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. . . Wurde Sie Zuletzt Gesehen

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Titel: . . . Wurde Sie Zuletzt Gesehen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Dexter
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doch hat er auch für diese Tür einen Schlüssel. Sofort nachdem er den kleinen Raum betreten hat, schließt er hinter sich ab. Die Tür zum Büro des Direktors – abgeschlossen, doch er hat den passenden Schlüssel schon in der Hand und auch gleich den für den Aktenschrank. Als er davorsteht, empfindet er auf einmal so etwas wie Angst. Auch wenn dazu kein Anlaß besteht. Er gibt sich einen Ruck und schließt auf, entnimmt dem Schrank einen Ordner mit der Aufschrift Ei n stellungen / Lehrkörper , blättert ihn hastig durch, stellt ihn dann zurück, greift nach einem zweiten, einem dritten Ordner. Endlich hat er gefunden, wonach er sucht. Ein Blatt Papier, das er vorher noch nie gesehen hat, obwohl, was darauf steht, keine Überraschung für ihn ist. Etwas Ähnliches hat er erwartet. Im Vorzimmer schaltet er den Kopierer an; er braucht eine Weile, bis er warmgelaufen ist. Die zwei Kopien dauern nur wenige Sekunden. Man hat ihn zwar nur um eine gebeten … Sorgfältig legt er das Original zurück, stellt den Ordner wieder an seinen Platz, verschließt den Aktenschrank, sperrt auch das Büro wieder hinter sich ab. Die Tür zum Flur muß er erst aufschließen, er tritt hinaus, schließt wieder ab. Dasselbe wiederholt sich an der Eingangstür. Er überquert den Schulhof fast im Laufschritt; erst als er das Schulgebäude hinter sich hat, atmet er auf. Er hat Glück gehabt. Niemand hat ihn beobachtet. In der Straße, in der er das Auto geparkt hat, führt ein Mann seinen Hund aus. Genau in Höhe seines Wagens bleiben beide stehen. Doch als er ihn näherkommen sieht, zieht der Mann den Hund schuldbewußt weiter – der kleine weiße Pudel muß die Erledigung seines Geschäfts noch ein bißchen verschieben.
     
    Sheila Phillipson ist an diesem Morgen im Garten und sammelt die über Nacht von den Bäumen gefallenen Äpfel auf. Der Rasen müßte auch mal wieder gemäht werden; an einigen Stellen ist das Gras stark in die Höhe geschossen und hebt sich als unregelmäßiger dunkelgrüner Kamm von der übrigen Fläche ab. Für heute ist Regen angekündigt, da ist es wohl besser, sie sagt Donald Bescheid, damit er gleich anfängt. Oder soll sie ihn lieber in Ruhe lassen? Er ist in der vergangenen Woche so reizbar und verschlossen gewesen, bestimmt wegen dieser Sache mit dem Mädchen. Aber eigentlich sieht es ihm gar nicht ähnlich, sich von einem Problem so niederdrücken zu lassen. Wenn sie an die vielen großen und kleinen Schwierigkeiten denkt, mit denen er in der ersten Zeit an der Schule zu kämpfen hatte … Der Schwung und das Selbstvertrauen, mit denen er sie angepackt und gemeistert hat, haben selbst sie überrascht. Nein, das Mädchen allein kann es nicht sein; es muß noch etwas anderes dahinterstecken.
    Bevor sie mit dem gefüllten Korb am Arm wieder hineingeht, bleibt sie noch einen Moment stehen und läßt ihren Blick wandern: zu dem hohen Zaun, der sie gegen die Außenwelt abschirmt und ihnen ungestörte Privatheit sichert, über die Sträucher und Büsche, deren vielfältige Schattierungen zu einem harmonischen Hintergrund von intensivem Grün verschmelzen. Sie erlebt diese Vollkommenheit manchmal fast schmerzlich. Und dicht daneben liegt die Angst, dies alles könne ihnen wieder genommen werden, könne eines Tages verlorengehen. Während sie noch immer unter dem Apfelbaum steht, dessen Zweige von der Fülle der Früchte nach unten gezogen werden, bekommt ihr Gesicht auf einmal einen Ausdruck von Entschlossenheit, fast Härte. Nein, dies alles gehört ihr und ihrer Familie, und sie wird es nicht wieder hergeben.
    Donald kommt aus dem Haus, stellt sich neben sie und meint nach einem Blick in die Runde, daß es höchste Zeit sei, wieder einmal den Rasen zu mähen. Wie schön, daß er von selbst darauf gekommen ist! Die Aussicht auf Apfelkuchen zum Kaffee stimmt ihn fröhlich, und gutgelaunt gibt er ihr einen Kuß auf die Wange. Ihr scheint auf einmal, als habe sie sich umsonst Gedanken gemacht.
    Kurz vor Mittag, der Braten und der Auflauf sind im Ofen, steht sie am Küchentisch und putzt das Gemüse. Ab und zu wirft sie einen Blick nach draußen, wo Donald beim Mähen ist. Seine Bahnen sind unregelmäßiger als sonst, denkt sie und läuft im nächsten Augenblick zum Fenster, schlägt außer sich mit der flachen Hand gegen die Scheibe: »Um Gottes willen, Donald …!« Um ein Haar hätte er mit dem Messer des Rasenmähers das elektrische Kabel durchtrennt. Gerade kürzlich erst hat sie von einem Jungen gelesen, dem

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