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hielt bei einem Besuch im Haus der Taylors ein Foto von Mrs. Taylor für eine Au f nahme von Valerie. Mutter und Tochter sind sich verblüffend ähnlich. Wäre es also vorstellbar, daß Godberry nicht Val e rie, sondern ihre Mutter sah?
Letzteres hatte Lewis dick unterstrichen, und Morse nickte zustimmend mit dem Kopf.
Vielleicht zog sie sich, um die Täuschung komplett zu m a chen, noch Valeries Schuluniform an. Wenn sie dann schnell ging und sich bei Joe Godberry s Zebrastreifen auf der a n d er en Straßenseite hielt, bestand eine gute Chance, jede r mann glauben zu machen, Valerie habe nach dem Mittage s sen ihr Elternhaus verlassen und sei auf dem Rückweg zur Schule gewesen. Die Schwierigkeit für Mrs. Taylor war nun, daß sie nicht als ihre Tochter verkleidet zurückkehren dur f te, denn dann hätten sich ja etwaige Nachforschungen mö g licherweise auf Valeries Zuhause konzentriert, und gerade das sollte ja vermieden werden. Chief Inspector Morse ä u ßerte als erster die Vermutung, daß Valerie an jenem Mittag eine Tasche oder irgendein anderes Behältnis (die Schreibung dieses Wortes hatte Lewis offenbar Schwierigkeiten gemacht) bei sich gehabt haben könnte, und wir erfuhren, als wir bei Godberry nachfragten, daß dem so war. In dieser Tasche könnte Mrs. Taylor nun sehr gut ihre eigene Kle i dung transportiert haben. Sie ging unten an der Hauptstraße auf die Damentoilette, zog die Schuluniform aus und ihre eigenen Sachen an und kehrte möglichst unauffällig zum Hat sf eld Way zurück. Vielleicht machte sie zur Sicherheit einen großen Bogen. Die Frage, die sich jetzt erhebt, ist n a türlich: Warum das Ganze? Aus welchem Grund sollte Mrs. Taylor ein solches Risiko eingehen? Die Antwort darauf ist sehr einfach: Um den Eindruck zu erwecken, Valerie sei am Leben, während sie in Wirklichkeit schon tot war. Wir wi s sen, daß Valerie von der Schule zum Mittagessen nach Ha u se ging. Wenn sie das Haus anschließend nicht mehr verließ, so bedeutet das, daß sie irgendwann um die Mittagszeit he r um dort umgebracht wurde. Die einzige Person, die um di e se Zeit außer Valerie noch anwesend war, war Mrs. Taylor. Es ist schwer zu glauben, aber alle Tatsachen scheinen auf die schreckliche Wahrheit hinzudeuten, daß Valerie von i h rer eigenen Mutter ermordet wurde. Aber was war das M o tiv? Da kann ich nur raten. Wir haben Grund zu der A n nahme, daß Valerie schwanger war. Vielleicht geriet ihre Mutter an diesem Mittag darüber so außer sich, daß sie sie schlug – viel zu hart schlug und dabei unabsichtlich tödlich verletzte. Das werden wir sicher später von Mrs. Taylor erfahren. Was konnte sie nun in dieser Situation tun? Aus u n seren Akten geht hervor, daß wir erst sehr spät vom angeblichen Verschwinden Valeries informiert wurden. Am Mittwoch morgen, um genau zu sein. Und im nachhinein verst e hen wir auch, warum. Mrs. Taylor konnte es nicht wagen, uns z u r ufen, solange ihre tote Tochter noch im Haus lag. Ich de n ke, sie unternahm, was die Beseitigung der Leiche angeht, nichts allein, sondern wartete auf die Rückkehr ihres Ma n nes. Sie sagte ihm, was ges c hehen war, und er hatte dann wahrscheinlich gar keine andere Wahl, als ihr zu he l fen, um sie vor den Folgen ihres Tuns zu beschützen. Die beiden überlegten also gemeinsam. Ich vermute, daß ihnen als e r stes das Reservoir hinter ihrem Haus einfiel. Das e r scheint mir am wahrscheinlichsten. Ich weiß, daß es damals abg e sucht wurde – ohne Erfolg –, aber bei der Größe des Be c kens besagt das nicht viel. Ich würde deshalb dringend vo r schlagen, die Suche dort erneut aufzunehmen.
Lewis legte die Blätter beiseite, und Morse klopfte ihm anerkennend auf die Schulter.
»Ich finde, es wird langsam Zeit, daß man Sie zum Inspector befördert.«
»Sie glauben also, ich habe recht mit meiner Annahme?«
»Ja«, sagte Morse, »ich denke schon.«
Kapitel Neunundzwanzig
Ohne Blutsbande keine Blutschande
Klospruch in einem Oxforder Pub
Lewis lehnte sich zufrieden zurück. Zum Inspector würde er es wohl nie bringen, da machte er sich nichts vor, und so hoch wollte er auch gar nicht hinaus. Aber daß er jetzt dem Chef bei der Lösung eines Falles zuvorgekommen war – mein Gott, das war schon was!
»Haben Sie etwas zu trinken im Haus?« fragte Morse. Ein paar Minuten später hatte er ein großes Glas Whisky vor sich, während der kranke Lewis sich damit begnügen mußte, Brot in eine Kraftbrühe zu
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