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Wunschkonzert: Roman (German Edition)

Wunschkonzert: Roman (German Edition)

Titel: Wunschkonzert: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Hertz
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wäre nun wirklich nicht sonderlich nett gewesen.
    Ich schaue rüber zu Tobias und Natascha, die mal wieder hemmungslos miteinander knutschen. Andererseits: Wenn die zwei hier sogar öffentlich rumturteln, warum darf ich das dann nicht auch? Wer hat denn die Regel erstellt, dass man sich nicht auf ein kleines Techtelmechtel mit einem Kollegen einlassen darf, Konkurrent hin, Konkurrent her?
Stella, das geht ja wohl gar nicht!,
ertönt die Stimme meiner Mutter. Richtig, diese Regel kommt vermutlich von ihr. Ich verscheuche die Stimme und wende mich wieder Martin zu. Er erzählt gerade etwas von einer Mega-Überraschung, die er außerdem für uns vorbereitet hat, und wirkt dabei wie ein kleiner, stolzer Junge. Wie süß!
    Während er spricht, sieht er mit einem Mal ganz direkt mich an. Und als sich unsere Augen begegnen, zucke ich innerlich zusammen, so aufregend finde ich das in diesem Moment.
Wenn die anderen wüssten, was sich da gestern Nacht in meinem Zimmer abgespielt hat,
denke ich verschämt und fühle mich zur gleichen Zeit verrucht. Wobei sich da genau genommen ja gar nichts abgespielt hat. Aber es hätte sich immerhin etwas abspielen
können!
Wenn ich nicht so bescheuert reagiert und mich stattdessen einfach mal locker gemacht hätte. Aber ich war mal wieder Grace Kelly und Doris Day in einer Person, die Rock Hudson empört die Tür gewiesen hat. Okay, Rock Hudson war genau genommen schwul, aber …
    Auweia, in meinem Kopf geht es echt ziemlich durcheinander!
    Aber es ist eine angenehme Verwirrtheit, irgendwie macht sie mich ganz kribbelig. Ich zwinkere Martin zu, was er erstaunt, irritiert und trotzdem auch irgendwie erfreut erwidert.
    Nachdem wir alle den Stand unserer Vorbereitungen erzählt haben, übernimmt unser Chef wieder das Wort: »Leute, das klingt doch alles sehr gut«, meint er. »Ich freue mich wirklich auf unser kleines Sommerfest, um zwei Uhr am Nachmittag fangen wir an. Und zur Belohnung für eure Mühen habe ich heute noch eine besondere Überraschung für euch.« Gespanntes Schweigen. »Wir gehen aus! In einer Stunde kommt unser Bus noch einmal und bringt uns ins schöne Lüneburg.«

13. Kapitel
     
    E ine Dreiviertelstunde später stehe ich zufrieden vor dem großen Spiegel in meinem Zimmer und betrachte das Gesamtkunstwerk. Ich habe mich für eine enge 7/8-Jeans entschieden, die meine schlanken Beine gut zur Geltung bringt. Als Oberteil habe ich eine schlichte weiße Bluse angezogen, die ich in der Taille eng zusammengeknotet habe. In Kombination mit meinen weißen hohen Hacken sieht es ein bisschen Sixties-mäßig aus. Meine Lockenpracht trage ich offen, allerdings mit einem breiten Haarband gebändigt. Ich denke, so kann ich mich durchaus sehen lassen, schnappe meine Handtasche und gehe hinaus, wo bereits der Bus auf uns wartet. Als ich einsteige, pfeift Martin, der mal wieder in der ersten Reihe sitzt, anerkennend durch die Zähne. »Wow, du siehst echt toll aus.«
    »Danke schön«, erwidere ich und setze mich einfach direkt neben ihn. Er sieht mich überrascht an.
    »So zutraulich, Frau Kollegin?«, flüstert er mir zu, damit die anderen es nicht hören. »Gestern Abend haben Sie mir noch eine gescheuert.«
    »Das war leider aus dramaturgischen Gründen absolut nötig«, gebe ich schmunzelnd zurück, »das dürfen Sie nicht persönlich nehmen.«
    »Also ich weiß nicht …« Mit gespielt schmerzverzerrter Miene streicht er sich über seine Wange. »Mein Gesicht fühlt sich immer noch so an, als wäre ich in einen Schraubstock eingeklemmt gewesen.«
    »Keine Sorge«, beruhige ich ihn. »Das geht vorbei. Und Gefühle sind dann am besten, wenn sie besonders intensiv sind.«
    »Wenn Sie meinen«, antwortet Martin und grinst. Er hebt einen Arm, und für den Bruchteil einer Sekunde denke ich, dass er ihn mir um die Schulter legen will. Dann aber lässt er ihn wieder sinken, worüber ich ganz froh bin.
    Und auch enttäuscht.
    Ach, ich bin aber auch kompliziert! Gar nicht so einfach, immer zu wissen, was man selbst eigentlich will.
    Nachdem alle an Bord sind, wirft der Fahrer den Motor an, und los geht die Reise.
    »Bin ja mal gespannt, wie es in Lüneburg so ist«, sage ich zu Hilde, die direkt hinter Martin und mir Platz genommen hat.
    »Wie bitte?«, wundert sie sich. »Warst du da etwa noch nie?«
    »Nein, bisher noch nicht«, muss ich gestehen.
    »Aber das ist so ein bezauberndes kleines Städtchen. Unglaublich romantisch!«
    »Also genau das Richtige für unsere Stella«, krakeelt

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