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. . . Wurde Sie Zuletzt Gesehen

. . . Wurde Sie Zuletzt Gesehen

Titel: . . . Wurde Sie Zuletzt Gesehen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Dexter
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keinen Zug mehr bekommen.«
    »Hätte er aber eigentlich«, sagte Morse. »Ich habe mich erkundigt. Das letzte Bewerbergespräch war um Viertel vor sechs beendet. Um 20 Uhr 3 5 geht ein Zug nach London; er hätte also reichlich Zeit gehabt. Und selbst wenn er den verpaßt hätte – um 21 Uhr 45 fährt noch einer. Aber ich kann mir nicht vorstellen, wie er es angestellt haben soll, den ersten nicht zu kriegen. Viertel vor sechs bis halb neun, das sind zweidreiviertel Stunden für den Weg von Kidlington nach Oxford. Man sollte annehmen, das wäre zu schaffen.«
    »Vielleicht war er müde und wollte möglichst schnell ins Bett.«
    »Ja, mit Valerie Taylor«, sagte Morse bissig.
    »So etwas einfach zu behaupten ist unfair, Sir.«
    »Unfair? So. Dann werde ich Ihnen mal erzählen, was ich gestern noch gemacht habe, Lewis. Ich war im Royal Oxford und habe mir das alte Meldebuch dort angesehen. Und jetzt hören und staunen Sie: Der Name Phillipson taucht darin nirgends auf.«
    Lewis zuckte die Achseln. »Dann ist er eben doch nach Hause gefahren und hat bei der Abrechnung geschummelt, um ein paar Pfund mehr herauszuschlagen.«
    Morse gab einen ärgerlichen Ton von sich. »Das ließe sich leicht feststellen. Ich bräuchte bloß seine Frau zu fragen. Aber ich gehe mit Ihnen jede Wette ein, daß ihm das gar nicht recht wäre.«
    »Sie waren noch nicht bei ihr?«
    »Nein. Aber ich habe etwas anderes getan. Direkt gegenüber vom Royal Oxford liegt das Bahnhofshotel. Ich habe mir dort ebenfalls das Meldebuch geben lassen; und darin habe ich etwas sehr Merkwürdiges entdeckt.«
    »Er war also im Bahnhofshotel und hat nur die Namen verwechselt, so was kommt doch vor.«
    »Na, sehen Sie sich’s erst mal an.« Er schob Lewis die Kopie einer Seite des Meldebuchs über den Schreibtisch. Ganz unten stand: Mr. E. Phillips, Longmead Road 41, Farnborough.
    Das fand Lewis nun allerdings auch seltsam. Er warf einen Blick auf die Spesenabrechnung. Sehr seltsam.
    »Aber«, fuhr Morse aufgekratzt fort, in dem Gefühl, an Boden zu gewinnen, »ich wollte ganz sichergehen und habe noch weitere Nachforschungen angestellt. Ein Mr. E. Phillips, Longmead Road, ist in Farnborough unbekannt. Kein Wunder, sie haben dort gar keine Straße dieses Namens.«
    Lewis grübelte über dem Eintrag. E. Phillips. Von D wie Donald zu E. Um einen Buchstaben im Alphabet weitergehen. Beim Nachnamen die letzten beiden weglassen. Ja, möglich war das schon, daß sich hinter E. Phillips D. Phillipson verbarg. Noch viel auffälliger waren eigentlich die Adressen. Aus Phillipsons Spesenabrechnung ging hervor, daß er damals in Epsom gewohnt hatte, Longmead Road 14. Longmead Road – die Straße, die es in Farnborough nicht gab. Und bei der Hausnummer einfach die Ziffern umgestellt.
    »Wir könnten Peters hinzuziehen, Sir. Vielleicht kann er uns etwas über die Handschrift …«
    »Ich bin an Peters’ Urteil nicht interessiert.« Es klang endgültig.
    »Ein bißchen verdächtig ist das alles schon«, mußte Lewis zugeben. »Aber das heißt doch noch lange nicht, daß er mit Valerie Taylor …«
    »Aber es muß Valerie gewesen sein. Alles andere ergäbe keinen Sinn. Leuchtet Ihnen das nicht ein?«
    »Nein.«
    Morse seufzte genervt. »Tun wir trotzdem mal so, als ob meine Vermutungen tatsächlich der Wahrheit entsprechen. Wohlgemerkt – Vermutungen . Also. Phillipson ist zu einem Vorstellungsgespräch hier. Irgendwann danach begegnet er zufällig Valerie Taylor. Vielleicht ist sie im selben Bus nach Oxford gefahren. Egal. Er spricht sie an. Valerie ist nicht gerade abweisend, und schon sind die beiden auf dem Weg ins Bahnhofshotel und verbringen ein paar Stunden im Bett miteinander. Als sie geht, gibt er ihr noch ein bißchen Geld, und sie zieht glücklich ab. Das dürfte irgendwann vor Mitternacht gewesen sein. Ich halte es für sehr unwahrscheinlich, daß sie die ganze Nacht zusammengeblieben sind. Valerie hat vermutlich zu große Angst gehabt vor dem Krach, den es dann zu Hause gegeben hätte.«
    »Sagen wir mal, er war wirklich in der Nacht mit Valerie zusammen – was hat das mit ihrem Verschwinden zu tun?«
    Morse nickte. »Später. Erst beantworten Sie mir mal eine Frage, Lewis. Mal angenommen, es gibt außer ihm und Valerie noch einen Dritten, der von seinem Seitensprung weiß. Wer, würden Sie denken, könnte das sein?«
    »Möglicherweise Phillipsons Frau. Vielleicht hat er solche Gewissensbisse gehabt, daß er zu ihr gegangen ist und …«
    »Hm.« Diese Antwort

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