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Wurzeln

Wurzeln

Titel: Wurzeln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Haley
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Schwarzen, der mit dem Knüppel auf Kunta losging, rief der toubob ebenso zurück wie die Hunde. Auf einen zweiten Befehl des toubob versetzte der Schwarze Kunta einen Schlag, der ihm fast die Besinnung raubte, und fesselte ihn sodann derart straff, daß das Seil tief in seine blutende Haut schnitt. Er zerrte Kunta aus dem Dickicht hervor und schlug ihn mit dem Knüppel, sobald er ins Stolpern geriet. Am Waldrand sah Kunta drei der eselähnlichen Tiere, die an Bäume gebunden waren.
    Kunta machte hier noch einen Fluchtversuch, doch das Seil hielt ihn fest, und er bekam überdies einen Tritt in die Rippen. Der zweite toubob führte ihn am Seil zu einem Baum, warf das Ende über einen Ast, und der Schwarze zog daran, bis Kuntas Füße kaum noch den Boden berührten.
    Nunmehr begann der erste toubob mit der Auspeitschung. Kunta biß die Zähne aufeinander, doch war ihm bei jedem Hieb, als risse man ihn entzwei. Schließlich begann er zu schreien, doch die Auspeitschung ging weiter, bis er fast bewußtlos war. Man ließ das Seil los, und Kunta sank auf dem Boden in sich zusammen; er wurde aufgehoben und über den Rücken eines der Tiere gelegt, das sich mit ihm in Bewegung setzte.
    Als Kunta wieder zu sich kam – er wußte nicht, wieviel Zeit inzwischen verstrichen war –, lag er rücklings mit gespreizten Gliedmaßen in einer Hütte, Hand- und Fußgelenke in eisernen Schellen an Ketten, die an Pfosten in den Ecken der Hütte befestigt waren. Schon die kleinste Bewegung schmerzte so sehr, daß Kunta lange ganz still lag, schweißnaß und mühsam atmend.
    Ohne sich zu bewegen, konnte er über sich eine kleine viereckige Öffnung sehen, die Tageslicht einließ. Aus dem Augenwinkel bemerkte er in der Wand eine Nische und darin einen angekohlten Holzklotz und etwas Asche. Gegenüber lag am Boden ein mit Maisstroh gefüllter durchlöcherter Sack, der offenbar als Lager benutzt werden konnte.
    Als es dunkelte, hörte Kunta ganz in der Nähe ein Horn blasen, und nicht lange, da vernahm er die Stimmen vieler Menschen, die dicht bei ihm vorbeikamen und dem Geruch nach Schwarze waren. Dann roch er, daß Essen zubereitet wurde. Nun peinigte ihn neben seinen sonstigen Schmerzen auch noch der Hunger, und Kunta schalt sich dafür, nicht auf eine bessere Fluchtgelegenheit gewartet zu haben, wie dies ein in der Falle gefangenes Tier getan haben würde. Er hätte erst alles beobachten, mehr über diesen fremden Ort und seine heidnischen Bewohner in Erfahrung bringen müssen.
    Kunta hielt die Augen geschlossen, als die Tür der Hütte quietschend aufging; er roch, daß es der Schwarze war, den er gewürgt und der mitgeholfen hatte, ihn einzufangen. Er stellte sich schlafend, bis ihn ein Tritt in die Seite traf und er jäh die Augen aufriß. Mit einem Fluch stellte der Schwarze etwas vor Kunta hin, ließ eine Decke über ihn fallen und ging hinaus.
    Der Essensgeruch traf Kuntas Magen fast so heftig wie der Tritt in seine Rippen. Er schlug die Lider auf und sah auf einem flachen runden Blechteller eine Art Maismehlbrei und darauf ein Stück Fleisch, daneben eine Kürbisschale voll mit Wasser. Seine Fesseln hinderten ihn, nach den Gefäßen zu greifen, doch standen sie so nahe, daß er mit dem Mund heranreichen konnte. Als er nach dem Fleisch schnappen wollte, roch er, daß es vom unreinen Schwein stammte. Die Galle kam ihm hoch, und er spie auf den Teller.
    Wenn er in der Nacht aufwachte, sann er über diese Schwarzen nach, die wie Afrikaner aussahen, aber Schweinefleisch aßen. Allah war ihnen also unbekannt, oder sie waren Abtrünnige. Stumm bat er Allah im voraus um Vergebung, sollten seine Lippen je Schweinefleisch berühren, ohne daß er es merkte, oder sollte er je von einem Teller essen, auf dem einmal Schweinefleisch gelegen hatte.
    Als es tagte, ließ sich wieder das sonderbare Horn vernehmen, bald darauf roch es nach Essen. Schwarze gingen schwitzend geschäftig hin und her. Der Mann, den Kunta verachtete, brachte Wasser und Essen. Als er sah, daß Kunta über das unberührt gebliebene Essen erbrochen hatte, schmierte er ihm fluchend den Maisbrei ins Gesicht. Dann stellte er neues Essen vor ihn hin und ging.
    Kunta wollte das Essen später hinunterwürgen, im Moment war ihm zu übel. Nach einer Weile ging wieder die Tür; diesmal roch er toubob. Er hielt die Augen fest geschlossen, bis der toubob anfing zu schimpfen. Da fürchtete er, wieder einen Tritt in die Rippen zu bekommen, und er schlug die Augen auf. Er starrte in das

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