Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
. . . Wurde Sie Zuletzt Gesehen

. . . Wurde Sie Zuletzt Gesehen

Titel: . . . Wurde Sie Zuletzt Gesehen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Dexter
Vom Netzwerk:
ähnliche abstruse Einzelheiten. Er seufzte. Und was war nun eigentlich mit Baines?
    »Sie haben eben gesagt, Sir, daß Baines möglicherweise Phillipson und dieses Mädchen – ob das Valerie war oder nicht, ist ja erst mal egal – gesehen hat, wie sie …«
    »Ja. Und ich glaube auch immer noch, daß das stimmt. Baines ist übrigens meiner Meinung nach derjenige, der die ganzen Zusammenhänge am besten überblickt.«
    »Besser als Sie, Sir?«
    »O ja! Baines steht seit Jahren geduldig beobachtend im Hintergrund und sammelt Informationen in der Hoffnung, daß er sie eines Tages zu seinem Vorteil wird einsetzen können. Ich habe ihn im Verdacht, daß es ihm sehr gut passen würde, wenn alles, oder jedenfalls das Wesentliche, herauskommen würde. Phillipson wäre dann sofort erledigt, und die Schule würde sich nach einem neuen Direktor umsehen müssen. Sehr wahrscheinlich würde man in dieser Situation auf Baines zurückgreifen – den vertrauenswürdigen, zuverlässigen Stellvertreter, der beim letztenmal ohnehin die Stelle fast bekommen hätte. Sie würden vermutlich nicht einmal eine Ausschreibung machen.«
    »Ohne Ausschreibung geht es nicht. Die ist gesetzlich vorgeschrieben.«
    »Na schön, das Amt wäre ihm jedenfalls sicher – so oder so. Ich kann mir richtig vorstellen, wie Baines innerlich frohlocken würde. Der Gedanke an das Ansehen und die Macht – vor allem die Macht, die reizt ihn, glaube ich, am meisten.«
    »Meinen Sie nicht«, schlug Lewis behutsam vor, »daß es ganz gut wäre, wenn wir versuchten, Ihre Vermutungen durch ein paar Fakten zu untermauern? Wir könnten doch die Taylors, Phillipson und Baines noch einmal befragen. Einer von ihnen wird bestimmt reden.«
    »Ja, der Gedanke ist mir auch schon gekommen.« Morse stand auf und reckte sich. »Von jetzt an werden Sie keinen Grund mehr haben zu klagen, Lewis. Als ich den Fall übernahm, hatte ich mir vorgenommen, mich an Tatsachen zu halten; wie ich leider zugeben muß, habe ich diesen Vorsatz wiederholt mißachtet. Aber aus dem Saulus ist jetzt ein Paulus geworden. Für morgen nachmittag habe ich mich mit Phillipson und Baines verabredet, mit beiden gleichzeitig wohlgemerkt. Ich hoffe, daß sich die Unterhaltung dadurch etwas lebendiger gestaltet; und daß es gerade wieder ein Dienstagnachmittag ist, gibt dem ganzen noch zusätzlich etwas Würze. Der Anruf eben kam übrigens von der Londoner Polizei. Ich habe die Kollegen um Unterstützung gebeten, und sie waren gerne bereit, uns zu helfen, halten die Aussichten auch für nicht schlecht. Wenn Valerie tatsächlich eine der dortigen Kliniken aufgesucht hat, dann läßt sich auch feststellen, welche. Zum Glück können wir ja den Zeitraum ziemlich genau angeben; und selbst wenn sie sich unter einem anderen Namen hat aufnehmen lassen, sollte das keine unüberwindliche Schwierigkeit darstellen – die Burschen in London sind derlei ja gewöhnt. Es kann natürlich sein, daß sie in einer dieser drittklassigen Einrichtungen gelandet ist, dann werden die Nachforschungen etwas länger dauern. Aber grundsätzlich erwarte ich eine positive Nachricht. Falls nicht, tja, dann wird uns wohl nichts anderes übrigbleiben, als alles noch einmal neu zu überdenken, aber damit rechne ich eigentlich nicht. Wenn wir erst den Beweis haben, daß sie tatsächlich hat abtreiben lassen, dann heißt das, daß ich mit meiner Vermutung recht hatte, und dann werden wir bei der Frage einhaken, wer den Eingriff bezahlt hat. Valerie selbst konnte das Geld dafür bestimmt nicht aufbringen. Ihre Eltern machen auch nicht gerade den Eindruck, als ob sie ihr dabei finanziell hätten unter die Arme greifen können. Aber irgendjemand ist für die Kosten aufgekommen.«
    Morse setzte sich erschöpft. Doch so sehr er sich auch angestrengt hatte, er hatte niemanden überzeugt – am wenigsten sich selbst.
    »Es liegt Ihnen eigentlich nichts daran, sie zu finden, oder?« stellte Lewis hellsichtig fest.
    Morse nickte und sah ihn aus matten Augen an. »Um die Wahrheit zu sagen, Lewis, es schert mich einen Dreck, ob wir sie finden oder nicht. Vielleicht haben wir sie sogar schon gefunden – möglicherweise war sie das Mädchen, dem Maguire einige Tage Unterkunft gewährt hat, obwohl mir das nach wie vor eher unwahrscheinlich erscheint. Aber wer weiß? Es könnte sein, daß sie versucht hat, sich als Stripperin im Penthouse ihr Geld zu verdienen. Das Mädchen mit den wippenden Brüsten, dessen Gesicht hinter einer Maske verborgen war, wer

Weitere Kostenlose Bücher