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Wuppertod

Wuppertod

Titel: Wuppertod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Schmidt
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mit. Es dauert nicht
lange.«
    »Wo willst du
hin?« Sie runzelte die Stirn, kleidete sich jedoch ebenfalls
an. »Irgendetwas beschäftigt dich doch
noch.«
    Stefan nickte.
»Allerdings. Ich habe da einen Verdacht. Wenn sich dieser
Verdacht bestätigt, dann schließt sich der Kreis auf
wundersame Weise, auch wenn ich nicht wirklich weiß, wie das
eine zum anderen gehört.«
    »Du redest in
Rätseln, Stefan Seiler.«
    Er lachte.
»Manchmal ist das einfach besser so. Komm, ich erzähle
dir unterwegs, was ich meine.«
    »Wohin geht's
denn?«, wiederholte Heike und beobachtete, wie er die
Wohnungstür sorgfältig abschloss.
    »Nach
Wichlinghausen«, erklärte Stefan.
    Händchen haltend
gingen sie zum Käfer, der am Straßenrand stand. Wie ein
Kavalier hielt Stefan ihr die Beifahrertüre auf und umrundete
dann den Wagen, um selbst einzusteigen. »Ich habe die WG von
diesem Bemberg besucht«, erklärte er, während er
den Käfer zur Briller Straße lenkte. »Die Jungs
sind offen gestanden nicht sehr Vertrauen erweckend. Und ich habe
unfreiwillig Bruchstücke von einem Gespräch mitbekommen,
das meinen Verdacht erhärten könnte. Bemberg war nicht
da, als ich ihn besuchen wollte, nur zwei seiner Kommilitonen. Sie
sprachen von einem gut bezahlten Job und davon, dass die Chefin
ihnen unter Umständen weitere Jobs
zuschustern würde. Einer der Jungs stellte sich jedoch quer.
Der letzte Auftrag war ihm entschieden zu heiß
gewesen.«
    »Was hat das mit
dem Mord an Heiger zu tun?« Heike verstand nur noch Bahnhof.
Eine steile Falte stand auf ihrer hübschen Stirn.
    »Das lässt
sich gar nicht so leicht sagen«, räumte Stefan ein.
»Ich denke, es ist wie ein riesiges Getriebe. Ein Zahnrad
fasst in das nächste und so kommt eine gigantische,
verbrecherische Maschine ins Rollen. Und das hat - so verrückt
das auch klingt - nichts mit Bemberg zu tun. Jedenfalls nicht
direkt.« Stefan zwinkerte ihr zu.
    Der Verkehr auf der
Bundesallee floss problemlos, nur am Döppersberg gerieten sie
in einen kleinen Stau. Nachdem sie die große Kreuzung
überquert hatten, ging es zügig in Richtung Barmen voran.
Die Fahrt nach Wichlinghausen dauerte knapp zwanzig Minuten und
durch das offene Seitenfenster genoss Heike die laue Abendluft. Es
duftete nach Frühling, und auch wenn sie sich mitten in der
Stadt befanden, leuchteten Blumen und Bäume in bunten Farben,
sogar Vogelgezwitscher drang in das Wageninnere. Obwohl man immer
versuchte, Wuppertal im Bergischen als Metropole zu verkaufen,
hatte sich die Stadt einen etwas dörflichen Charakter
bewahrt.
    Stefan parkte den
Wagen in der Rathenaustraße. In Wichlinghausen war es relativ
ruhig an diesem frühen Abend. Durch offene Fenster schallte
Musik oder das Lachen von Kindern, ansonsten hätte man meinen
können, irgendwo auf dem Land zu wohnen. Heike atmete tief
durch und hakte sich bei Stefan unter.
    »Und nun,
großer Meister? Was tun wir hier?«
    »Wir suchen
einen gelben, uralten VW-Bus.« Er grinste sie geheimnisvoll
an. Heike wusste zwar nicht, was Stefan damit bezweckte, doch sie
fügte sich ihrem Schicksal und folgte ihm.
    Im nächsten
Augenblick ertönte aus einer der angrenzenden
Nebenstraßen ein ohrenbetäubendes Geknatter. Als Stefan
sich umwandte, erblickte er den Wagen, den er gesucht
hatte.
    Der Bulli näherte
sich, offensichtlich war der Fahrer auf der Suche nach einer
Parklücke, was in diesem Viertel nicht leicht war. »Weg
hier«, rief Stefan. Er wollte keineswegs gesehen werden. Er
zog Heike in einen Hauseingang, presste sie eng an sich und
küsste sie leidenschaftlich.
    Ihr blieb die Luft
weg. Erst als der Bulli weitergeknattert war, ließ Stefan von
ihr ab. »Sorry«, sagte er mit tiefroten Wangen.
»Das war ein Notfall.«
    »Na«,
lachte Heike. »Dann ist es ja gut, dass ich zu deiner Tarnung
mitgekommen bin, was?« Sie boxte ihm jovial in den Bauch.
»Und das ist für das schamlose Ausnutzen einer
Notsituation«, fügte sie hinzu.
    Stefan kicherte.
»So würde ich es nicht nennen. Aber wo du schon mal
dabei bist, hat es sich sozusagen angeboten.«
    »Schuft«,
schimpfte Heike in gespielter Empörung und trommelte mit ihren
kleinen Fäusten gegen Stefans Brust. Er wich geschickt aus und
schob Heike auf den Bürgersteig, nachdem er vorsichtig um die
Hausecke gespäht hatte. Die Luft war rein, der Fahrer hatte
den alten VW-Bus am Straßenrand geparkt und die Insassen
waren auf dem Weg zu ihrer Wohnung.
    »Los«,
sagte Stefan und zog Heike zu dem gelben Bulli, der nur noch

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