Wunschkonzert: Roman (German Edition)
seinen lustigen Text geändert:
»Hi, hier ist Tim, ich bin momentan nicht zu erreichen, rufe aber zurück, wenn ihr mir eine Nachricht hinterlasst.«
Schade, den anderen Spruch fand ich wesentlich witziger und origineller. Zurückgerufen hat er mich bisher auch noch nicht, und langsam wundert mich das etwas. Okay, er war etwas verstimmt, weil ich ein bisschen blöd auf
Die Suche
reagiert habe. Aber so verärgert war er nun auch wieder nicht, außerdem hatte er danach doch sogar von sich aus noch viermal versucht, mich zu erreichen, was mein mangelnder Handyempfang verhindert hat.
Dem wird doch nichts passiert sein?,
frage ich mich.
Ach Quatsch, Stella! Männern, die sich nicht melden, ist
nie
was passiert. Weder sind sie tragisch unter einen Laster geraten noch entführt oder spontan zu einem Auslandseinsatz der Bundeswehr abkommandiert worden – sie sind einfach nur abgetaucht. Und machen sich keine weiteren Gedanken, ob irgendjemand sie vermissen könnte oder nicht.
Wie bei meinem Vater damals, da hatten Mama und ich anfangs auch befürchtet, ihm wäre etwas Schreckliches zugestoßen, als er von heute auf morgen weg war. Bis wir sechs Wochen später von ihm die Karte aus Palermo erhielten, auf der er sich für sein Verschwinden entschuldigte, aber er habe das Leben in Deutschland einfach nicht mehr ausgehalten und sei unglücklich gewesen.
Sang- und klanglos davongemacht, so sind sie, die Männer,
echot Mama in meinem Kopf.
Das ist die traurige Wahrheit.
Ich probiere es bei Miriam. Wenigstens die geht sofort ran. Ich erzähle ihr, dass ich Tim immer noch nicht erreichen kann, was ich schade finde, weil ich mir mittlerweile überlegt habe, dass ich ihm tatsächlich einfach sagen sollte, was los ist.
»Sehr schön«, lobt mich meine beste Freundin. »Wurde ja auch Zeit! Und was geht sonst so ab bei euch?«
Ich berichte von dem kleinen Unfall, den Tobias und ich gestern Nacht hatten – und natürlich von Martins überraschendem Besuch und Knutsch-Überfall am Abend.
»Was hast du gemacht?«, will Miriam aufgeregt wissen.
»Was soll ich schon gemacht haben?«, stelle ich die Gegenfrage. »Ich habe ihm erst eine geknallt und ihn dann rausgeschmissen, das habe ich gemacht!«
»Wieso das denn?«
»Wie, wieso?«, frage ich überrascht nach. »Weil ich hier doch nicht einfach so mit einem Kollegen ins Bett hüpfe! Und erst recht nicht mit einem Kollegen, der vielleicht meine größte Konkurrenz ist!«
»Schade«, kommt es etwas enttäuscht zurück, »ich hatte echt gehofft, du würdest bei dieser Fahrt mal ein bisschen Spaß haben.«
»Ich
habe
Spaß«, unterrichte ich sie.
»So? Du schmeißt einen gutaussehenden Kollegen aus deinem Zimmer und redest von Spaß?«
»Miriam«, ich klinge jetzt richtig streng, »ich bin hier auf einem Job-Seminar, das muss ich schon einigermaßen ernst nehmen.«
»Aber das eine hat mit dem anderen doch nicht das Geringste zu tun«, werde ich von ihr belehrt. »Tagsüber kannst du ja Fräulein Superstella geben, aber nachts interessiert das doch keinen.«
»Doch«, widerspreche ich, »
mich
interessiert das. Außerdem hast du selbst noch vor ein paar Wochen, als ich ihn dir gezeigt habe, behauptet, Martin sähe aus wie ein arroganter Gockel.«
»Sieht er ja auch«, stimmt sie mir zu. »Wie ein arroganter, sehr attraktiver Gockel mit einem beachtlichen Sixpack. Martin Stichler ist sicher niemand, den du deiner Mutter vorstellen willst, aber das Gute ist, dass
er
das doch auch gar nicht will. Der Mann ist wie … wie ein Schokoriegel: leicht zu bekommen, gut zu genießen und dann problemlos zu vergessen. Also ehrlich, wenn ich Single wäre wie du, hätte ich den nicht von der Bettkante geschubst.«
»Du bist aber nicht ich.«
»Genau das ist ja das Drama! Wann hast du eigentlich das letzte Mal Sex gehabt?«
»Was soll denn die Frage jetzt?«, entgegne ich empört.
»Sag schon! Wann hattest du das letzte Mal Sex?«
»Das geht dich doch wohl rein gar nichts an!«
»Natürlich geht mich das was an, ich bin deine beste Freundin! Und deshalb weiß ich auch, warum du mir diese Frage nicht beantworten willst – du weißt es nämlich selbst schon gar nicht mehr!«
»Aber natürlich weiß ich das noch!«
»So? Wann denn?«
»Das war … das war …« Mist, jetzt gerate ich doch glatt ins Stottern.
»Jaaa?«, fragt Miriam gedehnt nach.
»Also, irgendwann vor … vor … vor …« Ich gebe es auf. So ganz genau weiß ich es tatsächlich nicht, muss doch schon eine
Weitere Kostenlose Bücher