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. . . Wurde Sie Zuletzt Gesehen

. . . Wurde Sie Zuletzt Gesehen

Titel: . . . Wurde Sie Zuletzt Gesehen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Dexter
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vergessen, es ihr wieder zurückzugeben.«
    »Das ist also Ihre Geschichte.«
    »Es ist keine Geschichte. Es ist die Wahrheit. Ich weiß überhaupt nicht …«
    »Was hat dir denn zu Hause nicht gefallen, Valerie? Hast du Ärger …«
    »O Gott. Können Sie nicht endlich damit aufhören? Ich bin nicht Valerie! Das kann ich sogar beweisen. Ich … ich … ich weiß nur einfach nicht, wo ich überhaupt anfangen soll. Also, Sie können meine Eltern fragen, die wohnen in Uxbridge. Ich kann sie anrufen, oder vielleicht ist es auch besser, wenn Sie das selbst tun. Ich …«
    »Ich kenne deine Eltern. Ich kann bis zu einem gewissen Grade auch verstehen, daß du von zu Hause fort wolltest. Aber du hättest ihnen eine Nachricht hinterlassen sollen. Und als du dann endlich etwas von dir hast hören lassen, da lag das doch auch nur daran, daß Ainley dich ausfindig gemacht hatte …«
    »Was reden Sie denn da? Wer ist Ainley? Ich habe noch nie in meinem Leben von ihm gehört!« Ihre Stimme war immer lauter und schriller geworden, bis sie sich fast überschlug. Doch plötzlich ließ sie sich kraftlos, als sei sie des Kampfes müde, zurücksinken und sagte mit kleiner Stimme: »Also gut, Inspector. Vielleicht ist es das beste, wenn ich Sie einfach mal Ihre Geschichte erzählen lasse.«
    »Nach Ainleys Besuch schriebst du also nach Hause«, fuhr Morse fort, »du hattest dir bisher überhaupt nicht klargemacht, was für einen fürchterlichen Aufstand dein Verschwinden verursachen würde. Ainley fand dich, aber er kam noch am selben Tag um. Er wurde auf der Rückfahrt nach Oxford bei einem Autounfall getötet.«
    »Entschuldigen Sie, daß ich Sie unterbreche, Inspector«, sagte sie nicht unfreundlich. »Aber wann soll denn Ihrer Meinung nach meine Verwandlung in Yvonne Baker eigentlich stattgefunden haben?« Ihre Stimme war auf einmal ganz ruhig.
    »Yvonne und du – ihr lagt zusammen auf demselben Zimmer in der Abtreibungsklinik. Vermutlich hat sie dir diese Idee in den Kopf gesetzt. Ich könnte mir gut vorstellen, daß sie eines dieser reichen, verwöhnten Mädchen ist, die im Anschluß an einen Klinikaufenthalt erst mal einen längeren Erholungsurlaub in der Schweiz antreten. Sie hat dir so imponiert, warum solltest du da nicht ihren Namen annehmen? Du hofftest darauf, ein ganz anderes Leben anfangen zu können. Zu verlieren hattest du schließlich nichts. Es stand für dich fest, daß du nicht wieder nach Hause zurückkehren würdest, komme, was da wolle. Die Beziehung zu deiner Mutter war ohnehin nicht die beste. Ihr saht euch immer nur kurz, wenn du mittags zum Essen nach Hause kamst – ihr einziges Interesse galt dem Bingo, dem Alkohol, und, nicht zu vergessen, den Männern. Und dann dein Stiefvater. Nicht gerade besonders klug, aber ein netter Kerl. Bis er anfing, sich für dich als Frau zu interessieren. Das konnte deiner Mutter, trotz ihrer häufigen Abwesenheit, nicht lange verborgen bleiben, und als du schwanger wurdest, keimte in ihr ein schrecklicher Verdacht. Sie beschuldigte dich, daß du mit ihm geschlafen hättest, und das war für dich vermutlich der Tropfen, der das Faß zum Überlaufen brachte. Du hattest nur noch den einen Wunsch, die schrecklichen Verhältnisse hinter dir zu lassen, und du machtest dich daran, diesen Wunsch in die Tat umzusetzen. Zum Glück gab es jemanden, der bereit war, dir zu helfen – deinen Direktor. Wir brauchen die alte Geschichte jetzt nicht wieder hochzuholen – du weißt, wovon ich spreche. Er war jemand, auf den du dich verlassen konntest. Immer. Er besorgte dir einen Platz in der Klinik und gab dir auch das Geld, um den Aufenthalt zu bezahlen. Du hattest vermutlich am Montag vor deinem ›Verschwinden‹ einen Koffer mit den nötigsten Sachen gepackt und ihm schon gegeben, damit er ihn ins Auto legte. Und dann am Dienstag wartete er auf dich, und nachdem du zu Hause Mittag gegessen hattest – zum letztenmal! – stiegst du bei ihm ein, und er fuhr dich zum Bahnhof. In einer kleinen Tasche hattest du ein anderes Kleid dabei, vielleicht auch andere Schuhe, so daß du dich im Zug umziehen und die Schuluniform loswerden konntest. Soll ich noch weiter erzählen?«
    »Ja, bitte. Ich finde es richtig spannend.«
    »Du mußt sagen, wenn etwas nicht stimmt.«
    »Aber …« Sie gab es auf und schüttelte nur leicht den Kopf.
    »Über das Folgende kann ich nur Vermutungen anstellen«, fuhr Morse fort. »Aber ich denke, daß Yvonne dir behilflich war, einen Job zu bekommen – vielleicht

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