Wut im Quadrat - Mannheim-Krimi
Schultern.
»Wenn einer das weiÃ, dann Moritz.«
Aber auch der schüttelte den Kopf.
»Kenne ich nicht.«
Olivia lieà von der Leiche ab und fragte Dr. Klose, wer den Toten gefunden habe. Er deutete auf eine junge Frau mit drei Kindern, die ein wenig abseits standen und vom Roten Kreuz versorgt wurden.
Olivia ging zu ihnen hinüber und stellte sich der gutaussehenden Frau kurz vor.
»Olivia von Sassen, Kriminalpolizei Mannheim. Hallo.« Sie lächelte aufmunternd.
»Hallo, Vanessa Dotter.«
Die Frau, die in ihrem Alter zu sein schien, wirkte erschöpft. Der Schreck saà ihr offenbar noch in den Knochen. Hinzu kam, dass es bestimmt nicht einfach gewesen war, die Kinder zu beruhigen.
»Haben Sie einen kurzen Moment Zeit?«
Vanessa nickte.
»Sie haben die Leiche entdeckt?«
Sie schüttelte den Kopf.
»Nein, die Kinder. Genauer gesagt, die Mädchen.«
»Ihre Kinder?«
»Nein, das sind meine Nichten und mein Neffe. Wir wollten heute hier am Rhein picknicken.«
»Können Sie mir die Situation beschreiben?«
Vanessa zuckte mit den Schultern.
»Hm, viel zu sagen gibt es nicht. Mein Neffe und ich sind dort vorne in den Waldweg eingebogen, während die Mädchen noch am Wasser gespielt und Steine in den Rhein geworfen haben. Dabei haben sie hier die Leiche gefunden und sind furchtbar erschrocken. Ich habe sofort die Polizei verständigt.«
Olivia bat Vanessa, sich für weitere Aussagen zur Verfügung zu halten, und nahm ihre Kontaktdaten auf, bevor sie sich mit einem herzlichen Danke verabschiedete.
Zurück im Präsidium kopierte Olivia die Fotos der Leiche von ihrem Smartphone auf den Server des Präsidiums und wollte mit ihrem Kollegen die Tätowierungen durchgehen. Der aber wollte sofort wieder los. Moritz hatte die Angewohnheit, nicht im Büro sitzen bleiben zu können, wenn er über einen Fall nachdachte. Für gewöhnlich verlieà er die Polizeiwache, schlenderte durch die Quadrate, setzte sich auf eine Bank am Wasserturm, ging ein Eis essen oder stöberte in der Innenstadt in einem der Geschäfte. Auf diese Weise überkam ihn das Gefühl, dass er die Stadt stets im Auge behielt. Das war heute nicht anders.
»Was ist los mit dir, Moritz? Setzt dich doch mal hin!« Moritz schwante nichts Gutes. Nun würde genau das losgehen, wovor er sich die ganze Zeit gefürchtet hatte, er musste sich, ob er wollte oder nicht, auf seine neue Partnerin einlassen.
»Was soll los sein?«, versuchte er in die Offensive zu gehen.
»Seit wir zurück aus Neckarau sind, läufst du hier durch das Büro wie ein Tiger im Käfig, ohne auch nur eine Sekunde still zu stehen.«
»Na und? Stört dich das?«
»Mich stört, dass du mich nicht in deine Gedanken einweihst. Dass du all deine Ãberlegungen für dich behältst.« »Hm. Ich denke nach.«
»Ich bin es aber gewohnt, mit meinem Partner Pingpong zu spielen. Gemeinsam nachzudenken. Zu brainstormen. Da kommt man auf gute Ideen.«
»Und ich bin es gewohnt, allein zu arbeiten und nicht an dieses Büro gebunden zu sein. Ich mag zwar Beamter sein, aber ich bin noch lange kein Bürohengst.«
Olivia musterte ihren neuen Kollegen und verstand allmählich, wo das Problem lag.
»Wenn das das Problem ist, habe ich eine Lösung. Lass uns ein Eis essen gehen. Raus hier. Ich nehm die Bilder von der Leiche mit und wir schauen sie uns unterwegs gemeinsam an.«
Sie schnappte sich ihren Kapuzenpulli und bedeutete Moritz, mit ihr zu kommen. Bevor er etwas erwidern konnte, raunzte sie ihn an: »Ich bin nämlich auch keine Schreibtischtäterin!«
Dann warf sie ihm seine Lederjacke zu. Er hatte verstanden.
Gemeinsam schlenderten sie in Richtung Planken.
Was für ein komischer Name für die groÃe FuÃgängerzone, die sich quer durch die Mannheimer Quadrate zieht
, schoss es Olivia durch den Kopf,
eigentlich hätte man so einen Namen eher in einer Hafenstadt erwartet. Mannheim hat wirklich eine eigenwillige Benennungsmethode für seine StraÃen. Naja, immerhin gibt es innerhalb der Quadrate StraÃennamen, wie die Planken beweisen
. Sie gingen nicht gleich zum Eiscafé, sondern wanderten noch ein Stück die EinkaufsstraÃe entlang, vorbei an kleinen Geschäften und groÃen Kaufhäusern, und zwischen all den Menschen hindurch, die aus der Stadt und der Umgebung zum Einkaufen hierhergekommen
Weitere Kostenlose Bücher