Wunschkonzert: Roman (German Edition)
sondern ein Organ, das etwas tiefer im Körper angesiedelt ist …
»Ich mach mal eine kleine Pause«, teile ich Hilde und Jenny mit, als die erste Lage Frikadellen im Ofen vor sich hin brutzelt. Nachdem ich mir gründlich die Hände gewaschen habe, gehe ich raus, um nachzusehen, wie weit die Vorbereitungen der Location vorangeschritten sind.
Wie erwartet haben Tobias und Natascha mehr oder weniger lieblos ein paar Girlanden zwischen die Bäume gespannt, hier und da hängt ein Lampion, und immerhin baumelt über einer Art kleinen Bühne auf der linken Seite, die aus irgendwelchen Holzbrettern zusammengenagelt wurde, so etwas wie eine Lichterkette. Es ist bereits ein DJ -Pult aufgebaut, daneben wird irgendetwas unter einem Bettlaken verborgen, das ziemlich groß und unförmig zu sein scheint. Was ist das? Martins Überraschung? Verstecken sich die
Chippendales
darunter und springen nachher bei unserer Feier auf die Bühne, um einen Strip hinzulegen? Bei meinen albernen Gedanken muss ich kichern, ich bin offensichtlich immer noch ziemlich …
ähm
… aufgeheizt.
Auf zwei langen Tischen auf der rechten Seite der Lichtung stehen bereits zwei kleine Fässer Bier sowie diverse Gläser und Pappbecher. Oliver schiebt gerade eine Sackkarre, auf der sich mehrere Getränkekisten stapeln, auf einen provisorisch erbauten Tresen zu. Und dann entdecke ich Martin, der an einem Lautsprecherständer herumfummelt und sich damit abkämpft, eine Box daraufzustellen. Ich gehe zu ihm.
»Hi!«, begrüße ich ihn, wobei meine Stimme fast einen kleinen Kiekser macht. Er lässt die Box einrasten, dreht sich zu mir um und lächelt.
»Hi!«, erwidert er. Dann beugt er sich blitzschnell zu mir und gibt mir einen flüchtigen Kuss direkt auf den Mund. Ich weiche, ein bisschen erschrocken kichernd, zurück.
»Martin«, flüstere ich tadelnd. »Die anderen!« Er zuckt mit den Schultern.
»Hat doch keiner mitgekriegt«, meint er. Er bedenkt mich mit einem zärtlichen Blick. »Hast du denn noch gut geschlafen?«
»Ja«, ich nicke. »Wie ein Murmeltier.«
»Schön«, antwortet er, »dann können wir ja gleich ordentlich feiern.«
»Jau, können wir.«
»Das wird eine geile Party«, stellt er fest, und ein anzüglicher Ausdruck macht sich auf seinem Gesicht breit. Dann wirft er einen Blick auf seine Uhr. »Nur noch eine gute Stunde, dann geht’s los. Langsam müsste unser DJ auch mal auftauchen.«
»Und was für eine Überraschung hast du für uns noch geplant?«, will ich von ihm wissen und deute Richtung Bühne. »Versteckst du sie unter dem Bettlaken?« Martin gibt mir einen neckischen Nasenstüber.
»Wird nicht verraten, Fräulein Wundermann. Da werden Sie sich wie die anderen gedulden müssen – oder glauben Sie etwa, Sie haben wegen vergangener Nacht einen Heimvorteil?«
»Nein, äh, glaube ich nicht«, erwidere ich, und schon wieder schießt mir die Röte ins Gesicht. »Ich geh mal zurück in die Küche, wir sind noch nicht ganz fertig.« Ich wende mich zum Gehen.
»Mach das«, ruft Martin mir hinterher, »ich hab schon wieder riesigen Appetit auf was Leckeres! Wenn’s geht, was schön Heißes!«
Ohne ihm zu antworten, marschiere ich weiter Richtung Herberge. Aber ich spüre, dass meine Wangen glühen. Na bitte, mit was Heißem kann ich schon mal dienen!
Unser kleines Bergfest ist nicht einmal eine Stunde im Gang, als die Stimmung bereits auf dem Höhepunkt ist. Mag daran liegen, dass die meisten von uns es nicht gewohnt sind, mittags um zwei schon Bier zu trinken (wobei ich mich wieder brav an einer Apfelsaftschorle festhalte, aber trotzdem steckt mich die Ausgelassenheit der anderen an), oder auch daran, dass der von Martin organisierte DJ wirklich großartig ist. Gerade spielt er
I gotta feeling
von den Black Eyed Peas, und fast alle von uns hüpfen tanzend und grölend über die Lichtung.
»I gotta feeling«,
singe sogar ich lauthals mit, denn in der johlenden Menge macht es mir nichts aus,
»that tonight’s gonna be a good night, that tonight’s gonna be a good, good niiiiight!«
Martin zappelt direkt neben mir und rempelt mich hin und wieder unauffällig an, wobei ich jedes Mal kichern muss, und auch David gibt absolut alles. Sein T-Shirt ist bereits komplett nassgeschwitzt, tanzend prostet er uns mit einem Pappbecher voller Bier zu und fordert hin und wieder: »Lauter, lauter!« Der DJ kommt seinem Wunsch nach, hier am Arsch der Heide stört es eh keinen, wenn wir mal so richtig und ordentlich Lärm
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