Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wurzeln

Wurzeln

Titel: Wurzeln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Haley
Vom Netzwerk:
Junge?«
    »Ist wirklich ganz gut, Pappy, bestimmt«, sagte Tom und nickte ihm zu.
    »Na schön, aber so gut wie deine Mammy kocht sie bestimmt nicht«, fiel Schwester Sarah ein. Tom murmelte zustimmend: »Nein, das natürlich nicht« und dachte dabei, wie wütend Miss Emma sein würde, wenn sie das gehört hätte, und wie wütend hier alle wären, wenn sie wüßten, daß Miss Emma in Wirklichkeit viel besser kochte.
    »Und sind die beiden auch gute Christen?«
    »Ja, Mammy, das sind sie bestimmt«, sagte er. »Besonders Miss Emma. Die liest ziemlich viel in der Bibel.«
    Tom aß gerade seine dritte Portion, als seine Mammy und Kizzy ihm ungeachtet seines Protestes noch mehr auf den Teller häufen wollten, weshalb er schnell sagte: »Hebt lieber noch was für den kleinen George auf, wenn er nach Hause kommt.«
    »Für den ist noch genügend da, das solltest du wissen«, sagte Matilda. »Nimm noch ein Stück gebratenes Kaninchen – – – und noch ein bißchen Spinat – – – oder von dem geschmorten Kürbis da. Malizy hat auch ’ne große Schüssel Süßkartoffel-Pudding aus dem großen Haus geschickt, wo sie das Essen serviert. Du weißt ja, wie gut der schmeckt –«
    Nun meldete sich auch Onkel Pompey zu Wort:
    »Junge, kannst du schon Pferde und Maultiere beschlagen?«
    »Die lassen mich erst die alten Hufe abziehn, neue hab ich noch nicht draufgenagelt«, sagte Tom und dachte an den tückischen Maulesel, den er gestern hatte fesseln müssen, bevor man ihn überhaupt beschlagen konnte. Prompt kam von Hühner-George: »Der Junge hat sicher noch nicht genug Mauleseltritte gekriegt, daß sie ihn richtig ranlassen! Ist auch zu leicht, den Pferden die Hufe zu verderben, wenn man nicht genau weiß, wie man’s anstellen soll. Hab mal von einem Niggerschmied gehört, der die Hufe verkehrtrum angeschlagen hat, und da konnte das Pferd nur noch rückwärts laufen!« Hühner-George lachte ausdauernd über seinen eigenen Witz, dann fragte er: »Wieviel kriegt ihr denn fürs Beschlagen von Pferden und Maultieren?«
    »Ich glaub, die Männer bezahlen Masser Askew vierzehn Cents pro Huf«, sagte Tom.
    »Na, bei den Kampfhähnen ist aber viel mehr Geld drin!« stellte Hühner-George fest.
    »Dafür ist die Schmiedearbeit aber viel sinnvoller wie das blöde Federvieh!« blaffte Großmutter Kizzy zurück, und Tom hätte sie am liebsten auf der Stelle umarmt. Dann fuhr sie mit viel sanfterer Stimme fort: »Nun sag mal, Junge, was mußt du denn so tun, damit du mal ’n richtiger Schmied wirst?«
    Tom war froh, daß sie das gefragt hatte, er hatte seiner Familie längst erzählen wollen, worin seine Arbeit bestand. »Na schön, Oma. Jeden Morgen schüre ich das Schmiedefeuer, damit’s richtig brennt, wenn Mister Isaiah kommt. Dann leg ich ihm sein Werkzeug zurecht, was er für seine Arbeit braucht. Denn wenn du rotglühendes Eisen schmiedest, darfst du’s nicht kalt werden lassen, bloß weil du zufällig nicht den richtigen Hammer findest –«
    »Jesses, das Kind ist ja schon ’n Schmied«, rief Schwester Sarah bewundernd aus.
    »Nein, nein«, sagte Tom. »Ich bin das, was man ’nen ›Schläger‹ nennt. Wenn Mister Isaiah was Schweres macht, wie Wagenachsen oder Pflugmesser, schlag ich mit dem Schmiedehammer überall nach, wo er mit seinem Hammer hinklopft. Manchmal läßt er mich auch kleine Arbeiten fertigmachen, wenn er schon mit was anderm anfängt.«
    »Und wann wird er dich endlich Pferde beschlagen lassen?« bohrte Hühner-George weiter, fast als wolle er seinen schmiedenden Sohn in Verlegenheit bringen, aber Tom grinste nur. »Weiß nicht, Pappy, aber ich denke, er wird’s mich bald ganz alleine machen lassen. Wie du sagst – hab schon jede Menge Huftritte abgekriegt. Manche von den besonders bockigen Viechern sind wirklich schlimm. Sie schlagen nicht nur aus, sondern beißen dir glatt ein Stück aus dem Leib, wenn du nicht aufpaßt.«
    »Kommen auch weiße Leute in die Schmiede, Junge?« wollte Schwester Sarah wissen.
    »Ja, Miss, ’ne ganze Menge sogar. Vergeht kaum ein Tag, wo nicht ein Dutzend oder mehr rumstehn und reden, während sie warten, daß Mister Isaiah die Arbeit für sie fertigmacht.«
    »Na, was sagen die denn so? Hast du was gehört, daß wir vielleicht mal eines Tages nicht mehr so von aller Welt abgeschnitten sind wie jetzt hier?«
    Tom überlegte einen Augenblick und versuchte, sich an das zu erinnern, was nach Meinung Mister Isaiahs und Miss Emmas die wichtigste Neuigkeit war, über die

Weitere Kostenlose Bücher