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Wunschkonzert: Roman (German Edition)

Wunschkonzert: Roman (German Edition)

Titel: Wunschkonzert: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Hertz
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Tobias von weiter hinten, wo er mit Natascha sitzt.
    »Ich habe sehr wohl etwas übrig für Romantik!«, kläre ich ihn auf.
    »Ach, echt?«, erwidert er frech. »Wann denn? Von zwölf Uhr bis mittags?« Er lacht sich über seinen eigenen Witz lauthals schlapp.
    »Halt die Klappe und knutsch lieber weiter wie ein Teenager!«, fahre ich Tobi an. Dann wende ich mich diabolisch lächelnd an Hilde: »Sag mal, hatten wir gestern nicht auch leckeren
Baum
kuchen gekauft?« Das Wort
Baum
betone ich dabei sehr, sehr deutlich.
    »Baumkuchen?«, wiederholt sie und sieht mich irritiert an. »Nein, davon weiß ich nichts.«
    »Ach, schade!«, seufze ich und mustere dabei Tobias, der mit einem Schlag nicht mehr ganz so aufmüpfig wirkt. »Gerade wäre genau das richtige Zeit
fenster
für einen kleinen Snack.« Mein Kollege schüttelt unmerklich den Kopf, die Message ist offenbar angekommen.
    »Äh, sorry«, meint Hilde und macht immer noch einen etwas konfusen Eindruck. »Baumkuchen habe ich nicht, aber«, sie wühlt in ihrer Tasche und zaubert ein Päckchen in Silberpapier hervor, »ein bisschen Krokantschokolade kann ich dir anbieten.« Ich lächele sie freundlich an.
    »Nein danke«, lehne ich ab. »Ich hätte wirklich einfach nur Lust auf Baumkuchen.«
    »Damit kann ich leider nicht dienen.« Einen Moment lang starren Tobias und ich uns noch an, dann schlingt er seine Arme um Natascha und knutscht sie ab. Obwohl ich eine innere Genugtuung verspüre, versuche ich gleichzeitig, den Ärger zu unterdrücken, der in mir aufsteigt. Soll doch dieser kleine Wicht denken und sagen, was er will! Wenn das der Dank dafür ist, dass ich ihm heute Nacht den Arsch gerettet habe, muss es mich nicht im Geringsten kümmern, was er so von sich gibt. Blöderweise merke ich, dass mich das sehr wohl irgendwie kümmert. Vor allem, weil Martin, neben dem ich sitze, das natürlich auch gehört hat.
    »Was für ein kleiner Idiot«, flüstert er mir plötzlich ins Ohr. »Was weiß der schon von Romantik? Sich hier mit Natascha abzulecken wie geisteskrank, ist sicher nicht romantisch, das ist nur daneben.«
    »Genau«, stimme ich ihm zu und bin gerade sehr dankbar für seine Unterstützung.
    »Und natürlich bist du romantisch«, fährt Martin fort. »Ich habe schließlich das Buch gesehen, das neben deinem Bett liegt.«
    »Was?«
    »Du weißt schon.
Leidenschaftliche Geliebte
oder so«, erklärt er. Und bei mir herrscht mal wieder Feuermelderalarm. »Ist schon gut.« Er streichelt mir verstohlen mit einer Hand über die Wange. »Dafür musst du dich echt nicht schämen. Auch wenn du eher leidenschaftliche Ohrfeigen als Küsse verteilst.« Er bedenkt mich mit einem Blick, der mir durch und durch geht. »Das mit der Geliebten kann ich so ja nicht beurteilen. Noch nicht.«
    Hilfe, mir wird
heiß!
    »Äh«, setze ich an, aber mir fällt nichts ein.
    »Schscht«, macht Martin. Dann nimmt er unauffällig meine Hand, drückt sie einmal und lässt sie dann wieder los. Ich seufze so leise wie möglich … und muss plötzlich an Tim denken. Das gibt’s doch gar nicht, wo kommt dieser Gedanke denn jetzt her? Der war doch den gesamten Tag über nicht da, und jetzt schießt er mir wie aus dem Nichts wieder durch den Kopf? Aber ich kann nichts dagegen tun. Ich denke daran, wie er mich in den Arm genommen und geküsst hat, wie er mich angesehen hat, als er neben mir aufwachte … Da soll noch mal einer sagen, ich wäre nicht romantisch! Natürlich bin ich das! Und offensichtlich relativ konfus und durcheinander. Genau deshalb ist es manchmal wohl auch besser, wenn die Vernunft die Romantik besiegt, alles andere führt nur zu unschönem Kuddelmuddel.
     
    Hilde hat recht: Lüneburg ist ein bezauberndes kleines Städtchen. Es fachwerkt, wohin das Auge blickt, und die pittoreske Innenstadt wird von vielen kleinen Kanälen durchzogen. Wie in Venedig. Da war ich zwar auch noch nie, aber so stelle ich es mir vor.
    Unsere Truppe geht über eine der vielen kleinen Brücken zum sogenannten
Stint,
das Kneipenviertel, wie Hilde mir aufgeregt plappernd erzählt. »Mein Hans und ich, wir haben hier vor über dreißig Jahren unsere Flitterwochen verbracht«, berichtet sie. »Hach, das war so was von schön! Heute wollen immer alle in die Karibik, nach Mauritius, Südafrika oder sonst wohin, dabei hat Deutschland so wunderbare Ecken!«
    »Stimmt«, gebe ich ihr recht, »ist wirklich hübsch hier.«
    »Stella«, erklingt in diesem Moment die flüsternde Stimme von Tobias neben

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