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Wut im Quadrat - Mannheim-Krimi

Wut im Quadrat - Mannheim-Krimi

Titel: Wut im Quadrat - Mannheim-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: G. Braun Telefonbuchverlage GmbH & Co. KG
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beiden Ermittler zu.
    Â»Da sind Sie ja endlich!«
    Wie gewohnt ignorierte Moritz seinen Chef und lief an ihm vorbei direkt zur Leiche. Olivia folgte Moritz’ Masche und ignorierte Dr. Klose ebenfalls.
    Nun beugte sich Moritz tief zu dem Toten hinunter und starrte ihm lange in die weit aufgerissenen Augen, als ob er darin den Moment des Todes lesen und ein Spiegelbild des Mörders sehen konnte.
    Olivia beobachtete Moritz aus dem Augenwinkel. So direkt konnte sie sich einer Leiche nicht nähern. Sie hasste Leichen. Ihre Vorgehensweise war eine ganz andere. Im Grunde hatte sie zwar sehr häufig mit Leichen zu tun, dennoch fiel es ihr jedes Mal schwer, sie zu betrachten. Sie sah niemals nur einen toten Körper vor sich, sondern stellte sich immer das Leben des Toten vor. Seine Familie, seine Freunde, seinen Beruf, seine Gefühle, Trauer, Schmerz, Freude, all das, was die Leiche ehemals zu einem Menschen gemacht hatte.
    Bevor sie sich einem Toten zaghaft näherte, musterte sie normalerweise erst einmal die Umgebung. Sie versuchte sich ein Bild davon zu machen, wie alles ausgesehen haben musste, als der Mord geschehen war, warum sich Mörder und Leiche genau an dieser Stelle getroffen hatten. All dies ging sie langsam in Gedanken durch, um sich in den Fall hineinzufühlen, der sie in der Regel die nächste Zeit voll in Anspruch nehmen würde.
    Heute war es ein wenig anders. Schon von Weitem war klar, dass der Fundort der Leiche nicht der Tatort war. In Polizeikreisen unterschied man zwischen Fundort, Tatort und Ablageort. Die erste Vermutung der Ermittler legte nahe, dass die Leiche hier ans Rheinufer geschwemmt worden war. Eine Aussage darüber, wie lange sie im Wasser getrieben hatte, konnte die Spurensicherung noch nicht treffen. Im Moment kamen noch alle möglichen Orte entlang des Rheins als Tatort in Frage. Selbst Frankreich und die Schweiz mussten in Betracht gezogen werden.
    Auch wenn Olivia nun nicht die Atmosphäre des Tatorts, sondern nur die des Fundorts aufnehmen konnte, wollte sie es mit der Betrachtung des Toten langsam angehen lassen. Sie blieb zunächst außerhalb der Absperrung stehen und sah den Schaulustigen, die einen weiten Kreis um die Leiche und die Polizisten gebildet hatten, ins Gesicht. Gerade weil sie sich eine Leiche nie locker anschauen konnte, verstand sie nicht, was die Leute daran so faszinierte, im Gegenteil, sie empfand Ekel, wenn sie an die Schaulustigen dachte. Wie würden sich diese Leute denn selber fühlen, wenn sie wüssten, dass ihr Körper nach ihrem Tod derart angegafft werden würde? Die Neugierigen waren sogar so von dem Anblick gebannt, dass sie Olivias forschende Blicke nicht bemerkten.
    Dann musterte die Kommissarin ihre Kollegen. Das ein oder andere Gesicht kam ihr trotz der kurzen Zeit schon bekannt vor. Keiner schien Notiz von ihr zu nehmen. Das war vielleicht gar nicht schlecht, denn sie wollte nicht, dass sie weiterhin als diejenige hingestellt wurde, die den »Fehlalarm« ausgelöst hat. Ihre Blicke wanderten langsam über Dr. Klose und Moritz weiter zu den Forensikern und schließlich zur Leiche.
    Langsam glitten ihre Augen an den Beinen des Toten entlang. Vor ihr lag ein nackter Mann im mittleren Alter, der an Brust und Armen tätowiert war. Sein braunes Haar war kurz geschnitten, seine Gestalt eher klein und schlaksig. Er war aufgeschwemmt und blau angelaufen. Überall an seinem Körper fanden sich Kampfspuren, Risswunden und blaue Flecken. Rund um seinen Hals hatten sich weitere Hämatome gebildet und am Oberkörper waren mehrere Striemen und Kratzer zu finden. Ein Auge war geschwollen, zahlreiche kleinere Blutungen konnte Olivia an den Wangen, Augenlidern und an der Stirn erkennen.
    Sie ließ die Absperrung hinter sich und stellte sich neben ihren Chef und ihren Kollegen. Jetzt musste sie die unmittelbare Nähe zu der Leiche zulassen. Sie stand schweigend da.
    Â»Ist das der Tote, den du gestern Nacht vom Zug aus gesehen hast?«, unterbrach sie Moritz nach einer Weile. Olivia zuckte mit den Schultern. Dann sah sie genau hin. »Alles, was ich sagen könnte, wären Vermutungen, mit Gewissheit kann ich nichts behaupten.«
    Â»Sind das die Augen, von denen du gesprochen hast?« Moritz schob beide Lider der Leiche nach oben. Olivia, obwohl viel gewohnt, zuckte innerlich zusammen. Der Anblick wirkte so ungeheuer grotesk.
    Â»Ich weiß es nicht, Moritz.«
    Â»Okay.«
    Moritz

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