Wut im Quadrat - Mannheim-Krimi
um einen Mord handelt.«
»Hey! Was heiÃt hier
überhaupt
und
angeblich
!?«, raunzte Olivia.
»Ganz ruhig, Hochwohlgeborene. Das ist der aktuelle Ermittlungsstand, und wir können nur weiterermitteln, weil ich dem Chef gerade etwas vorgaukle, damit er keinen Verdacht schöpft! Lass uns herausfinden, ob es sich um Mord handelt.«
»Einverstanden«, kam es Olivia über die Lippen, »dann wollen wir mal sehen, ob aus
angeblich
nicht ganz schnell
tatsächlich
wird.«
Und nenn mich nicht Hochwohlgeborene!
Olivia ging an Moritz vorbei und gab ihm mit dem Ellenbogen einen leichten Stoà in die Seite. Dann schritt sie die Sitzreihen der S-Bahn ab und versuchte abzuschätzen, auf welcher Höhe des Waggons sie den Mord beobachtet hatte.
»Hier etwa muss es gewesen sein.«
Jetzt schaltete sich Fatih ein.
»Gut. Moritz, du bist das Opfer. Olivia, stell ihn so hin, wie du die Szene in Erinnerung hast.«
Beide folgten Fatihs Anweisungen. Dann legte Olivia ihre Hände um Moritzâ Hals und fragte sich, wie sich der Mörder dabei gefühlt haben mochte. Mit ihren Fingerspitzen fühlte sie seine Haut.
Um jemanden so zu erwürgen, braucht man wahrscheinlich eine Menge Kraft
.
Olivia versuchte sich in den Täter hineinzuversetzen. Auch Fatih war voll und ganz auf seine Arbeit konzentriert, vor seinem inneren Auge stellte er sich ebenso wie seine neue Kollegin den Mord vor.
»Wie groà schätzt du den vermeintlichen Mörder und sein Opfer?« fragte er Olivia.
»Der Täter war um etwa einen Kopf gröÃer als das Opfer. Vielleicht 1,90.«
Fatih nickte: »Das passt. Sonst hätte der Täter keine Chance gehabt, den Mord auch wirklich zu begehen.« Vor seinem inneren Auge lief die Szene ab, die Olivia beobachtet hatte. Er sah, wie ein groÃer Mann einen kleinen Mann erwürgte und dieser schlieÃlich leblos zu Boden sackte. Er versuchte sich vorzustellen, wie der Tote am Boden gelegen hatte. Wahrscheinlich war er quer gelegen, sodass sein Kopf bis fast an den Lüftungskasten reichte. Bevor er dort sein Werk beginnen wollte, kam ihm Olivia zuvor.
»Fatih, nimm bitte Proben von diesem Lüftungskasten und untersuch die Stelle genau.«
»Aye-Aye!«
»
Aye-Aye, Madam
, heiÃt das«, verbesserte ihn Moritz und spielte abermals auf Olivias Nachnamen an.
Nun wurde es ihr zu bunt. Sie konnte sich nicht mehr zurückhalten, es musste eine Retourkutsche her.
»Besser ein
von
im Nachnamen als einen Vornamen als Nachnamen, nicht wahr, Kommissar Martin?« konterte Olivia, und Fatih lachte.
»Wie Ihr wünscht, Hoheit.« Moritz wollte sich nicht beirren lassen.
Fatih mischte sich nicht weiter ein und fuhr mit seiner Arbeit fort. Während er die entsprechende Stelle nach Haaren und Hautresten untersuchte, plapperte er munter drauf los: »WeiÃt du, Olivia, wir Forensiker sind die geheimen Helden der Kriminalistik, ohne uns läuft nämlich gar nichts. In den 80ern waren die Anwälte die Stars, heute sind es wir. Hast du eine Ahnung, woran man das sehen kann? Was meinst du?«
Olivia zuckte mit den Schultern.
»An der Alltagskultur. In den Achtzigerjahren wollte jeder Anwalt werden, weil es so viele Anwaltserien gab. Jeder, der etwas auf sich hielt, war Jurist und Kämpfer für die Gerechtigkeit, heute ist das anders. Die unzähligen Anwaltshows, die in den letzten Jahren in den Privatsendern liefen, haben diesem Beruf jegliche Faszination geraubt. Man ist geradezu genervt von Anwälten und Richtern im Fernsehen. Ich jedenfalls bin es. Und jetzt kommtâs, Olivia! Wer dominiert heute die groÃen Krimiserien im Fernsehen? Die Forensiker, die Gerichtsmediziner und die kriminaltechnischen Untersuchungen! Also wir.«
»Das stimmt«, pflichtete Olivia ihm bei.
»Wenn nichts mehr hilft, dann kommen wir und machen aus einem Nichts einen handfesten Beweis. Das ist so im Fernsehen, und das ist so in der Realität.«
Moritz konnte sich das nicht weiter anhören.
»Während die Amis jedoch die Täter finden, wird mir hierzulande bei der CSI Mannheim immer zu viel geplappert«, fügte er trocken hinzu.
Fatih warf seinem Kollegen einen beleidigten Blick zu, seufzte und machte mit seiner Arbeit weiter. Olivia beobachtete ihn eine Weile bei der Spurensicherung, dann bemerkte sie, dass Moritz verschwunden war. Sie blickte um sich und sah ihn drauÃen auf den Gleisen
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