hat er dir denn gefallen?«, will sie wissen.
    »Und wie!«, gebe ich zu. »Aber …«
    »Süße, wieso gibt es bei dir eigentlich immer ein
Aber?
«, unterbricht sie mich.
    »Ich habe wohl irgendwie doof reagiert«, gebe ich zu. Ich seufze. »Zu blöd aber auch, dass ich ihm nicht sagen kann, was hier eigentlich los ist, und mir momentan nichts anderes übrigbleibt, als mit dem Vertrag noch ein bisschen zu warten.«
    »Sag’s ihm doch einfach, wo ist das Problem?«
    »Darf ich ja nicht, David war da ziemlich eindeutig, weißt du doch!«
    Miriam gibt einen unwilligen Laut von sich. »Stella, mal ehrlich: Denkst du, die anderen nehmen das so genau? Wenn du ihm sagst, was los ist, hat er sicher Verständnis dafür. Und er wird bestimmt auch die Klappe halten, wenn du ihn darum bittest.«
    »Du kennst doch das Motto der Rockerbande
Hell’s Angels
«, wende ich ein und gebe mir Mühe, dabei möglichst düster zu klingen.
»Three can keep a secret if two are dead!«
Miriam kichert.
    »Stella, wenn ich dich daran erinnern darf: Du
bist
gar kein
Hell’s Angel!
Hoffe ich jedenfalls, sonst müsste ich unsere Freundschaft
schwer
überdenken. Also, vertrau Tim doch ein bisschen und erklär es ihm, das wird er schon nachvollziehen können. So, wie es jetzt ist, weiß er ja gar nicht, woran er bei dir ist. Ich meine, erst sagst du ihm, dass seine Musik toll ist, nimmst ihn aber nicht unter Vertrag, dann verbringst du eine Nacht mit ihm, weist ihn am nächsten Morgen wieder ab, und als Nächstes verschwindest du komplett und sagst ihm nicht einmal, wohin. Da wüsste ich auch nicht, was ich davon halten soll, und käme mir ein kleines bisschen verarscht vor.«
    »Ich werd’s ihm sagen, wenn ich wieder in Hamburg bin und alles geregelt ist. Aber jetzt mal was ganz anderes«, wechsele ich das Thema, »wir sollen hier in zwei Teams ein kleines Filmchen drehen, das irgendwas mit Musik zu tun hat. Und mir fällt echt nichts ein, die anderen haben auch nur unbrauchbare Ideen. Hast du vielleicht eine Ahnung, was wir da machen könnten? Du bist doch schließlich eine Kreative!«
    Miriam denkt einen Moment lang nach. »Vielleicht ein Musikvideo?«
    »Haben wir auch schon drüber nachgedacht, ist aber in der Umsetzung etwas schwierig. Und bis wir uns auf ein Lied geeinigt haben, ist die Woche rum.«
    »Dann fällt mir auch nichts ein.«
    »Okay«, antworte ich etwas enttäuscht, »dann werd ich mir mal weiter den Kopf zerbrechen.«
    »Mach das. Und wenn noch was ist, ruf an!«
    »Klar, ich melde mich. Falls dir noch was einfällt, kannst du auch gern durchbimmeln, bis heute Abend habe ich Empfang.« Ich lege auf, dann wähle ich noch einmal Tims Nummer. Diesmal geht nur die Mailbox dran.
    »Guten Tag«,
höre ich seine angenehme Stimme sagen,
»und herzlich willkommen auf der Mailbox von Tim Lievers von den Reeperbahnjungs. Wenn Sie mich im Moment nicht erreichen, liegt es vermutlich daran, dass ich gerade mit meiner Band auf Welttournee bin. Oder als Superstar damit beschäftigt, mein Geld zu wiegen. Vielleicht sitze ich auch gerade zusammen mit drei Supermodels in einem Whirlpool«,
bei der Vorstellung muss ich gleichzeitig kichern und meine Eifersucht bekämpfen, »
trinke an der Bar des Berliner Adlon mit Robbie Williams Champagner oder lasse mich in meiner Luxuslimousine an der Côte d’Azur entlangfahren. Na ja, vielleicht sitze ich auch nur zu Hause in meiner unaufgeräumten Zwei-Zimmer-Bude und träume von einem Plattenvertrag – wenn Sie mir einen anbieten wollen, hinterlassen Sie gern eine Nachricht! Alle anderen dürfen mir auch auf die Quatsche sprechen, ich rufe zurück, sobald ich meine Telefonrechnung bezahlen kann. Piiiiep!
«
    Prustend lege ich auf. Was für ein lustiger Spinner, diese neue Ansage kannte ich noch gar nicht. Ob er die extra für mich raufgesprochen hat? Ach, Unsinn, ich mache mir schon wieder zu viele Gedanken.
    Aber so bescheuert es klingt: Tatsächlich stellen sich viele Leute so ein Leben als Musiker vor. Dass man, sobald man einen Plattenvertrag ergattert hat,

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